Erwartungsgemäß war eine Ein-Stopp-Strategie die Taktik der Wahl beim Großen Preis von Indien. Sebastian Vettel steuerte in der 33. Runde die Boxengasse an und fuhr den zweiten Stint, also 27 Rennrunden, auf der harten Reifen-Mischung. Er bestritt also mehr als die Hälfte des Rennens auf den weichen Reifen. Dass der Buddh International Circuit keine große Herausforderung in Sachen Reifenabbau darstellte, war schon im Vorfeld klar. Offen war jedoch, wann der softe Reifen ans Arbeiten kommen würde, denn in den Trainings sowie im Qualifying hatten sich einige Fahrer darüber beschwert, den Reifen kaum ins optimale Temperaturfenster bringen zu können.

RBR-Teamchef Christian Horner räumte ein, dass das Team vor dem Start nicht sicher gewesen sei, welche Strategie sich als die beste herausstellen würde. "Wir waren unsicher, ob es eine Ein- oder eine Zwei-Stopp-Strategie sein würde", sagte er. "Deshalb wollten wir die Reifen im frühen Teil des Rennens nicht so sehr beanspruchen." Red Bull schaute auf die Konkurrenz und richtete die eigene Strategie danach aus. So holte sich Lewis Hamilton in der 32. Runde frische Reifen ab, Vettel folgte einen Umlauf später.

Laut Vettel sei es sehr wichtig gewesen, in den ersten Runden einen Vorsprung auf die Verfolger herauszufahren. So konnte er den Abbau seiner Reifen beobachten und austesten, wie lange die weiche Mischung ungefähr halten würde. "Ich habe mir die Zeit genommen, auf die Reifen zu hören", sagte der Indien-Sieger. "Da war ein Fenster von zwei, drei, vier Runden, wo ich nicht sicher war, wie sich die Reifen verhalten. Dann erholten sie sich wieder und der Speed kam zurück." Als das Team Vettel zum Boxenstopp orderte, teilte er mit, noch ein paar Runden länger draußen bleiben zu können.

Und das nicht ohne Grund, denn Red Bull wusste von den vorhergegangenen Longruns, dass McLaren und Ferrari auf den harten Reifen stark sein würde. "Im ersten Stint waren wir sehr stark und danach ging es darum, die Reifen richtig in den Griff zu bekommen", so Horner. "Während des zweiten Stints waren die Jungs ziemlich nervös wegen des harten Reifens auf solch einem langen Stint." Deshalb habe das Team sicherstellen wollen, dass Vettel die harte Mischung nicht überfährt und zum Ende des Rennens hin Probleme bekommt. Das Reifenschonen war dank seines komfortablen Vorsprungs jedoch keine Schwierigkeit.

Von Paul Hembery gab es anschließend Lob für Red Bull. "Beide Mischungen haben in Indien gute Leistungen gezeigt. Der Verschleiß war gering", sagte Pirellis Motorsportchef. "So konnten die Fahrer bis ans Limit gehen. Sebastian Vettel und Red Bull haben uns gezeigt, wie perfektes Reifenmanagement funktioniert." Im vergangenen Jahr hatten die meisten Teams bei der Premiere in Indien noch auf eine Zwei-Stopp-Strategie vertraut, obwohl die Reifenmischungen 2011 noch etwas härter waren.