Mit dem Auftakt der Asien-Tournee der Formel 1 in Singapur, biegt die Königsklasse so langsam auf die Zielgeraden der Saison 2012 ein. Zeit für ein erstes Fazit also, findet auch Mercedes-Pilot Nico Rosberg. "Unser Ziel war es in diesem Jahr, dass wir uns besser schlagen als vergangene Saison, und ich denke, man kann sagen, dass wir das geschafft haben." Der Deutsche zählte auf: "Mit dem Sieg in China und Platz zwei in Monaco haben wir einige großartige Resultate eingefahren, deswegen werte ich heuer als positives Jahr." Für die Zukunft stimme ihn der Formanstieg gleichsam zuversichtlich. "Man kann bei uns in der Fabrik sehen, dass wir Top-Leute verpflichtet haben. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis wir auch das beste Rennauto bauen werden."

Geduld müsse man parallel aber trotzdem haben, denn ganz so schnell seien Quantensprünge eben nicht zu erreichen. Eine Schlüsselidee, die Mercedes schnellstmöglich dahin bringen soll, wo Rosberg das Team gerne sehen würde, ist ein neues Auspuffkonzept, das maßgeblich auf den physikalischen Coanda-Effekt setzt und welches das Team zuletzt beim Test in Magny-Cours erfolgreich testete. So erfolgreich sogar, dass es bereits dieses Wochenende beim Nachtrennen in Singapur zum Einsatz kommen soll. Ob man allerdings sofort signifikante Verbesserungen erwarten dürfe, davon zeigte sich Rosberg weniger überzeugt. "Allgemein denke ich, dass uns diese Strecke schon mehr liegen sollte - aber so etwas habe ich ja schon öfter gesagt und lag anschließend völlig daneben."

Rosberg beim Boxenstopp - einmal anders, Foto: Mercedes AMG
Rosberg beim Boxenstopp - einmal anders, Foto: Mercedes AMG

Ein kompliziertes Zusammenspiel

Klar sei daher nur: "Wir pushen auf jeden Fall weiter. Und ja, wir haben seit Magny-Cours einige Ideen im Köcher." Dass man das Nachrüsten für diese Saison bereits weitestgehend eingestellt hätte, wollte Rosberg verneinen. "Ganz einfach schon deswegen, weil viele Sachen, die wir jetzt noch auf das Auto tun, auch für nächste Saison wichtig sind." So zu Beispiel der neue Auspuff. "Es stimmt, dass wir große Änderungen am Auto haben - aber das ist ein Prozess und wir müssen sehen, wie sich das auswirkt, besonders auch auf dieser Strecke und mit den hohen Temperaturen", bremste der Mercedes-Pilot die Erwartungen. "Das ist keine einfache Sache, es ist nicht so, dass man irgendwelche Teile einfach ans Auto schraubt und dann funktionieren sie auch sofort. Es ist verzwickt und wirklich ein sehr kompliziertes Zusammenspiel. Deshalb muss man das jetzt einmal mit zurückhaltender Erwartungshaltung angehen."

Definierbar sei daher nur das Gesamtziel und die erhoffte Außenwirkung: "Wir greifen an, um das Auto voranzubringen und näher an die Jungs heranzukommen, die im Moment die Rennen gewinnen", meinte Rosberg. Wie schnell und ob das überhaupt funktioniere, werde man aber erst gegen Ende der Saison sehen. "Fest steht, dass auch alle anderen attackieren, denn die kämpfen noch um die Meisterschaft. Ich denke, dass wir im Moment einige drastische Veränderungen am Auto vornehmen." Laut Rosberg sei das auch wichtig, um in die kommende Saison hinein einen weiteren großen Schritt nach vorne zu erzielen.

Die Zusammenarbeit mit Rekordchamp Schumacher genießt der 27-Jährige nach wie vor, Foto: Mercedes AMG
Die Zusammenarbeit mit Rekordchamp Schumacher genießt der 27-Jährige nach wie vor, Foto: Mercedes AMG

Noch einmal mit Blick auf die Auspufflösung sagte er, dass man aufpassen müsse, dass in diesem Bereich alles so gestaltet werde, dass man nicht noch mehr Hitze auf die Hinterreifen bekommen würde. "Gerade die sind auf dieser Strecke hier ein großer Faktor und darauf müssen wir uns für das Rennen auch verstärkt fokussieren", so der Silberpfeil-Pilot. Immerhin habe man bestmöglich vorgesorgt: "Ich bin im Simulator schon sehr viel gefahren und habe versucht, den Wagen so gut es geht auf die hiesigen Bedingungen abzustimmen. Da sah alles gut aus und vor allem wie ein Fortschritt", gab sich Rosberg zuversichtlich. Allgemein zeigte er sich von der Präzision, die seine Techniker mittlerweile mit dem Simulator erzeugen könnten, schwer beeindruckt.

An den Gerüchten interessiert

"Man muss sich das so vorstellen: Man sitzt da in diesem Computer und hört dann nur: 'In Ordnung, wir bauen jetzt den neuen Auspuff dran.' Wenn man dann fährt und sich ans Limit herantastet, spürt man tatsächlich genau diese Unterschiede und zwar genau so, wie man sie in der realen Welt empfinden würde." Der 27-Jährige lobte: "Man kann exakt die Verbesserungen herausfiltern, genauso wie die Bereiche, in denen noch ungenütztes Potenzial liegt. Man kann die Unterschiede im neuen Simulator genau spüren." Bedeckter halten wollte sich Rosberg aber schon in Sachen Renntaktik. Diesbezüglich stellte er lediglich klar, dass eine Vielzahl verschiedenster Strategien möglich sei. "Zwei Stopps sind machbar, theoretisch sogar einer - ich weiß aber nicht, ob auch für mich", scherzte er und wollte sich vor der Presse natürlich nicht festlegen.

Doch nicht nur die technischen und taktischen Aspekte würden ihm dieser Tage Freude bereiten - auch das Stöbern in der Gerüchteküche der Formel 1, ginge es in dieser derzeit doch hoch her. "Ich lese jetzt zwar nicht alles nach, aber da ich nun einmal auch im Fahrerlager unterwegs bin, höre ich schon ab und an etwas", grinste Rosberg beim Thema eines möglichen Wechsels von Lewis Hamilton in Richtung der Stuttgarter. Mit Blick auf den neusten Tratsch sagte Rosberg: "Natürlich interessiere ich mich dafür, denn für mich ist es selbstverständlich interessant und relevant, mit wem ich dann nächstes Jahr zusammen fahre." Sollte sein Teamkollege weiter Michael Schumacher heißen, würde er das aber auch begrüßen. "Mit ihm läuft es gut und gemeinsam bringen wir das Team in die richtige Richtung voran", fand Rosberg.