Sebastian Vettel erlebte in Japan die denkbar besten Tage - zumindest fast. "Alles in allem war es ein perfektes Wochenende. Jetzt hoffe ich, dass die Eintracht noch gewinnt, und dann ist es ein perfektes Wochenende", scherzte er. "Wir hatten ein Wochenende, wie es besser nicht sein kann. Es lief wie am Schnürchen, so etwas hat man sehr selten, dass sich das Auto im Rennen jede Runde verbessert, steigert, dass man die Reifen stets unter Kontrolle hat... Natürlich bin ich superglücklich mit dem Ergebnis", berichtete Vettel weiter.

"Ich weiß, dass wir nicht wirklich etwas Neues am Auto hatten, es waren keine großen Schritte, ich glaube, es hat einfach alles zusammengepasst. Ich habe mich eigentlich von Anfang an wohlgefühlt. Auch wenn es Freitagvormittag nicht so lief, haben wir die Ruhe bewahrt und konnten darauf aufbauen. Der Samstag war ideal und auch heute das ganze Rennen über war die Balance einfach da und wenn das Auto zusammenpasst, die Vorderachse mit der Hinterachse kommuniziert, wenn man damit zurechtkommt und sich das Rennen einteilen kann, dann springt so etwas dabei raus", analysierte er. Dem Doppel-DRS, dessen Verwendung Red Bull in Japan zugab, wollte er die Performance des Autos nicht zusprechen. "Heute habe ich kaum DRS verwendet, vielleicht zweimal, als ich Überrundete an der Stelle hatte, wo ich dicht genug dran war. Sonst ist das nicht das Thema gewesen heute", erklärte Vettel.

"Wir hatten vor Singapur lange nicht gewonnen, dann gleich zwei Mal in Folge, das ist natürlich fantastisch", schwärmte er. "Ich konnte jede Runde mehr pushen, ich konnte die Lücke zu den Autos hinter mir kontrollieren... Das Qualifying gestern kann man nur mit dem Wort perfekt umschreiben und heute war die Balance des Autos wieder fantastisch. Wir haben bei den Stopps nicht viel verändert, es hat einfach sehr gut funktioniert. Die Jungs haben hart gearbeitet und obwohl wir hier keine großen Upgrades hatten, ist dennoch alles zusammengekommen und die Balance war da. Ich glaube, das ist es, was heute den Unterschied gemacht hat", erläuterte der nun dreifache Sieger des Japan GP. "Ich habe jede Runde genossen und das ist wohl der Grund, warum die Lücke nach hinten so groß war."

Das Blatt kann sich schnell wenden

Kleiner geworden ist dagegen die Lücke auf WM-Leader Fernando Alonso, der bereits kurz nach dem Start ausschied. "Ich habe den Vorfall nicht gesehen, ich weiß also nicht, ob es seine Schuld war oder nicht, aber ich denke, Fernandos Qualität spricht dagegen", meinte Vettel, der seinen auf vier Punkte geschrumpften Rückstand auf Alonso nicht überbewerten wollte. "Wir haben diese Saison viel Auf und Ab gesehen, die Dinge können sich schnell ändern. Wir müssen nun konzentriert bleiben, Schritt für Schritt weitermachen und nicht zu weit nach vorne schauen", stellte er klar. "Wenn man nicht ins Ziel kommt, kann man auch keine Punkte einfahren. Es war hart für ihn [Alonso] heute, dass kann uns genauso gehen beim nächsten Mal. Da steckt man nicht drin. Man sieht, wie schnell sich das Blatt wenden kann. Vor drei Rennen haben wir daneben gestanden, als die anderen noch fuhren. Man weiß eben nie, was kommt und muss sich immer auf das konzentrieren, was gerade ansteht."

Nur das Safety Car konnte Sebastian Vettel im Rennen einbremsen., Foto: Sutton
Nur das Safety Car konnte Sebastian Vettel im Rennen einbremsen., Foto: Sutton

Deshalb beschäftigt sich der Red-Bull-Pilot auch nicht mit Zahlenspielen zum Titelkampf. Ein reines Duell mit Fernando Alonso sieht er jedenfalls nicht. "Ich glaube, es sind auch nach wie vor andere im Rennen. Ich bin jetzt kein Experte, was die Punkte angeht. Ich will es auch gar nicht wissen, ehrlich gesagt", erklärte Vettel. "Ich weiß, dass wenn man das Rennen als Erster beendet, man dann mehr Punkte macht als alle anderen. Das muss unser Ziel sein für die nächsten Rennen. Aber ich glaube, man darf niemanden abschreiben. Die Saison war in vielerlei Hinsicht verrückt, und es sieht nicht so aus, als sollte dieser Trend aufhören."

Man steigt nicht ins Auto, um Rekorde zu brechen

Auch ein anderer Trend scheint nicht aufzuhören, nämlich der, dass Sebastian Vettel reihenweise Rekorde bricht. Mit seinem Erfolg in Suzuka zog er in der ewigen Bestenliste mit Juan-Manuel Fangio gleich. "Man steigt nicht ins Auto, um Rekorde zu brechen, sondern weil es einfach Spaß macht und ich glaube, das ist das Wichtigste, dass man den Spaß daran nicht verliert", gab Vettel zu Protokoll. "Natürlich ist es eine lange Saison, das zehrt an den Kräften, aber wenn man Rennen wie heute gewinnen kann, die Stimmung so fantastisch ist und sich die Fans dafür begeistern, dann zeigt einem das, dass es etwas Besonderes ist und das darf man nicht vergessen."

Eines ließ sich der amtierende Champion jedoch trotz aller Bescheidenheit nicht nehmen: die schnellste Runde des Rennens in den Asphalt zu brennen. "Ich denke nicht so weit voraus, vielleicht bin ich nicht der Klügste, aber ich halte es gerne simpel. Ich hatte einfach nur viel Spaß, ich habe die Lücke zu den anderen gesehen und ich wollte nicht wie auf einer Qualirunde pushen, aber ich wollte eine recht schnelle Runde drehen und das hat funktioniert", erklärte Vettel mit einem Grinsen. "Mir werden sicher in der Garage noch die Leviten gelesen, aber ich denke, wir können mit dem heutigen Ergebnis sehr zufrieden sein."