Nach der Unvorhersehbarkeit der ersten Saisonhälfte passte sich der Korea Grand Prix dem Muster an, das zuletzt zu sehen war - und das wohl auch in den kommenden beiden Rennen zu sehen sein wird. Die meisten Piloten fuhren eine Zwei-Stopp-Strategie, wobei ein Großteil es vorzog, im zweiten und dritten Stint mit dem härteren Prime-Reifen zu fahren. Es gab allerdings ein paar Gegenstrategien und andere ungewöhnliche Aspekte des Rennens am Sonntag; nicht zuletzt die eigenartigen Funksprüche bei Red Bull Racing, bei denen Rennsieger Sebastian Vettel gegen Rennende darum ersucht wurde, langsamer zu machen, weil der rechte Vorderreifen für Besorgnis sorgte.

Sebastian Vettels rechter Vorderreifen sorgte für viel Aufregung, Foto: Sutton
Sebastian Vettels rechter Vorderreifen sorgte für viel Aufregung, Foto: Sutton

Zudem waren die beiden Toro-Rosso-Fahrer dabei zu beobachten, wie sie durch das Feld pflügten und wie sich andere Mittelfeld-Autos gar nicht verbesserten, obwohl Jenson Button, Nico Rosberg und Kamui Kobayashi schon früh ausgefallen waren. Und dann war da noch Pastor Maldonados Versuch, eine Ein-Stopp-Strategie durchzuziehen, was sich nicht auszahlte, weil das Auto nicht schnell genug war.

Erwartungen vor dem Rennen

Vor dem Start rechneten die Strategen mit zwei Stopps, wobei es die kleine Chance gab, dass jemand einen Einstopper probiert, da die Abnutzung einigermaßen in Ordnung aussah. Allerdings sah die Leistung der Reifen gleichzeitig nicht so stark aus. Dennoch probierten es Williams und Maldonado, letztendlich landete der Venezolaner auf Platz 14, nachdem er als 15. gestartet war. Im Gegensatz dazu schaffte es Jean-Eric Vergne von Startplatz 16 auf den achten Endrang, indem er die ersten zwei Stints auf dem Prime (soft) fuhr und dann den letzten Stint mit dem Option (supersoft) bestritt. Die erwartete Lebensdauer der Supersofts waren 17 Runden und der Soft sollte 24 Runden halten.

Das Rennen an der Spitze - relativ statisch

Wie erwartet folgte der Korea Grand Prix dem Muster des Japan Grand Prix eine Woche davor und die Spitzenteams machten zwei Stopps um Runde 14 und 34, um neue Reifen zu holen. Der Unterschied war, dass die Reifen in Korea aus Supersoft und Soft bestanden, wohingegen es in Japan Soft und Hard waren. Es gab Bedenken, dass die Reifen körnen können und es an der äußeren Schulter der Vorderreifen extremen Abbau geben könnte. Einige Teams erlebten das auch, Red Bull war das extremste Beispiel; Vettel musste in den letzten Runden vorsichtig sein, da seine Reifen nahe am Limit waren.

Das war eine eigenartige Sache, die noch nicht ganz erklärt werden konnte. Pirelli war sich keiner Probleme mit den Reifen bewusst und obwohl es an der Grenze war, so gab es noch Gummi auf dem Reifen, als nach dem Rennen die Inspektion erfolgte. An der Spitze tat sich dennoch wenig, Vettel und Mark Webber tauschten beim Start die Plätze und Alonso wurde Dritter, da Hamilton sich mit einem gebrochenen hinteren Stabilisator herumschlagen musste und deswegen drei Mal stoppte. Am meisten Plätze an der Spitze gutmachten konnten Felipe Massa, der von Platz sechs auf vier nach vorne kam und Nico Hülkenberg, der sich von Position acht auf sechs verbesserte.

Nico Hülkenberg musste gegen Romain Grosjean bestehen, Foto: Sutton
Nico Hülkenberg musste gegen Romain Grosjean bestehen, Foto: Sutton

Massa fuhr gegen Kimi Räikkönen und Hülkenberg gegen Romain Grosjean. In beiden Fällen hatte der Lotus-Pilot das Nachsehen, obwohl er vor seinem Gegner gestartet war. Massa zeigte wieder einmal einen starken Start, indem er Räikkönen in der ersten Runde überholte, doch der Finne blieb dran. Da sie aber in Runde 14 gleichzeitig an die Box kamen, gab es keine Möglichkeit für den Undercut. Nach dem Stopp lagen beide hinter Sergio Perez, der einen längeren ersten Stint fuhr. Massa schaffte es in Runde 17 vorbei, Räikkönen gelang das aber nicht, wodurch er einige Sekunden verlor und der Brasilianer etwas Luft zum Atmen hatte.

In Runde 21 ging Massa dann an Hamilton vorbei, Räikkönen schaffte es aber wieder nicht. Er gab dem neuen Coanda-Auspuff die Schuld, da er Kraft gekostet haben soll. So oder so, er hing fünf Runden hinter dem McLaren, bevor der in Runde 26 an die Box ging. Doch da lag Räikkönen bereits zehn Sekunden hinter Massa und der Zweikampf war gelaufen. Lotus konnte über die Strategie nichts mehr tun, um die Position zurückzuholen.

Hülkenberg hatte derweil Grosjean beim Start überholt - wohl weil der Lotus-Pilot besonders vorsichtig war und nicht wieder einen Unfall auslösen wollte. Das half Hülkenberg und im ersten Stint fuhren die Beiden auf sieben und acht. In Runde 13 kamen sie gemeinsam an die Box, also gab es wieder keine Chance auf den Undercut. Der Lotus sah wie das schnellere Auto aus, doch Hülkenberg verteidigte mit allen Mitteln. Also versuchte Lotus in Runde 31 den Undercut und holte Grosjean zuerst rein, als er nur sechs Zehntelsekunden hinter dem Deutschen lag. Force Indie deckte den Stopp auf der nächsten Runde ab, doch Grosjean war wieder vorbeigekommen.

Lewis Hamilton hatte mit seinem Auto zu kämpfen, Foto: Sutton
Lewis Hamilton hatte mit seinem Auto zu kämpfen, Foto: Sutton

So blieb es bis Runde 40, als sie auf Hamilton aufliefen und Hülkenberg es an beiden Autos vorbeischaffte, um wieder auf Platz sechs zu kommen. Da keine weiteren Stopps mehr anstanden und Hülkenberg die bessere Position hatte, konnte er seinen Platz halten. Grosjean verlor derweil Zeit, zuerst im Verkehr und in den letzten fünf Runden dann mit abbauenden Reifen.

Der Kampf im Mittelfeld - nach vorne kommen ist schwierig

In den vergangenen Saisonen haben wir eine ordentliche Zahl an Vorstößen gesehen, die Fahrer in die Top-10 brachten, nachdem sie dahinter gestartet waren. Die Podestplätze von Sergio Perez in Kanada und Monza kommen einem dabei ins Gedächtnis. In Korea fiel auf, dass dies für Fahrer wie Perez, Paul di Resta und Maldonado nicht möglich war, obwohl Rosberg, Button und Kobayashi nach ihren Starts von Platz neun, elf und 13 früh ausfielen. Die meisten Fahrer kamen mehr oder weniger dort an, wo sie gestartet haben, Michael Schumacher landete sogar drei Plätze hinter seinem Qualifying-Ergebnis.

Die Toro Rosso drängen sich gut durch, Foto: Sutton
Die Toro Rosso drängen sich gut durch, Foto: Sutton

Die große Ausnahme waren die Piloten von Toro Rosso. Im UBS Strategy Briefing war zu lesen, dass es ein wichtiger Teil der Rennstrategie sein würde, welchen Abtriebs-Level man wählt, da die Strecke zwei verschiedene Charaktere hat - im letzten Sektor geht es nur um viel Abtrieb, doch die langen Geraden sind eine gute Chance auf Überholmanöver, wenn man mit wenig Abtrieb fährt. Toro Rosso entschied sich für die Überhol-Variante.

Vergne startete von Platz 16 und Ricciardo nach einer Strafe von Position 21. Im Rennen wurden die Strategien aufgeteilt, Vergne begann auf Softs, fuhr einen langen zweiten Stint auf Softs und bestritt die letzten 17 Runden auf dem Supersoft. Ricciardo wählte derweil praktisch die gleiche Strategie wie die Top-6. Im Ziel lagen sie auf acht (Vergne) und neun (Ricciardo), wobei der Australier vielleicht noch weiter vorne hätte landen können, hätte er kein Bremsproblem gehabt. Für Toro Rosso war es das stärkste Rennen des Jahres.