Seit wenigen Stunden ist das erste Rennwochenende der fünf Rookies in der Königsklasse beendet. Zum ersten Mal mussten sich Jules Bianchi, Valtteri Bottas, Max Chilton, Esteban Gutierrez und Giedo van der Garde im Renntrimm beweisen und hinterließen unterschiedliche Eindrücke. Motorsport-Magazin.com hat sich die 'Frischlinge' angesehen.

Jules Bianchi

Jules Bianchi konnte überzeugen, Foto: Sutton
Jules Bianchi konnte überzeugen, Foto: Sutton

Auftakt nach Maß, ist die kurze Zusammenfassung für Jules Bianchi. Vor kurzem wusste der Franzose noch nicht, dass er in Melbourne seine Kreise ziehen würde, nun knallte er für Marussia den 15. Platz auf den Tisch. Bereits am Samstag zeigte der Franzose, was in ihm steckt und stellte seinen MR02 auf den 19. Startplatz. Besonders beeindruckend: während erfahrene Piloten wie Lewis Hamilton oder Sergio Perez im Qualifying Fehler machten, fuhr Bianchi mit seinem deutlich schwieriger zu handhabenden Boliden ohne Fehl und Tadel - und das ohne einen einzigen Regentesttag im Vorfeld.

Bianchi selbst kam nach seinem ersten Rennen nicht mehr aus dem Strahlen heraus. "Ich bin sehr glücklich über mein heutiges Rennen und hätte mir wirklich keinen besseren Start in meine erste Saison in der Formel 1 vorstellen können", jubelte der ehemalige Force-India-Testfahrer. Mit den ersten Punkten im ersten Rennen hat es - wie vorher zu erwarten war - im Marussia zwar noch nicht geklappt, die Leistung des F1-Neulings ist aber aller Ehren wert.
Note: 1

Valtteri Bottas

Valtterie Bottas leistete sich ein paar kleine Ausrutscher, Foto: Sutton
Valtterie Bottas leistete sich ein paar kleine Ausrutscher, Foto: Sutton

Ein Jahr ohne Rennen und nun ist Valtteri Bottas zurück. Nach der GP3 fristete der Finne seine Zeit als Ersatzfahrer bei Williams und konnte immerhin etliche Freitagseinsätze auf sein Erfahrungskonto buchen. Am ersten Rennwochenende schlug sich der Rookie aber beachtlich. Meist nur knapp hinter Teamkollege Pastor Maldonado - im Qualifying sogar davor - zeigte er teamintern eine starke Leistung.

Gleiches gilt für das Rennen. Während er den ersten F1-Lauf seiner Karriere ohne große Platzer beendete, flog Maldonado nach einem Fahrfehler ab. Ein kleiner Fehler am Anfang des Rennens und damit einhergehender Positionsverlust kann Bottas im ersten Rennen verziehen werden. Gleich im Anschluss an das Rennen in Melbourne wurde aber wieder seine eigentliche Stärke deutlich: er analysierte die Schwächen des Williams und präsentierte gleich erste Lösungsansätze. "Vielleicht sind wir mit dem Setup oder ein paar Teilen in die falsche Richtung gegangen", stellte Bottas eine erste Diagnose. Mit seinem Talent und den analytischen Ansätzen könnte sich Bottas als Glücksgriff für Williams erweisen.
Note: 2+

Esteban Gutierrez

Esteban Gutierrez krönte sich anhand der Platzierung zum besten Rookie, Foto: Sutton
Esteban Gutierrez krönte sich anhand der Platzierung zum besten Rookie, Foto: Sutton

'Ruhig bleiben' lautete das Motto von Esteban Gutierrez. Groß war die Angst, sich von äußeren Erwartungen zu sehr unter Druck setzen zu lassen, die wichtigen Dinge zu vergessen und nervös zu werden. Perfekt lief es für den Mexikaner tatsächlich nicht, denn kurz vor dem Rennen wurde ihm mitgeteilt, dass am Auto seines Teamkollegen Nico Hülkenberg gravierende Probleme aufgetreten seien und der Deutsche das Rennen nicht starten könne. Bei Gutierrez' Auto wollte Sauber die Situation im Auge behalten. Genau diese Nachricht will ein Fahrer vor seinem ersten F1-Rennen hören... und dabei noch ruhig bleiben.

Genau das tat Gutierrez aber. Sein Rennen verlief unspektakulär und am Ende reichte es mit Platz 13 für keinen Punkt. Für den Mexikaner war das aber kein Drama, denn Kilometer sammeln stand im Vordergrund. Einen Titel holte er sich dann doch noch ab: Rookie des Rennens, aufgrund seines 13. Platzes. Unter Berücksichtigung des Materials der anderen Neulinge war zwar ohnehin nur Valtteri Bottas eine Gefahr, stolz kann Gutierrez aber dennoch sein.
Note: 2

Max Chilton

Max Chilton zog sich achtbar aus der Affäre, Foto: Sutton
Max Chilton zog sich achtbar aus der Affäre, Foto: Sutton

Ein gelungener Einstand. Max Chilton setzte in Melbourne gegen seinen Teamkollegen Jules Bianchi zwar keinen Stich, zog sich aber achtbar aus der Affäre. Ohne nennenswerte Fehler bugsierte der Brite seinen Boliden im Qualifying auf den 20. Startplatz und würdigte Caterham keines Blickes. Im Rennen hieß es dann aber erstmals Lehrgeld bezahlen - wenn auch nicht selbstverschuldet.

Durch eine Kollision mit Caterham-Mann Giedo van der Garde war der Frontflügel des 21-Jährigen beschädigt. Ein früher Stopp brachte ihn ans Ende des Feldes und von hinten lauerte bereits die Spitze, die überrunden wollte. Davon ließ sich der Rookie aber nicht aus der Ruhe bringen, visierte Van der Garde, ging vorbei und legte Meter um Meter zwischen sich und seinen Kontrahenten. "Auch wenn das Rennen seine frustrierenden Momente hatte, konnte ich so einige Dinge lernen, die ich sonst vielleicht nicht mitgenommen hätte", bewies der 21-Jährige Weitblick. Marussia im ersten Rennen ins Ziel gebracht, keine entscheidenden Fehler gemacht und einen Caterham bezwungen - ein Einstand mit Potenzial.
Note: 2-

Giedo van der Garde

Giedo van der Garde muss sich steigern, Foto: Sutton
Giedo van der Garde muss sich steigern, Foto: Sutton

Ein Wochenende aus Pleiten, Pech und Pannen. Der Älteste aller Rookies im Feld - Van der Garde ist mit seinen 27 Jahren sogar älter als Dreifach-Champion Vettel - bekleckerte sich im Albert Park nicht gerade mit Ruhm. Eines kann man dem Niederländer aber bescheinigen: Konstanz. Mit seinem Caterham holte er sich regelmäßig die rote Laterne ab und landete mit Ausnahme des dritten Freien Trainings immer am Ende des Feldes.

Im Qualifying war van der Garde der erste Pilot, der seinen Boliden in die Mauer setzte und mit unter dem Chassis eingeklemmtem Frontflügel an die Box schlich. Im Rennen dann der nächste Bock: Im Duell mit Marussia-Mann Chilton beschädigte er dessen Frontflügel. Obwohl der Brite nach einem Zwangsstopp weit hinter dem Feld herfuhr, arbeitete er sich erneut an Van der Garde heran und passierte ihn. Der Niederländer brachte seinen CT03 zwar ins Ziel, in Malaysia muss aber eine Steigerung her.
Note: 4