Wieder einmal versucht die Formel 1, in den Vereinigten Staaten Fuß zu fassen. Und es sieht wirklich nicht schlecht aus: Bei der Premiere des Circuit of the Americas sind die Tribünen prall gefüllt und die Fahrer sind begeistert. In der gesamten Stadt wurde die Formel 1 über Wochen hinweg stark promotet. Die Zeichen stehen gut, dass die Formel 1 es endlich geschafft hat, die Amerikaner zu begeistern. So sehen es jedenfalls die Optimisten. Doch einige drücken auch die Euphoriebremse. Dazu gehören Ross Brawn und Christian Horner.

"Wenn man das erste Jahr auf der Anlage wie dieser fährt, ist es großartig, zu sehen, wie groß die Unterstützung ist. Aber es geht darum, diese auch aufrecht zu erhalten", sagt der Mercedes-Teamchef. Die Formel 1 müsse ihren Ruf Jahr für Jahr in den Vereinigten Staaten verbessern, und das erste Rennen sei eben nur der Start dieses Prozesses. "Ich denke, es wird Zeit brauchen. Dies ist kein Ort, den wir einfach so betreten und vom amerikanischen Publikum erwarten können, dass sie sofort auf Empfang gehen und alles verstehen. Wir wollen den Zuschauern Zeit geben, sich in dieser Hinsicht zu entwickeln."

Schon vor dem Renntag waren die Tribünen voll, Foto: Sutton
Schon vor dem Renntag waren die Tribünen voll, Foto: Sutton

Allerdings zeige die Tatsache, dass das Rennen ausverkauft ist, dass es eine generelle Begeisterung für die Formel 1 in Amerika gäbe, so Brawn weiter. Diesen Enthusiasmus gelte es weiter anzufachen, doch das erfordere Arbeit. Dem stimmt auch Christian Horner zu: Es benötige mehr als nur ein einzelnes Rennwochenende, wenn die Formel 1 ihre Fanbasis in den Staaten ausbauen möchte. "Der amerikanische Markt ist so riesig und hier gibt es eine große Auswahl in Sachen Sportangebot", warnt der Teamchef von Red Bull.

Ist der Kulturgraben zu überwinden?

Er sieht die bisherige Erfolglosigkeit der Formel 1 in den USA kulturell bedingt: "Ich denke, die Amerikaner haben die Formel 1 in erster Linie als europäischen Sport wahrgenommen. Jetzt, da die Formel 1 zu einem wirklich globalen Sport geworden ist, denke ich, dass die Zeit wirklich reif ist, es anzugehen und die Herzen der amerikanischen Fans zu gewinnen." Auch Horner zeigte sich gegenüber Autosport begeistert vom ersten Auftritt in Texas: "Bei diesem Ort habe ich ein sehr gutes Gefühl. Es ist eine großartige Stadt, das Layout sieht interessant aus, alleine die Auffahrt zu Turn 1 sieht fantastisch aus."

Der amerikanische Markt sei sehr wichtig für die Teams, Sponsoren und Geschäftspartner, so Horner weiter. Allerdings warnt er auch vor einer möglichen Enttäuschung der Fans, die anderes Racing gewohnt sein könnten: "Die Leute wollen unterhalten werden. Wenn ich mir NASCAR ansehe, dann sind nur die letzten fünf Minuten interessant, denn vorher geht es lediglich darum, sich gut für die letzten Runden zu positionieren." Die Frage ist nun, ob die Amerikaner ein Rennen, in dem alle Runden wichtig sind, so annehmen. Allerdings glaubt er auch, dass ein Formel-1-Rennen auf einer Strecke wie Austin etwas sehr Spezielles sei.