Sind Sie überrascht von dem Wirbel, den der Wechsel an der Spitze und Ihre neue Position ausgelöst hat?
Monisha Kaltenborn: Ein bisschen schon, aber ich denke, das liegt mehr daran, dass der Zeitpunkt für die Bekanntgabe jetzt so gewählt wurde.

Liegt es nicht auch daran, dass jetzt genau das passiert ist, wovon Sie immer gesagt haben: das ist mir egal, nämlich die erste Frau in so einer Führungsposition in der Formel zu sein?
Monisha Kaltenborn: Das ist sicherlich auch ein Faktor, denn obwohl hier eigentlich viele gewusst haben, welche Funktion ich habe und auch die Nachfolgeregelung eine klare war, denke ich, macht es dann doch noch einen Unterschied aus, wenn es dann so weit ist und wirklich bekannt gegeben wird.

Stört es Sie etwas, dass da so viel darauf herumgeritten wird?
Monisha Kaltenborn: Nein, eigentlich nicht. Es wäre ja verheerend, wenn man als Frau nicht auch als Frau wahrgenommen werden würde. Also ist es schon gut so und es hat seine Richtigkeit. Ich verstehe auch, dass es, da es nun mal etwas Neues ist, in den Medien dann ein Thema ist, aber mich selber berührt das eigentlich nicht.

Was ändert sich für Sie?
Monisha Kaltenborn: Für mich verändert sich primär, dass ich die gesamte Verantwortung auch spüre. Das ist eine große Verantwortung und die drückt schon etwas.

Sauber in der Formel 1 etablieren

Was ist die zusätzliche Aufgabe hier an der Strecke?
Monisha Kaltenborn: Auch da ist es eigentlich nicht sehr viel von der Aufgabe her, denn wir haben ja nach wie vor die Arbeitsweise, dass wir unsere Spezialisten haben, die den Ablauf an der Rennstrecke bestimmen. Das ist ja alles hier besonders extrem technisch getrieben, das heißt, ich sollte da eigentlich nicht viel eingreifen müssen, und ich möchte das auch nicht. Man muss sich natürlich etwas mehr in Themen reinknien, um manche Dinge etwas besser zu verstehen, aber so am Tagesgeschäft hier an der Strecke wird sich nichts ändern.

Sind Sie jetzt noch stärker in Entscheidungen, wie die Fahrerentscheidung für nächstes Jahr, involviert? Ist das jetzt noch mehr allein Ihre Sache?
Monisha Kaltenborn: Nein, überhaupt nicht. Das bleibt genauso, wie es war. Herr Sauber ist ja Präsident unseres Verwaltungsrates und in allen Gruppengesellschaften der Sauber-Gruppe, insofern werden wir weiter über technische und strategische Dinge reden wie zuvor.

Sie haben gesagt, Sie hätten sich vor zehn oder zwölf Jahren, als Sie in das Geschäft gekommen sind, nicht vorstellen können, diese Position zu haben. Wenn Sie jetzt nach vorne schauen - in fünf Jahren, wo wollen Sie und Sauber dann sein?
Monisha Kaltenborn: Das Wichtigste ist, dass sich die Marke Sauber und das Team im Motorsport, in der Formel 1 etablieren, und dass wir konsequent unseren Weg nach oben gehen. Das ist eine sehr große Herausforderung. Das liegt auch daran, dass wir gegen Teams kämpfen müssen, die viel mehr Möglichkeiten haben als wir. Das ist ein hohes Ziel und da werde ich alles daran setzen, diesen Weg zu gehen.