Jules Bianchi

Bianchi beeindruckt nicht nur Ferrari, Foto: Sutton
Bianchi beeindruckt nicht nur Ferrari, Foto: Sutton

Die Formel 1 ist ein äußerst schnelllebiges Geschäft - das erlebte Jules Bianchi in den letzten Wochen am eigenen Leib. Eigentlich kämpfte der Franzose um ein Cockpit bei Force India, doch da Adrian Sutil den Vorzug erhielt, sah es bereits so aus, als würde die Königsklasse ohne ihn abfahren. Dann tat sich jedoch bei Marussia die Türe auf, weil Luiz Razia seinen finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen konnte, und Bianchi sprang ein. Trotz weniger Testkilometer hatte der 23-Jährige Teamkollege Max Chilton sofort unter Kontrolle und holte aus dem Nachzügler-Wagen eine erstaunliche Pace heraus.

Für Punkte reichte es freilich noch nicht - dafür ist der MR02 zu schwach - doch abgesehen vom letzten Grand Prix in Bahrain war Bianchi stets Best of the Rest und hatte neben Chilton auch die Konkurrenz von Caterham fest im Griff, zudem kam er im Qualifying auch den Williams-Piloten bereits gefährlich nahe. Angesichts dieser Glanzvorstellungen kommt es wenig überraschend, dass Ferrari den Franzosen mit Argusaugen verfolgt, immerhin stammt er aus der Nachwuchsschule der Scuderia. "Ich bin sicher, dass er sein Potenzial nicht nur bei diesem Team, sondern in der Zukunft auch bei anderen Teams unter Beweis stellen kann", meinte Stefano Domenicali.

Zwischennote: 2,75

Max Chilton

Chilton muss sich hinter Bianchi einordnen, Foto: Sutton
Chilton muss sich hinter Bianchi einordnen, Foto: Sutton

Max Chilton sah in den ersten vier Rennen seiner Formel-1-Karriere trotz deutlich mehr Testzeit im Auto kein Land gegen Teamkollege Jules Bianchi. Für ihn sind derzeit die beiden Caterham-Piloten, vor allem Giedo van der Garde, der Maßstab. Mit diesem hatte er in Australien gleich eine unliebsame Begegnung, die ihm einen Flügelwechsel einbrachte. Jedoch konnte er den dadurch entstandenen Rückstand wettmachen, van der Garde überholen und kam mehr als 26 Sekunden vor ihm ins Ziel. In Malaysia dagegen hing Chilton hinter den Caterham-Piloten fest und überquerte als Letzter die Ziellinie, auch wenn er aufgrund der späten Ausfälle von Jenson Button und Daniel Ricciardo nicht als solcher gewertet wurde.

In China befand sich der junge Brite am Ende im Niemandsland, denn von den Gegnern vor und hinter ihm war er mehr als eine halbe Minute entfernt. Auch in Bahrain lief es nicht rund, konnte Chilton dort doch nur den nach einer frühen Kollision chancenlosen van der Garde hinter sich halten. Jedoch bedeuteten gerade einmal 12 Sekunden Abstand zu Teamkollege Bianchi im Ziel einen Aufwärtstrend. Diesen muss er nun fortsetzen, um sich nachhaltig als Formel-1-Pilot zu empfehlen und nicht als Bezahlfahrer abgestempelt zu werden.

Zwischennote: 3,25

Giedo van der Garde

Van der Garde ist ein starker Starter, Foto: Sutton
Van der Garde ist ein starker Starter, Foto: Sutton

Giedo van der Garde liegt auf Rang 21 der Fahrerwertung zwar bis auf Max Chilton hinter den anderen Rookies zurück, enttäuscht hat er in den ersten vier Rennen jedoch nicht. In Australien büßte er aufgrund eines schleichenden Plattfußes Zeit ein und überquerte als 18. und Letzter die Ziellinie. In Malaysia kam er mit den Intermediate-Reifen und auf feuchter Strecke besser zurecht als später auf trockenem Asphalt. Begünstigt durch zahlreiche Ausfälle fuhr er Rang 15 hinter seinem Teamkollegen ein. In China kämpfte er mit den Reifen und wurde erneut als Letzter gewertet.

Auch zuletzt in Bahrain hatte van der Garde die rote Laterne, jedoch war er an dieser Tatsache nur bedingt selbst schuld. Denn Toro-Rosso-Pilot Jean-Eric Vergne übernahm die Verantwortung für die Kollision in Runde 1, in deren Folge sich der Niederländer mit defektem Auto hinter dem Feld herschleppte. Auch wenn es sich an den Ergebnissen nicht recht ablesen lässt, hat sich van der Garde in seinen ersten Formel-1-Rennen gut geschlagen. Vor allem der Start scheint eine seiner Stärken zu sein, die er jedoch noch besser nutzen könnte, wenn er sich besser qualifizieren würde. Im Qualifyingduell mit Teamkollege Charles Pic konnte er jedoch immerhin einen Sieg erzielen.

Zwischennote: 3,5

Valtteri Bottas

Der FW35 schränkt Bottas' Möglichkeiten ein, Foto: Sutton
Der FW35 schränkt Bottas' Möglichkeiten ein, Foto: Sutton

Gegenüber den anderen Rookies hat Valtteri Bottas einen enormen Vorteil: der Finne zählt bereits seit 2010 zur Besetzung von Williams und spulte in seiner Funktion als Ersatzfahrer zahlreiche Freitagstrainings ab, womit für ihn der Aufstieg zum Stammpiloten ein verhältnismäßig kleiner Schritt war. Noch ist es Bottas nicht gelungen, Zählbares zu einzufahren, was jedoch in erster Linie der schwächelnden Performance des Rennstalls aus Grove geschuldet ist.

Gleich bei seinem Debüt in Australien gelang es dem 23-Jährigen, seinen Teamkollegen Pastor Maldonado im Qualifying zu schlagen und im Gegensatz zum Venezolaner sah er auch bei allen vier bisherigen Rennen die Zielflagge. Als bestes Resultat steht ein elfter Platz aus Malaysia zu Buche, wobei lediglich anderthalb Sekunden auf den letzten Punkterang fehlten. Wie das gesamte Williams-Team hofft Bottas nun, dass mit den Updates in Barcelona der Aufschwung einsetzt - ansonsten könnte die restliche Saison trotz ansprechender Leistungen einen mühsamen Verlauf nehmen.

Zwischennote: 3,75

Esteban Gutierrez

Gutierrez hat noch einige Anpassungsprobleme, Foto: Sutton
Gutierrez hat noch einige Anpassungsprobleme, Foto: Sutton

Der junge Mexikaner musste rasch feststellen, dass der Sprung vom Test- zum Einsatzfahrer kein einfacher ist. Beim Saisonauftakt in Australien belegte Gutierrez den 13. Platz, eine Woche später in Malaysia wurde er Zwölfter, während zuletzt in Bahrain Rang 18 das Maximum darstellte. Seine bisher schwärzeste Stunde erlebte der Sauber-Pilot in China, wo er sich beim Anbremsen völlig verschätzte und in Adrian Sutils Heck krachte. Es folgte eine Entschuldigung, um eine Rückversetzung in Bahrain kam er jedoch nicht herum.

Besonders deutlich wird Gutierrez' Nachholbedarf beim Blick auf die teaminterne Bilanz. Nico Hülkenberg ist bisher völlig außer Reichweite, vielmehr hat der Mexikaner große Probleme, überhaupt das erste Qualifying-Segment zu überstehen - bereits drei Mal kam in Q1 das Aus. Es stellt sich also die Frage, wie lange Saubers Geduldsfaden ist oder ob sich die Schweizer mangels Erfolgen nicht doch bald genötigt sehen, auf dem Fahrersektor Korrekturen vorzunehmen. Teamchefin Monisha Kaltenborn stellte jüngst gegenüber Motorsport-Magazin.com klar: "Der Rookie-Status kann nicht für alles eine Entschuldigung sein."

Zwischennote: 4

Die Zwischennoten ergeben sich aus den Mittelwerten der Fahrer-Analysen der vier bisherigen Saisonrennen.