Die Saison 2012 war für viele Teams ein Rauf und Runter, das war bei Red Bull nicht anders, denn bevor zuletzt wieder eine Form gefunden war, die an 2011 erinnerte, konnte das Team teilweise nur schwer vorne mithalten. Design-Chef Adrian Newey weiß genau, warum es besonders zu Beginn der Saison einige Form-Fluktuationen bei Red Bull gab. "Zu Beginn des Jahres gab es einige Rennen, bei denen wir sehr stark waren, aber wir konnten diese Form nicht von Strecke zu Strecke halten. Das war eine Kombination an Dingen: teilweise, weil einige Autos an bestimmten Strecken mit den Reifen besser zurechtzukommen schienen", sagte er der offiziellen Website der Formel 1.

Auf anderen Seite tat sich Red Bull schwer, weil der angeblasene Auspuff im Winter verboten worden war und die Tests für die Flexibilität der Vorderflügel weiter verschärft wurden. Diese Bereiche hatte das Team länger und intensiver erforscht als die Konkurrenz, demensprechend groß war dann auch der Rückschlag, als die Änderungen kamen. "Es war nicht einfach so, dass durch die Regeländerung wieder alles für alle gleich war. Weil wir diese Bereiche weiter entwickelt hatten als andere, mussten wir größere Rückschritte machen, um zu verstehen, wie wir das Auto 2012 wieder optimieren", meinte Newey.

Die passende Übersetzung

Beim Verständnis halfen klarerweise auch die Fahrer, auf deren Feedback der Brite genau hört und das ihm sehr wichtig ist. "Dann geht es darum, das Feedback in Ingenieurs-Sprache zu übersetzen. Sicher hatten wir eine schwierige Entwicklung, aber das bedeutet nicht, dass das Auto schlecht war - wir haben früh im Jahr drei Rennen gewonnen." Dennoch waren diese Erfolge eher isolierte Fälle, dass es nun konstant gut läuft, sieht Newey als das Ergebnis der harten Arbeit, die in der Zwischenzeit investiert wurde. Daher erachtet er den Formanstieg im letzten Saisondrittel auch nicht als sprunghafte Entwicklung, sondern einfach nur als das Resultat aller Bemühungen.

Das Auto musste erst genau verstanden werden, Foto: Sutton
Das Auto musste erst genau verstanden werden, Foto: Sutton

Um das zu erreichen, musste aber erst einmal das Auto ordentlich verstanden werden, da es sich im Vergleich zum Vorjahr recht deutlich verändert hatte. "Es brauchte Zeit, um zu verstehen, was wir genau ändern mussten. Oder sagen wir es so: wir wussten, was wir tun müssen, aber es brauchte etwas Zeit, um das zu schaffen." Panik brach bei Newey während dieser Phase nie aus, er sah es einfach als ingenieurstechnische Herausforderung, die er zu meistern hatte. Wie er sie genau gemeistert hat, wollte er allerdings nicht verraten. Er konnte nur erklären, wie es dazu kommt, dass ihm immer wieder innovative Ideen in den Kopf schießen.

Nur manchmal unter der Dusche

"Manchmal ist es dieser Glühbirnen-Moment in der Dusche, aber meistens ist es einfach Arbeit, um das Auto und die Physik rund um das Auto zu verstehen, das Erforschen kleiner Details, aber auch der Schritt zurück, um zu sehen, ob es einen anderen Blickwinkel gibt. Es ist immer eine Balance aus Evolution und Revolution", sagte er. Dass ihn der Erfolg seiner Arbeitsweise zum Objekt der Begierde aller Teams gemacht hat, interessiert Newey relativ wenig. Er betonte, dass er es bei Red Bull genießt und ansonsten einfach nur darauf achtet, seiner Arbeit nachzugehen.

Damit diese aber wirklich fruchten kann, braucht Newey durchaus Hilfe. Nicht nur von seinen Mitarbeitern, sondern auch von den Fahrern, die das Potential der Kreation ausschöpfen müssen. Für den Briten ist die Formel 1 die höchste Form der Kombination aus Mensch und Maschine und Sebastian Vettel scheint perfekt zur neweyschen Maschinerie zu passen. Warum das so ist, konnte Newey selbst aber nicht genau sagen. "Er ist ein sehr talentierter Fahrer und wir versuchen, ihm das bestmögliche Auto zu geben - und offensichtlich ist es diese Kombination, die stärker ist als Sebastian in einem anderen Team oder wir mit einem anderen Fahrer."

2013 ist unvorhersehbar

Die Formel-1-Geschichte zeigt allerdings, dass diese Kombination nicht immer die stärkste bleiben kann, da sich immer alles in Zyklen bewegt hat und es ständig Veränderungen an der Spitze gab. Newey kann das akzeptieren, sagte aber: "Für mich und das Team liegt die Aufgabe darin, auf dem höchstmöglichen Level zu operieren - wenn man das konsequent verfolgt, dann ist man eben dort, wo man hinkommt." Da aber im Vorhinein nie sicher ist, was so kommt, ist die Formel 1 für Newey so faszinierend. So weiß er nicht, was 2013 passieren wird, da das davon abhängt, wie jedes einzelne Team über den Winter arbeitet. "Die nächste Saison ist unvorhersehbar. Wir versuchen, unser eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen, aber es kann sein, dass jemand anderes im Winter bessere Arbeit macht als wir. Wir werden natürlich alles versuchen, die zyklische Geschichte der Formel 1 aus den Angeln zu heben."