Das große Stühlerücken in der Formel 1 hat längst begonnen - die Schlüsselposition ist dabei das seit dem Abgang von Sergio Perez in Richtung McLaren vakante Sauber-Cockpit. Nachdem praktisch alle Plätze in den Top-Teams besetzt sind und lediglich die mittlerweile schon fast absehbare Bestätigung von Felipe Massas Verbleib bei Ferrari aussteht, ist der zweite Sauber-Platz das derzeit wohl attraktivste Angebot auf dem Fahrermarkt, verfügt der C31 an guten Tage doch durchaus über Siegpotenzial und sollte sich daran, ohne anstehende Regeländerungen für 2013, im kommenden Jahr auch wenig ändern. Stichwort zweiter Sauber-Platz: Mittlerweile scheint es sogar im Bereich des Möglichen, dass sich das Team gleich zwei neue Einsatzfahrer ins Boot holt.

Als Grund hierfür werden trotz des sportlichen Höhenflugs in dieser Saison finanzielle Aspekte genannt - das Team soll Geld benötigen, um das schnelle Tempo im Wettrüsten in der Entwicklung auch weiterhin gut mitgehen zu können. Scheinbar denkt man deshalb nun laut über einen Paydriver nach, frei nach dem Vorbild von Williams, die mit Pastor Maldonado und Bruno Senna, die beide ordentlich Sponsorenmitgift mitbringen, bereits zu Beginn dieses Jahres versucht haben, ihre Teamkasse ein Stück weit zu sanieren. Bei Sauber soll man deshalb nun Kamui Kobayashi angehalten haben, zukünftig doch bitte etwas Geld mitzubringen, so er seinen Platz auch weiterhin behalten will. Für den Japaner sicher nicht gerade das, was er hören wollte, nachdem er in Suzuka zuletzt mit P3 erstmals in seiner Karriere aufs Podest raste.

Talent in der Mache

In der GP2 hat Gutierrez heuer durch ansprechende Leistung auf sich aufmerksam gemacht, Foto: Sutton
In der GP2 hat Gutierrez heuer durch ansprechende Leistung auf sich aufmerksam gemacht, Foto: Sutton

Sollte man den Japaner also wirklich ablösen, bräuchte man schon zwei neue Piloten. Neben Nico Hülkenberg, der derzeit als ganz heißer Hinwil-Kandidat gehandelt wird, könnte man sich zudem einmal mehr in der eigenen, renommierten Nachwuchsabteilung bedienen. Esteban Gutierrez heißt der Mann, den Sauber schon seit vielen Jahren fördert und der zuletzt im Lotus-Team in der GP2 geparkt wurde, parallel dazu aber auch als Ersatzfahrer für das F1-Programm zur Verfügung stand. Angenehmer Nebeneffekt: Gutierrez bringt viel Geld mit, wird durch Tycoon Carlos Slim und somit von einem der reichsten Männer der Welt kräftig unterstützt. Nicht wenige hatten sich gewundert, als Sauber bekanntgab, dass die Partnerschaft mit dem mexikanischen Hauptsponsor Telmex trotz des Perez-Abgangs weiter Bestand haben würde.

Nun scheint immer klarer zu werden, dass sich für den Telekommunikationsriesen ohnehin wenig ändern dürfte, sitzt doch womöglich erneut ein heimischer Sportler im Auto. "Wir werden die Fahrer bekanntgeben, wenn die Zeit reif ist", erklärte ein Teamsprecher auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com noch vor wenigen Tagen und betonte dabei auch: "Einzelne Namen wollen wir noch nicht kommentieren." Ausgerechnet Teamgründer Peter Sauber setzte nun aber gegen diesen formulierten Trend und erklärte dem schweizer Blick, dass man alle von der Publikation aufgezählten Spekulationen ebenso erwogen und durchgespielt habe und es auf einen der genannten Kandidaten hinauslaufen werde.

Im weiteren Kreis hatte das Blatt auch noch Jaime Alguersuari genannt, der zuletzt immer wieder beteuert hatte, sich seiner F1-Rückkehr 2013 sehr sicher zu sein. Für den Spanier dürfte sich bei einem tatsächlichen Hülkenberg-Wechsel aber wohl eher die Türe bei Force India als bei Sauber öffnen. Die scheinbaren Finanznöte bei Letzteren machen derweil die Runde im Fahrerlager - selbst Weltmeister Sebastian Vettel, der im Titelkampf eigentlich andere Dinge im Kopf haben dürfte, ließ am Rande des Großen Preises von Korea auf die Frage, wie er den Führungswechsel bei den Schweizern und die Stabsübergabe von Peter Sauber an Neo-Teamchefin Monisha Kaltenborn einstufe, durchblicken: "Ich glaube, bei Sauber wäre man zum jetzigen Zeitpunkt glücklicher, wenn man eine Pressemitteilung machen könnte, dass man für 2013 viel Geld gefunden hätte."