Das große Puzzle in Austin zielführend zusammenzubringen ist gar keine so leichte Aufgabe für die Piloten. Ein neuer Kurs ist für die Fahrer immer mit besonderen Mühen verbunden - die Erfahrungswerte fehlen, auf der anderen Seite ist das ein großer Gleichmacher, der besonders für die Piloten im Mittelfeld eine Chance auf einen Sprung nach vorne darstellen kann. Seit Wochen präsentiert sich Nico Hülkenberg in Topform - Grund genug, ihn als heißen Geheimfavoriten auf ein starkes Ergebnis am Sonntag auszumachen. Mit Startplatz sieben hat der Deutsche im Force India jedenfalls schon einmal alle Voraussetzungen dafür geschaffen. Auch um die entscheidenden Faktoren scheint der Deutsche dabei zu wissen.

"Die Reifen sind dieses Wochenende der Schlüssel - wie wärmt man sie am besten auf, welche zieht man wann auf? Das war und ist die größte Schwierigkeit, aber für mich hat es heute funktioniert", resümierte der 25-Jährige nach dem Zeittraining. Unabwägbarkeiten gäbe es auf dem Circuit of the Americas nach wie vor viele. "Die Strecke verbessert sich immer noch, jedes Mal wenn wir herausfahren. Das war auch im Qualifying so und macht die Dinge anders als an einem normalen Rennwochenende. Aber so ist das eben auf einer neuen Strecke und bei einer neuen Herausforderung - wir sind in jedem Fall bereit", meinte der Force-India-Fahrer.

Kurve 19 als Schlüsselstelle

Mit Schuhen im Design des unglaublichen Hulks zu Punkten in Austin?, Foto: Sutton
Mit Schuhen im Design des unglaublichen Hulks zu Punkten in Austin?, Foto: Sutton

Ein weiteren Vorteil hätten die vielen Unbekannten dann auch noch: Auf Grund des niedrigen Griplevels könne der Fahrer am Premierenwochenende mehr den Unterschied ausmachen als sonst. "Man kann an das Griplevel heranfahren aber eben auch darüber hinaus - dann kann man schon sehr viel Zeit gewinnen, also können größere Unterschiede entstehen", glaubte Hülkenberg. Schlüsselstellen für potenzielle Zeitgewinne oder Verluste gäbe es mehrere, so zum Beispiel Kurve 19, in der am Wochenende bereits eine Menge Ausrutscher zu beobachten waren. "Man kommt durch diese dreifache Rechtskurve, die sehr schnell durchfahren wird. Der Reifen wird dann sehr heiß, es steckt eine Menge Energie drin - der Bremsweg hin zu Kurve 19 ist dann aber sehr kurz", klärte Hülkenberg auf.

"Man wirft das Auto dann regelrecht in die Kurve hinein, die Reifen sind aber bereits am Limit. Ab dem Scheitelpunkt geht es dann auch noch bergab - das ist wirklich eine kniffelige Kurve", fand der Deutsche. Übermäßig viele Fehler auch im Rennen erwartete er aber nicht - weder in Turn 19 noch anderswo. "Ich denke, wir hatten jetzt alle genügend Zeit die Strecke kennenzulernen." Mit Blick auf seine persönlichen Aussichten im Rennen sagte er: "Wir starten jetzt von Platz sieben - diese Position würden wir zwar gerne halten, wir haben aber ein schnelles rotes Auto hinter uns und auch noch einen McLaren. Ich denke, dass es dementsprechend umkämpft sein wird." Alonso und Button im Nacken seien niemals zu unterschätzen.

Kurve eins in Monza noch enger

Dass der ein oder andere Konkurrent es bereits auf den ersten Metern mit der Brechstange versuchen könnte, glaubte Hülkenberg nicht. "Es wird für uns alle der erste Start in diese Kurve hinein sein - aber wenn alle vernünftig sind, sehe ich eigentlich keine Probleme. In Monza ist es zum Beispiel noch enger und da geht es auch." Sei der Start erst einmal über die Bühne gegangen, komme es erneut vermehrt auf die Pneus an. Wie sich die Reifen aber genau verhalten würden, könne man noch nicht sagen - das habe auch das Qualifying bewiesen. "Ich denke, es läuft wieder individuell ab. Jedes Auto mag da vielleicht anders reagieren." So hätten manche Teams mehr, andere weniger Runden zum Anwärmen des Gummis benötigt.

Er selbst habe feststellen können, dass es auf der zweiten schnellen Runde deutlich schneller gegangen sei als auf der ersten, so Hülkenberg: "Es dauert hier schon ein bisschen, bis die Temperatur mit der mittleren Reifenmischung da ist - obwohl es jetzt sonnig und relativ warm war. Heute Vormittag im dritten Freien Training dachte ich schon, ich bin auf einer Renndistanz - eine Runde nach der anderen habe ich da abreißen müssen, wie ein Roboter..." Allgemein würden die Pirelli-Pneus viel aushalten, übermäßiger Verschleiß sei nicht auszumachen. "Nur vorne links, da muss man aufpassen", mahnte der Emmericher, der auch zu bedenken gab: "Ich starte auf Medium, muss also irgendwann noch auf die harten Reifen - mit denen dann aus der Box heraus... da wird es schon schwer, sich beim Einlenken in die erste Kurve nicht gleich wegzudrehen."