Jaques Villeneuve kritisierte vor kurzer Zeit Sebastian Vettel für "kindisches" Verhalten im Angesicht von Niederlagen. Während der Heppenheimer auf die Aussagen gar nicht erst einging, befasste sich sein Teamchef Christian Horner ausgiebig damit. Dabei merkte er an, dass Sebastian Vettel ein emotionaler Mensch sei. Seine Klasse habe er allein schon dadurch bewiesen, dass er sich in den WM-Kampf 2012 zurückgemeldet habe. Villeneuve hatte kritisiert, dass Vettel nur mit dem besten Auto vorne weg fahren könne.

"Um ehrlich zu sein, verstehe ich nicht, warum Jacques das gesagt hat", wundert sich Horner im Interview mit der Welt über die Äußerungen des Weltmeisters von 1997. Sebastian sei ein emotionaler Mensch, der sein Herz auf der Zunge trage. "Es ist doch normal, dass in solchen Stress-Situationen die Gefühle durchbrechen können. Er wäre kein Mensch, wenn das bei ihm nicht so wäre" nahm er Stellung zu Vettels Gefühlsausbrüchen in Malaysia, als er Narain Karthikeyan nach einer Kollision beim Überrunden beschimpft hatte, und in Monza, als er nach dem Ausfall wutentbrannt seine Handschuhe gegen den Zaun pfefferte.

Natürlich habe Sebastian Vettel mit dem Rennen in Abu Dhabi bewiesen, dass er ein großer Rennfahrer sei. "Sebastian ist dort eines der besten Rennen gefahren, die ich je gesehen habe." Doch schon vorher habe er sich bewiesen: "2010 den Titel zu gewinnen, war sehr hart. Es war der erste für ihn, und viel Druck lastete auf ihm." Bei seiner ersten Weltmeisterschaft ging Vettel als Außenseiter ins Entscheidungsrennen in Abu Dhabi. 2011 habe er den Titel sehr gut verteidigt, aber dabei komplett dominiert, befand Horner.

Keine Gedanken an Schumacher-Rekorde

Sebastian Vettels Reaktionen auf Ausfälle waren für Villeneuve Grund zur Kritik, Foto: Red Bull
Sebastian Vettels Reaktionen auf Ausfälle waren für Villeneuve Grund zur Kritik, Foto: Red Bull

"In diesem Jahr hätte er schon draußen sein können aus der WM-Entscheidung. Im Sommer war er 40 Punkte hinter Alonso. Er hat sich dennoch nicht hängen lassen", lobt der seit Freitag 39-jährige seinen Starfahrer für die Durchhaltequalitäten. Sollte er den Titel holen, wäre er einer von nur drei Fahrern, die das je geschafft hätten, zeigt er auf. Dennoch scheue er sich vor Vergleichen mit Fangio und Schumacher - den anderen zwei Fahrern, denen es gelungen ist, drei Weltmeisterschaften in Folge zu holen.

Auch die Rekorde von Michael Schumacher stünden vorerst nicht auf der Agenda: "Die Formel 1 musste mehr als 50 Jahre auf jemanden wie Michael Schumacher warten. Sieben Titel und 91 Grand-Prix-Siege sind eine so phänomenale Marke, dass man nicht einmal daran denken sollte, dass jemand sie knacken könnte." Zwar könnte Vettel im 100. Rennen seinen 27. Sieg einfahren, während Schumacher bei derselben Marke "nur" auf 26 Siege kam, doch Horner winkt ab: "In den 100 Rennen danach begann Schumachers Dominanz dann erst so richtig."

Was er ebenfalls nicht glaube, ist, dass Vettel seine Karriere ähnlich wie Casey Stoner in der MotoGP zu einem frühen Zeitpunkt beenden würde: "Sebastian empfindet Leidenschaft für den Sport und seine Geschichte. Er liebt, was er macht. Ich halte es daher für sehr unwahrscheinlich, ein solcher Schritt würde mich schon sehr wundern." Außerdem habe Vettel noch den besten Teil seiner Karriere vor sich, während Alonso mit seinen 31 Jahren seinen Zenit bereits erreicht habe.