Dem Regen am Ende des Qualifyings konnte keiner ausweichen - manche Teams gingen mit ihm jedoch besser um als andere, was sich letztendlich auch im Endresultat und den übermäßig großen Zeitabständen an der Spitze widerspiegelte. Red Bull und Ferrari, die sich im verregneten Q3 dazu entschieden hatten, ihre Piloten zweimal auf neuen Intermediates auf die Strecke zu schicken, taten an eben dieser Vorgehensweise gut, die sich letztendlich als die schnellere herausstellte. Die Mehrheit der Top-10 setzte jedoch gegen diesen Trend, fuhr nur einen Run, so auch Mercedes... ganz zum Leidwesen von Neuzugang Lewis Hamilton, der sich am Ende mit P4 begnügen musste und irgendwie das Gefühl hatte, dass am Samstag noch mehr drin gewesen wäre.

"Wenn man bedenkt, auf welche Bedingungen wir heute trafen, bin ich mit dem Ergebnis schon ziemlich zufrieden", erklärte der 28-Jährige nach dem Qualifying. Dass er als viertbester Pilot des Zeittrainings an dessen Ende trotzdem über zwei Sekunden Rückstand auf die Bestzeit von Sebastian Vettel hatte, erklärte er wie folgt: "Ale es in Q3 dann nass wurde, wurden auch die Verhältnisse sehr tückisch und unsere schnelle Runde sind wir da mit älteren Reifen gefahren als die Jungs an der Spitze, was ein wenig unglücklich war." Für den Briten stand fest: "Neue Reifen aufzuziehen, wäre definitiv der richtige Weg gewesen." Das Problem sei jedoch gewesen, dass man am Mercedes-Kommandostand andere Wetterinformationen gehabt hätte und auf Grund dieser im entscheidenden Moment nicht richtig habe urteilen können.

Im ersten Augenblick sauer über verschenkte Chance

"Unsere Strategie war, draußen zu bleiben, weil wir davon ausgingen, dass es schneller wieder abtrocknen würde - dann wäre alles in unsere Richtung gelaufen... ist es aber leider nicht", haderte der 28-Jährige mit seinem Schicksal. Für Frust sei aber kein Raum, erst recht nicht mit etwas Abstand zur Hitze des Gefechts. "Ich will halt immer auf der Pole-Position stehen, deswegen ist man dann natürlich nicht glücklich, wenn man so aus dem Auto steigt", relativierte Hamilton seine heruntergezogenen Mundwinkel direkt nach dem Zeittraining. Der Ärger habe sich jedenfalls schnell wieder gelegt, denn der erste Startplatz sei am Samstag ohnehin utopisch gewesen. "Die Pace dafür hätten wir heute nicht gehabt - auch nicht im Trockenen."

Schöne Ablenkung: Hamilton bekam in der Box Besuch von Freundin Nicole Scherzinger, Foto: Mercedes-Benz
Schöne Ablenkung: Hamilton bekam in der Box Besuch von Freundin Nicole Scherzinger, Foto: Mercedes-Benz

Trotzdem fand Hamilton: "Es gibt von gestern auch noch viele positive Aspekte, die wir im Hinterkopf behalten müssen, denn das Auto war im Trockenen nicht schlecht." Lediglich die Balance hätte nach Meinung des Briten noch viel besser sein können. Dass er im Training am Vormittag einen Reifenschaden zu beklagen hatte, bereitete dem Silberpfeil-Pilot hingegen keine Sorgen. "Das wird für morgen überhaupt kein Problem darstellen." Schließlich habe der Regen auch wieder etwas Gutes gehabt und man in Q3 ob der nassen Fahrbahn Trockenreifen sparen können. Mit dem F1 W04 sei er das ganze bisherige Wochenende über zufrieden.

Nach wie vor in der Eingewöhnungsphase

"Man darf nicht vergessen: Ich gewöhne mich noch an das Auto und auch wenn ich mich noch nicht zu einhundert Prozent wohlfühle, so fühle ich mich doch zumindest immer wohler, je mehr ich fahre." Daran würde sich laut Meinung des Briten auch nichts ändern, wenn es am Sonntag entgegen der Erwartungen doch regnen sollte. "Das Wetter ist, wie es ist und das Auto auch, damit müssen wir dann klarkommen", so der Weltmeister von 2008, der versicherte: "Wir haben hart an der Abstimmung für ein trockenes Rennen gearbeitet und versucht, die Balance hinzubekommen. Ich denke, wir sind im Rennen auf jeden Fall schneller als jetzt im Qualifying und allgemein gilt sowieso immer, dass hier alles passieren kann."

"Insgesamt war unsere Pace bislang gut, weshalb es eigentlich nichts zu beklagen gibt. Zudem ist es für mich der zweite Lauf in Folge, den ich aus der zweiten Reihe beginne", sagte der Ex-Champ, der anfügte, dass er erwartete, dass das Anforderungsprofil des Sonntags seinem Silberpfeil noch mehr in die Karten spielen würde. "Unsere Pace sah im Vergleich zu den anderen Teams über die Distanz hier ziemlich gut aus - dementsprechend hoffe ich für morgen auf trockene Verhältnisse, denn Nico war hier im Trockenen zuweilen sogar der Schnellste und wenn es so bleibt, können wir die Jungs an der Spitze sogar schlagen." Hamilton fügte an: "Ich freue mich schon sehr auf das Rennen, denn morgen wird es wirklich spannend!"