Mercedes setzt bei den letzten Saisonrennen voll auf die Zukunft. Das bedeutet, es wird bereits vermehrt für das nächste Jahr gearbeitet. Für Nico Rosberg war das im Qualifying zum US Grand Prix nicht gerade von Vorteil. Er sollte am alten Standard-Auspuff etwas ausprobieren, um zu prüfen, welchen Einfluss das auf die Temperaturentwicklung in den Reifen hat. "Das lief in die falsche Richtung", sagte Teamchef Ross Brawn. Bei Rosberg gelang es nicht, genug Temperatur in die Reifen zu bekommen, um schnelle Runden fahren zu können.

Im Rennen erwartete Brawn weniger Probleme, da zu Beginn mit vollem Tank Gas gegeben wird, wodurch die Pneus mehr Temperatur aufbauen sollten. "Was wir mit Nico gemacht haben, war aber wichtig für nächstes Jahr", versuchte der Teamchef, ein wenig Kontext für das missglückte Experiment zu schaffen. "Unsere Priorität liegt jetzt darauf, dass wir so viele Erkenntnisse wie möglich über das Verhalten der Reifen und des Autos in den Winter mitnehmen, damit wir nächstes Jahr besser aussehen. Im Winter werden wir bei kalten Temperaturen testen. Hier ist es jetzt zwar auch relativ kühl, aber diese letzten Rennen sind die letzten beiden Möglichkeiten für die Teams, sich die Reifen und andere Faktoren bei Rennbedingungen anzusehen", erklärte Brawn.

Vor- und Nachteile

Zu diesen Faktoren gehören auch die verschiedenen Auspuffvarianten, die ausprobiert werden. Mit dabei natürlich eine Coanda-Version, die den Luftstrom besser Richtung Unterboden und Diffusor leiten soll. "Wir werden nächstes Jahr darauf setzen. Wir wollen die Vor- und Nachteile davon genau kennen, denn das Wichtige ist, die Vorteile abzusichern und dann die Nachteile zu eliminieren." Damit über den Winter intensiv an dieser Aufgabe gearbeitet werden kann, ist es nun wichtig, die verschiedenen Effekte des Auspuffs im Vergleich zur Standard-Variante herauszufinden. Dabei geht es darum, wie das Auspuffgas um den Reifen fließt, welche Auswirkungen das auf die Temperaturen des Hinterreifens hat oder wie der Motor reagiert.

Ross Brawn möchte möglichst viel Wissen in den Winter mitnehmen, Foto: Sutton
Ross Brawn möchte möglichst viel Wissen in den Winter mitnehmen, Foto: Sutton

"Verschiedene Auspuffsysteme haben verschiedene Auswirkungen auf den Motor selbst. Diese Informationen wollen wir sammeln. Für uns ist das in dieser Phase der Saison wichtiger als alles andere", sagte Brawn. Damit diese Arbeiten alle wunschgemäß laufen, wurde bei Mercedes intern bereits einiges umgebaut. Motorsportchef Norbert Haug betonte, dass Änderungen notwendig waren, um den Schritt nach vorne zu machen. "An der Struktur, am Windkanal, der jetzt mit einem 60-Prozent-Modell betrieben wird. Das soll nur erklären, dass man in einem gewissen Stadium Änderungen machen muss und im Laufe der Saison dann den Preis dafür zahlt."

Sieg war kein Geschenk

Aus seiner Sicht war das aber der einzige Weg, um das Team weiterzuentwickeln. Dafür brauche es Geduld, man müsse die Leute unterstützen und die richtigen Fragen stellen. "Ich denke, jeder arbeitet hart, damit wir das Ziel erreichen. Vor einem halben Jahr lagen wir am 15. April [in China] ganz vorne. Das war kein Geschenk unserer Gegner. Da passte alles zusammen, das Auto lief gut, Nico machte einen tollen Job, Michael machte einen tollen Job und sein Problem mit der Radmutter beim Stopp hätte nicht passieren dürfen. Wir hatten ein paar gute Rennen, wir waren in Monaco in der Position, um zu gewinnen und hatten in Montreal guten Speed", sagte Haug.

Zuletzt ging es bei der Leistung bergab, weil es für nächstes Jahr bergauf gehen soll. Für den Motorsportchef ist das auch unerlässlich, da der Anschluss an die Spitze seit längerem geplant ist, aber bisher noch nicht erreicht wurde. "Es ist klar, dass es vier gute Teams gibt, was acht Autos ausmacht. Dann kommen die Saubers, Force Indias, Toro Rossos und so weiter. Es gibt neun Teams, die in die Top-5 fahren können. Das ist dieses Jahr so gewesen und es ist alles sehr eng. Wir müssen den nächsten Schritt machen, aber der gelingt nur, wenn wir fokussiert und konzentriert sind. Wir müssen uns innerhalb des Teams unterstützen und Schritt für Schritt arbeiten. Mit den Tiefpunkten muss man leben, aber man muss sie analysieren, die richtigen Entscheidungen treffen und weitermachen."