Mit der Entscheidung nach Australien die supersoft und medium Reifen zu bringen, ging Pirelli ein Risiko ein. Vor allem die weiche Mischung machte den Teams bei den Testfahrten in Barcelona schwer zu schaffen. Die Sorgenfalten bei so manchen Teamchef wurden noch größer, die Kopfschmerzen noch schlimmer. Viele befürchteten, dass der Reifen kaum zwei fliegende Runden am Stück überstehen würde - und zum Teil sollten sie Recht behalten.

Der superweiche Reifen hielt auf den Shortruns nur wenige fliegende Runden durch, die Pace auf den Longruns nahm mit jeder weiteren Runde konstant ab. "Ich bin mit dem superweichen zehn Runden gefahren, danach war an der Vorderachse fast gar nichts mehr übrig", erzählte Adrian Sutil gegenüber Motorsport-Magazin.com. Während die einen über die weicheren Reifen klagten, fanden andere wiederum nur lobende Worte - zu dieser Kategorie zählte auch Nico Rosberg.

"Die superweichen Reifen arbeiten besser als erwartet. Sie schauen definitiv besser aus als im Winter - das ist eine positive Überraschung", erklärte der Mercedes-Pilot. Zudem sei der weichere Reifen deutlich schneller als der härtere. "Es war toll auf ihnen zu fahren. Vor allem mit wenig Sprit an Bord fühlten sich die Reifen sehr schnell an." Laut Pirelli sind die weicheren Reifen zwischen 0,7 und 1 Sekunde schneller als die härteren. Logische Folge - kaum einer der Piloten wird im Qualifying auf die harte Mischung setzen. Oder doch?

Zwei bis drei Boxenstopps

Denn Kimi Räikkönen hat im Freien Training eine ganz andere Beobachtung gemacht. Mit Ausnahme von Red Bull habe kaum einer eine große Verbesserung auf den weicheren Reifen geschafft. "Red Bull war auf beiden Mischungen schnell. Anderen Teams gelang auf den supersoft keine deutliche Steigerung, wobei das Rennen eine andere Geschichte ist." Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery bestätigt, dass es deutliche Unterschiede bei den Teams gibt. "Einige haben offensichtlich kapiert, wie sie ihr Setup einstellen müssen."

Dazu gehört wohl auch Sebastian Vettel, der für viele überraschend seine Bestzeit auf dem zweiten Run auf den superweichen Reifen gefahren ist, nachdem er auf seiner ersten fliegenden Runde im Verkehr festhing. Bei Teamkollege Mark Webber führten hingegen die abbauenden Reifen gegen Ende der Trainingssessions sogar zu einem Dreher Ausgang Kurve 13. So uneinig sich die Piloten in Bezug auf den superweichen Reifen sind, so einig sind sie sich in punkto medium Reifen.

"Der mittlere Reifen ist eigentlich sehr gut und für das Rennen derjenige, den man fahren möchte. Er ist von der Balance sehr neutral - also fast perfekt", erklärte Sutil. Der Deutsche geht davon aus, dass die meisten versuchen werden, den superweichen Reifen im Rennen so schnell wie möglich zu eliminieren, um auf der mittleren Reifenmischung zu fahren. "Ich denke, zwei Stopps könnten gehen", so Sutil. Seine Erwartung deckt sich mit der von Pirelli. "Der mittlere Reifen sollte 22 bis 24 Runden halten, der weiche 10 bis 12 Runden, deshalb rechnen wir mit zwei bis drei Boxenstopps", sagte Motorsportdirektor Paul Hembery.