Hochleistungssport in der Sauna: Dieser Vergleich lässt vielleicht erahnen, mit welchen extremen Bedingungen die Formel-1-Fahrer beim Großen Preis von Malaysia zu kämpfen haben. Als würde es nicht ausreichen, dass beim Rennen in Südostasien Temperaturen von weit über 30 Grad Celsius herrschen. Die Lage der Piloten wird durch die außergewöhnlich hohe Luftfeuchtigkeit von bis zu 90 Prozent noch einmal nachhaltig verschlimmert. Dass die Fahrer bei Verhältnissen, die Normalsterblichen schon beim Lesen den Schweiß auf die Stirn treiben, noch ein Höchstmaß an Konzentration, Koordination und Kondition vollbringen müssen, macht die Leistungen, die sie hinter dem Lenkrad bewerkstelligen, nahezu unvorstellbar.

Adrian Sutil hat den Kraftakt in Malaysia bereits fünfmal durchgestanden. Leicht sei das Rennen in Sepang für keinen der Fahrer, stellte der 30-Jährige klar. "Es geht schon an die Schmerzgrenze, man ist klar am Limit", schildert der Force-India-Pilot bei Motorsport-Magazin.com seine Eindrücke von der Sepang-Sauna. Auf den Einsatz einer Kühlweste verzichtet Sutil dennoch. "Nein, das ist nicht geplant. Im Cockpit ist es zu schwer, vielleicht auch zu eng. Das Gewicht würde mich stören, weil ich mit meiner Körpergröße und dem Gewicht im Auto eh schon am Limit bin", erklärte er und fügte hinzu: "Man steht es durch, aber man muss dafür beißen."

Jenson Button bereitet sich mit Laufen auf die Hitzeschlacht vor, Foto: Sutton
Jenson Button bereitet sich mit Laufen auf die Hitzeschlacht vor, Foto: Sutton

In der Tat: Insgesamt legen die Piloten eine Distanz von 310,408 Kilometern zurück, und das bei wechselnden Bedingungen und Geschwindigkeiten von über 300 km/h. Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Abschneiden sei ein absolut austrainierter Körper, meinte Mercedes-Lenker Nico Rosberg. "Fit zu sein, ist das Wichtigste", sagte er. "Aber man muss auch viel trinken und viele Elektrolyte zu sich nehmen, weil man sehr viel schwitzt." Im Rennen verliere er zwischen zwei bis vier Liter an Flüssigkeit, berichtete Rosberg.

"Es gibt überhaupt keine frische Luft, ich spüre meinen Hintern auf dem Boden und der Asphalt ist 50 Grad heiß", sagte er. Doch anders als sein Vater, der frühere Formel-1-Weltmeister Keke Rosberg, verzichtet er auf ein Kühlsystem - die unangenehmen Bedingungen ließen sich auch so aushalten. "So einen Quatsch braucht doch kein Mensch! Das waren damals nicht so harte Typen", scherzte der Mercedes-Star. "Das waren Weicheier..."

Jenson Button, genauso wie Rosberg bekennender Triathlon-Liebhaber, sollte große Anstrengungen eigentlich gewohnt sein. Doch die Bedingungen in Malaysia treiben auch den Weltmeister von 2009 an seine Grenzen. "Es ist sehr anstrengend und superheiß", erklärte der 33-jährige Routinier. Sein Erfolgsrezept besteht darin, sich bereits im Vorfeld an die grenzwertigen Verhältnisse anzupassen. "Ich war draußen laufen und habe dort trainiert, um mich zu akklimatisieren", verriet Button. "Es ist ein hartes Rennen, weil die Luftfeuchtigkeit so hoch ist, man kann auf der Geraden nicht nach frischer Luft schnappen, es ist wirklich hart."

Sergio Perez sieht es so ähnlich wie sein erfahrener Teamkollege. Als grundsätzlich schlecht empfindet er die Strapazen, die ihn im Cockpit erwarten, jedoch nicht. Der Mexikaner hofft, dass er den entscheidenden Tick, der seinem Auto im Moment noch fehlt, durch körperliche Stärke ausgleichen kann. "Die Bedingungen sind wirklich schwierig, alle Fahrer leiden unter der Hitze", sagte der McLaren-Pilot. "Auch wenn es regnet, darf man nie aufhören zu trinken. Fünf Minuten nachdem es aufgehört hat, ist die Hitze wieder da. Ich bin physisch in einer sehr guten Verfassung, das ist bei diesen Bedingungen ein Vorteil."

Valtteri Bottas geht seinerseits mit einem Nachteil ins Rennen. Der finnische Rookie in Diensten von Williams stellt sich der 56 Runden andauernden Tortur im Glutofen Sepang in diesem Jahr zum ersten Mal. Seiner Meinung nach spielt die richtige Vorbereitung eine Schlüsselrolle. "Ich kann nur viel trainieren. Je fitter man ist, umso besser verträgt man die Hitze. Ich kam am Dienstagabend hier an, am Mittwoch habe ich draußen mit meinem Trainer trainiert, um mich zu akklimatisieren - mit Tennis und Laufen", erzählte er. "Der Herzschlag ist höher als normalerweise, aber das ist für alle gleich. Ich bin zuversichtlich, dass ich gut vorbereitet bin."

Alonso bleibt cool

Nur einen Fahrer scheint die Hitze in Malaysia im wahrsten Sinne des Wortes kalt zu lassen: Fernando Alonso. "Es ist ein bisschen heißer als sonst, aber am Ende des Tages ist das kein großer Unterschied, bei 300 km/h spürt man das nicht so", kommentierte der Ferrari-Star die zu erwartende Hitzeschlacht lapidar. "Es ist mehr ein Problem für die Leute in der Box." Und Alonso muss es wissen, immerhin bringt es der Spanier zusammen mit Michael Schumacher auf die meisten Siege. Beide triumphierten insgesamt dreimal auf dem Kurs unweit der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur.