Die Entscheidung rückt unweigerlich näher. Force India wird in den kommenden Tagen entscheiden, wer das zweite Cockpit neben Paul di Resta erhält und in der Formel 1 seine Runden drehen darf. Die hoffnungsfrohen Kandidaten lauten Adrian Sutil und Jules Bianchi. Beide durften im Rahmen der bisherigen Testfahrten ihr Können zeigen und nun liegt es am Team, die überfällige Wahl zu treffen, da davon auszugehen, dass Force India bei den letzten Tests vor dem Saisonstart in der kommenden Woche bereits auf seine feststehende Fahrerpaarung zurückgreifen wird. Motorsport-Magazin.com liefert Argumente für beide Aspiranten.

Adrian Sutil will wieder in die F1, Foto: Sutton
Adrian Sutil will wieder in die F1, Foto: Sutton

Sutil: Kennt das Team wie kaum ein anderer

Adrian Sutil nahm in seiner bisherigen Karriere an 90 Grands Prix teil. Alle Rennen bestritt der Gräfelfinger für Force India und dessen Vorgängerteam Spyker. Er war es auch, der mit Platz neun in der Fahrer-WM die bislang beste Platzierung für die Inder holte. Vermutlich kennt Sutil das Team besser als Teamchef Vijay Mallya selbst. Gerade in einer Zeit, in der Unruhen - ausgelöst von den Geldsorgen Mallyas - zur Tagesordnung gehören, braucht das Team einen erfahrenen Ruhepol. Nachdem der Zwischenfall mit Eric Lux vor zwei Jahren auch von allen Beteiligen ad acta gelegt wurde, könnte genau darin die Stärke Sutils liegen. Und die Geldsorgen könnte er mit seinen Sponsoren im Hintergrund ebenfalls - zumindest ein wenig - mindern.

Zudem wird Sutil fahrerisch häufig unterschätzt. Sicherlich ist der 30-Jährige kein Jahrhundert-Talent wie vielleicht seine beiden Landsmänner Sebastian Vettel oder Michael Schumacher. In seiner bisherigen Karriere ist allerdings eine stetige und positive Entwicklung zu erkennen. Besonders im Regen zeigten sich die Qualitäten des Deutschen, wenn er mit unterlegenem Material oftmals respektable Resultate erzielen konnte. Als Bespiel sei Monaco 2008 genannt, als Sutil bei einem Rennen unter Mischbedingungen kurz vor Ende auf Platz vier lag, letztendlich aber von Kimi Räikkönen ins Aus befördert wurde. Auch wenn am Ende nichts dabei herauskam, hat er in diesem Rennen seine Qualitäten deutlich gezeigt. Neben Erfahrung und Sponsoren könnte Force India also mit Sutil auch Pace an sich binden.

Bianchi hat es sich im Cockpit bereits bequem gemacht, Foto: Sutton
Bianchi hat es sich im Cockpit bereits bequem gemacht, Foto: Sutton

Bianchi: Jugendlicher Elan mit Ferrari-Power

Der ursprüngliche Plan sah vor, dass Jules Bianchi ein zweites Jahr als Testfahrer bei Force India verbringen sollte, doch dieser könnten nun über Bord geworfen werden. Der Franzose saß bei den Tests in Jerez und Barcelona an jeweils einem Tag im Auto und lieferte mit den Plätzen zwei und vier eine respektable Vorstellung ab. Neben seiner Tätigkeit als Testfahrer trat Bianchi im vergangenen Jahr auch in der World Series by Renault an und sicherte sich den zweiten Rang im Endklassement. 2011 wurde er in der GP2 Dritter - die Meisterschaft holte damals sein Landsmann Romain Grosjean, der den Sprung in die Formel 1 mittlerweile geschafft hat.

Die sportliche Basis des 23-Jährigen stimmt also, doch Bianchi hat noch ein weiteres gutes Argument, das er in die Waagschale werfen kann. 2009 unterschrieb er einen Fördervertrag bei Ferrari und absolvierte das Nachwuchsprogramm der Scuderia. Die Italiener sind daran interessiert, auch 2014 zwei Kundenteams mit Motoren auszustatten und da Toro Rosso vor dem Absprung steht, ist Force India ein heißer Kandidat für eine Partnerschaft. Es wäre also naheliegend, würde Bianchi Bestandteil eines Motorendeals werden, der Force India günstigere Triebwerke und dem Ferrari-Schüler Einsatzzeit in der Königsklasse beschert. Der Jungspund brennt jedenfalls auf sein Debüt: "Ich bin viele Kilometer in der Formel 1 gefahren und nun für Rennen bereit", untermauerte er seine Ambitionen.