Valtteri Bottas sitzt ihm im Nacken, die eigene Zukunft ist weiter ungeklärt: Dennoch bleibt Williams-Pilot Bruno Senna ruhig - der Brasilianer weiß, dass er sich in einer für ihn momentan so richtungsweisenden Phase nicht zusätzlich unter hemmenden Druck setzen darf und geht die letzten vier Saisonrennen dementsprechend optimistisch an. "Wenn man jetzt mit dem Zweifeln anfängt, weil das nächste Jahr noch nicht genau geklärt ist, lastet man sich damit nur noch mehr auf - dann laufen die Dinge nur noch schlechter", erklärte Senna am Rande einer Teamveranstaltung in England. "Für mich liegt der Fokus jetzt einzig und allein darauf, mich bis Saisonende noch so unentbehrlich zu machen, wie ich es nur kann."

In erster Linie gehe es ihm dabei um einen nachhaltig positiven Eindruck. "Nur eine Sache zu verbessern oder ein gutes Resultat reicht da noch nicht. Es geht immer um viele Aspekte", so der 29-Jährige, der glaubte: "Wenn man mehrere Sachen und letztendlich auch die Performance zusammenbringt, dann wird den Leuten auch irgendwann klar, dass es wirklich nur einiger Dinge bedarf, damit alles passt." Zwar wollte Senna keine Ausreden suchen, dass er sich diese Saison in manchen Rennen jedoch unter Wert habe verkaufen müssen, sei auch der Tatsache geschuldet, dass ihm im Vergleich zur Konkurrenz zumeist das erste Freie Training am Freitag fehle. In diesem durfte heuer schon ganze zwölfmal Bottas seinen FW34 übernehmen - vertraglich war dies bereits so festgelegt, noch bevor Senna zu Williams wechselte, weshalb er diese bittere Pille schlucken musste.

Das Team sieht die wahre Leistung

Bei einem Teamevent tauschte Bruno Senna seinen FW34 zuletzt gegen ein älteres Modell, Foto: Sutton
Bei einem Teamevent tauschte Bruno Senna seinen FW34 zuletzt gegen ein älteres Modell, Foto: Sutton

"Ich hätte nie gedacht, dass es mir das Leben so viel schwerer machen würde, die erste Session immer auslassen zu müssen - bis es soweit ist, weiß man gar nicht, wie viele Probleme einem das bereitet." Da er bei seiner Vertragsunterzeichnung im vergangenen Winter aber keine Wahl gehabt habe, mache es auch keinen Sinn, sich über diesen Umstand nun zu ärgern. "Ich musste das so hinnehmen - für Williams zu fahren war für mich eine gute Option, deswegen bin ich dieses Risiko eingegangen", so Senna, der mit Blick auf eine mögliche Vertragsverlängerung aber gleich einmal klarstellte, einen derartigen Nachteil nicht noch einmal hinnehmen zu wollen: "Sicherlich habe ich mittlerweile eine andere Perspektive, wenn es darum geht, all meine Freitage wegzugeben."

Wenn einem ohnehin schon eine Session fehle, sei ganz klar: "Noch ein weiteres Problem und dann hat man massive Schwierigkeiten - dann ist das Wochenende eigentlich gelaufen." Immerhin der teaminternen Anerkennung seiner Leistung vor diesem Hintergrund wollte er sich aber sicher sein. "Sie verstehen, welche Auswirkungen das an manchen Wochenenden auf meine Performance gehabt hat. Genauso sehr weiß das Team, wie gut ich mich dann in den Rennen geschlagen habe", hoffte der Brasilianer, der in der Gesamtwertung aktuell nur sieben Punkte hinter Stallgefährte und Barcelona-Sieger Pastor Maldonado liegt. Diesen bis Jahresende noch ganz zu übertrumpfen, sei sein Ziel.

Das Ziel: Maldonado schlagen

"Wenn man mehr Punkte als der Teamkollege hat, macht man es dem Team natürlich schwerer, sich um jemand anderen zu bemühen. Aber in der F1 kann immer eine Menge passieren", machte sich der Williams-Fahrer keine Illusionen über seine Lage. "Noch haben wir aber vier Rennen und somit sind noch viele Punkte zu vergeben, von denen ich hoffentlich einige holen kann, um Pastor noch näher oder auch vor ihn zu kommen." Ein weiteres Argument, weswegen der Traditionsrennstall auch weiterhin auf ihn setzen sollte, lieferte Senna dann auch gleich noch. Dass Pirelli im nächsten Jahr beabsichtige, wieder Reifen mit einem breiteren Arbeitsspektrum an die Teams zu liefern, käme ihm und seinem Fahrstil definitiv entgegen.

"Im nächsten Jahr werden wir Reifen bekommen, die die Hackordnung wieder ein bisschen durcheinander wirbeln können", war er sich sicher. Pirelli werde Pneus liefern, die eine größere Bandbreite bieten würden. "Dann kann man auch mit verschiedenen Fahrstilen auf die gleiche Rundenzeit kommen, denn dieses Jahr waren die Reifen schon sehr heikel und nur mit vereinzelten Vorlieben wirklich gut vereinbar." Das sei auch der Grund, warum sich unter zwei Fahrern im selben Team so oft große Unterschiede auftun würden. "Erst wenn das Jahr dann voranschreitet, der Unterschied allgemein kleiner und die Konstanz dafür größer wird, bessert sich das - bis dahin ist es aber wirklich nicht einfach gewesen."