Ab Freitag heulen auf dem Autodromo Jose Carlos Pace wieder die Motoren auf und die Piloten können die erste Ausfahrt in Interlagos kaum mehr erwarten. Von keinem der 24 Fahrer ist ein schlechtes Wort über die 4,309 Kilometer lange Strecke zu hören, stattdessen geraten die meisten regelrecht ins Schwärmen.

Insgesamt wird zum 29. Mal in Interlagos - was wörtlich übersetzt zwischen den Seen bedeutet - ein Formel-1-Rennen bestritten und die besondere Charakteristik bietet immer wieder spannende Rennen. Besonders ist vor allem die Lage der Rennstrecke, denn sie ist 875 Meter über dem Meeresspiegel angesiedelt. "Die dünne Luft macht es für die Motoren schwer, denn Sao Paulo liegt rund eintausend Meter über dem Meeresspiegel - das kostet uns also bis zu 40 PS", schildert Sebastian Vettel. Durch diesen Verlust an Pferdestärken liegt in Sao Paulo großes Augenmerk auf der Aerodynamik.

Überholen auch ohne DRS

Der Kurs kann in drei unterschiedliche Teile aus langsamen Kurven im Infield, mittelschnellen zu Beginn und Ende der Runde und den beiden Geraden aufgeteilt werden. Während vorrangig in Kurve acht und zehn, wo nur knapp über 70 km/h erreicht werden, vor allem Abtrieb gefordert ist, kommt es in der Bergauf-Passage zu Start- und Ziel auf Höchstgeschwindigkeit an. "Der Motor ist von Bedeutung, um den Hügel hinauf zu kommen", erklärt Kimi Räikkönen. "Ich denke, der Schlüsselfaktor ist wieder Abtrieb, das Auto muss beim Bremsen aber auch stabil sein. Es ist sehr wichtig, dass man die letzte Kurve richtig erwischt, da es auf die steile Hauptgerade geht."

Überholen ist in Brasilien an verschiedenen Stellen möglich, Foto: Sutton
Überholen ist in Brasilien an verschiedenen Stellen möglich, Foto: Sutton

Sind die Piloten am Ende der Geraden angekommen, bietet sich in das Senna-S hinein eine gute Überholmöglichkeit. Neu ist dabei, dass die Fahrer etwas mutiger zu Werke gehen können, da die Kiesbetten in der Auslaufzone asphaltiert wurden. Bereits kurz danach bietet sich die nächste Überholmöglichkeit, denn die DRS-Zone befindet sich auf der Gegengeraden und erlaubt das Überholen in die folgende Linkskurve hinein.

Insgesamt werden die Piloten 71 Runden absolvieren, durch das besondere Streckenlayout verfügt Interlagos allerdings über die kürzeste Rundenzeit im Kalender. Den Rundenrekord hält seit 2004 Juan Pablo Montoya, der seinen Williams in 1:11,473 Minuten um die Strecke pilotierte.

Gegen den Uhrzeigersinn

Weitere knifflige Tücken des 1972 erstmals von der Formel 1 besuchten Kurses sind die hügelige Bodenbeschaffenheit und die Fahrtrichtung gegen den Uhrzeigersinn. "Die Strecke ist ziemlich heftig für den Nacken, weil wir gegen den Uhrzeigersinn fahren und es einige Linkskurven gibt", so Paul di Resta und WM-Aspirant Vettel gibt ihm Recht. "Die langen Linkskurven üben schon enormen Druck auf unsere Nackenmuskeln aus - durch das Fahren gegen den Uhrzeigersinn, sind wir ungewohnten Zentrifugalkräften ausgesetzt."

Den zahlreichen Zuschauern ist es egal, in welche Richtung die Autos fahren, sie wollen gutes Racing sehen und sorgen für Stimmung. "Interlagos ist eine legendäre Strecke und die Atmosphäre ist immer toll", freut sich Vorjahressieger Mark Webber. Williams-Pilot Pastor Maldonado beschreibt die Atmosphäre als lateinamerikanisch und bezeichnet die brasilianischen Fans als einige der leidenschaftlichsten und versiertesten der Welt.

Diese Leidenschaft wird mehr als deutlich, wenn die 'Paulista' stundenlang im sintflutartigen Regen ausharren oder der Hitze trotzen. Besonders plötzlich aufziehende Regenschauer sind für das Gebiet keine Seltenheit und können binnen weniger Minuten ein Rennen völlig auf den Kopf stellen. "Regen macht es für alle unberechenbarer", so Vettel im Interview mit Motorsport-Magazin.com.