Das war ein tolles Rennen von Sebastian Vettel, oder?
Kai Ebel: Ich glaube, Sebastian ist heute das perfekte Rennen gefahren und wenn Mark Webber sein KERS nicht verloren hätte, hätte es wohl den erwarteten Red-Bull-Doppelsieg gegeben. Red Bull ist tatsächlich das Maß der Dinge, aber Alonso zeigt auch, dass er sich nicht abschütteln lässt und ist weiterhin ein heißer WM-Kandidat. Er holt das Maximum heraus, das war diesmal der zweite Platz. Nichtsdestotrotz baut Sebastian seine Führung aus und ich glaube, das zählt. Man kann nicht immer davon ausgehen, dass der Konkurrent noch mehr Punkte verliert. Webber hat seinen Wagen ohne KERS noch knapp vor Lewis Hamilton auf das Podest gerettet, das muss man auch einmal loben.

Fernando hat in der Startphase bereits sehr viel riskiert...
Kai Ebel: Er hat ja bereits angekündigt, dass er 60 Qualifikationsrunden fahren und alles riskieren wird. Das hat er auch gemacht und ist im Prinzip auch als Sieger hervorgegangen. Er hat sich schön an den McLaren vorbeigequetscht - das muss man auch erst einmal schaffen - also Hut ab vor seiner Leistung.

Trotzdem ist Sebastian in der Weltmeisterschaft, nun klar auf der Siegerstraße oder?
Kai Ebel: Bei den nächsten Kursen ist keiner dabei, der Red Bull nicht wirklich liegt. Wenn es zu keinem Defekt oder Unfällen kommt, sollte mit vorsichtigem Optimismus aus deutscher Sicht viel für Vettel sprechen.

Nico Hülkenberg ist auch wieder ein gutes Rennen gefahren.
Kai Ebel: Hut ab, Hülkenberg ist auch in der Form seines Lebens, denn so stark ist sein Wagen ja auch nicht, aber er ist dennoch wieder auf den achten Platz gefahren. Er hatte hier auch etwas Druck, weil Force India bei seinem Heimrennen unbedingt Punkte sammeln wollte. Hülkenberg hat sie geliefert und seinen Teamkollegen Paul di Resta in den letzten Rennen ganz klar im Griff. Er macht uns viel Freude und wird uns auch im nächsten Jahr bei Sauber viel Freude bereiten.

Hülkenberg hat Grosjean, der mit weichen Reifen attackiert hat, am Ende hinter sich gehalten.
Kai Ebel: Er fährt ja erst seine zweite vollständige Saison und wenn man sieht, wie er sich gegen Leute wie Grosjean verteidigt, der im Lotus ja auch nicht langsam ist, hat man das Gefühl, er hat schon mehrere Jahre auf dem Buckel. Er fährt wie ein abgezockter Hund.

Die Vorstellung von Mercedes war hingegen eher peinlich...
Kai Ebel: Es war wiedermal Ratlosigkeit pur. Michael Schumacher hatte zwar Pech, dass ihm Vergne am Anfang den Reifen aufgeschlitzt hat. Danach kam aber wirklich gar nichts mehr, man hat ihn gar nicht mehr im Fernsehen gesehen. Es gab einmal blaue Flaggen für ihn und das war es dann auch schon. Nico Rosberg hat extra gepokert und ist in Q3 nicht herausgefahren, weil er eine taktische kluge Variante wählen wollte, ist dann aber auch nur Elfter geworden. Trotzdem meinte er, das sei die beste Möglichkeit gewesen. Ich denke, wenn die beste Möglichkeit für Mercedes ein elfter Platz ist, muss man sich etwas überlegen, auch wenn sicherlich schon viele Gedanken auf das nächste Jahr gerichtet sind.

Was erwartest du für das Rennen in Abu Dhabi?
Kai Ebel: In Abu Dhabi gibt es natürlich viel mehr Flair und ich glaube, da muss auch keiner mehr davor Angst haben krank zu werden. Man braucht auch keine Reinigungsmittel mehr am Tisch, da wird wieder der ganz normale Alltag einkehren, das Abenteuer Indien ist beendet und man kommt wieder ein bisschen in den Lifestyle der Formel 1. Abu Dhabi ist ja ein bisschen eine Mischung aus Singapur und Monaco und die ganze Formel 1 freut sich darauf.