"Wir brauchen noch ein bisschen Zeit, aber es hat sich ganz gut angefühlt, wir hatten keine größeren Probleme heute", fasste Sebastian Vettel den ersten Tag der Testfahrten in Barcelona zusammen. "Wir waren heute in guter Form. Ich bin mit dem Auto und der Balance zufrieden." Der Red-Bull-Pilot spulte auf dem Circuit de Catalunya 66 Runden ab und ordnete sich mit 0,349 Sekunden Rückstand auf Spitzenreiter Nico Rosberg auf dem vierten Platz ein. Ganz friktionsfrei lief der Tag dann aber doch nicht ab, denn eine neue Software für die Elektronik, die von allen Teams eingesetzt wird, machte ein paar Probleme und kostete am Vormittag Streckenzeit. "Damit haben sich alle ein bisschen schwer getan", lachte Vettel. "Es war nichts Wildes, es gab ein Update für die Elektronik und wir mussten die Software neu ins Auto laden."

Einmal mehr standen bei den Testfahrten die Reifen im Fokus. Die überraschend kühlen Temperaturen stellten die Piloten vor einige Herausforderungen, da die Pneus nicht so recht arbeiten wollten und zu schnell abbauten. "Deswegen rutschten alle ein bisschen herum", sagte Vettel. "Wir wollen noch immer die neuen Reifen verstehen, aber unter diesen Bedingungen ist es schwierig. Aber der erste Tag ist immer der schlimmste und die Strecke verbessert sich über die vier Tage", wollte der Heppenheimer keine Missstimmung aufkommen lassen. Jedoch sei es nicht einfach gewesen, ein wirkliches Programm abzuspulen, da man sich die Pneus einteilen müsse, um am Ende nicht mit zu wenig Gummis dazustehen.

Weiter als im Vorjahr

Ein Vergleich zur Konkurrenz sei aufgrund unterschiedlicher Setups und Spritmengen naturgemäß schwierig, selbst wenn Barcelona ein guter Prüfstein sei, doch der RB9 - für den Vettel noch keinen neuen Namen gefunden hat - liege ordentlich und der Weltmeister hatte ein gutes Gefühl in seinem Arbeitsgerät. "Man kann ein fantastisches Auto für sich haben, aber wenn es zu langsam ist, ist es nicht gut", strich Vettel die Schwierigkeiten eines Vergleichs hervor. "Aber wir können zum aktuellen Zeitpunkt zufrieden sein. Wir sind noch dabei, Hausaufgaben zu machen. Das Abtanken und Setzen von schnellen Rundenzeiten überlassen wir den anderen."

Derzeit gelte es vor allem sicherzustellen, dass der Wagen eine Grand-Prix-Distanz bewältigen kann und da das Reglement stabil geblieben ist, würden sich die meisten Änderungen unter der Motorhaube abspielen und für die Zuschauer kaum sichtbar sein. "Vermutlich ist es etwas langweilig, weil nichts Aufregendes passiert, aber es ist wichtig, Kilometer zu machen", scherzte Vettel, der ein paar Aerodynamikteile gegeneinander testete. Bei einem Punkt wollte sich der Heppenheimer jedoch festlegen: Der RB9 ist deutlich besser als der RB8 zur selben Zeit im Vorjahr. "Wir haben hier das Auto aus Brasilien mit einem Schritt nach vorne", erläuterte er. "Wir haben das Auto letzte Saison stark verbessert. Ich bin viel glücklicher, als ich es hier das letzte Mal war."

Mit Fernando Alonso wagte sich Vettels schärfster Konkurrent der Vorsaison erstmals in diesem Jahr auf die Strecke, doch der Deutsche wollte noch keine verbindliche Einschätzung der spanischen Konkurrenz abgeben. "Man kann noch nicht viel sagen, aber Ferrari hat sich in Jerez gut angestellt", meinte er. Zwar würden die hochauflösenden Bilder der Autos den einen oder anderen Aufschluss geben, doch die Kunst sei es einzuordnen, wie gut ein Wagen momentan wirklich ist. Vettel hat sich jedenfalls auf einen beschwerlichen Weg zum vierten Titel eingestellt. "Es wird sehr eng und sehr unvorhersehbar", schätzte er die Lage ein. "Es wird nicht zwischen zwei Teams oder zwei Fahrern [um die Entscheidung] gehen. Letztes Jahr gab es viele Sieger am Anfang der Saison und es spricht nichts dagegen, dass es auch diesmal so sein wird."