Wie ist die Stimmung bei dir, wie gehst du mit Blick auf deine Zukunft in die zweite Saisonhälfte? Du wirkst eigentlich entspannter als in manchen anderen Jahren.
Felipe Massa: Das stimmt. Ich habe meiner Meinung nach eine große Chance, bei Ferrari zu bleiben, aber ich muss mich natürlich auf Ergebnisse konzentrieren, darf keine Fehler machen. Wenn ich die Chance habe, ein gutes Ergebnis zu erzielen, dann muss ich diese auch nutzen, was mir zuletzt nicht immer gelungen ist.

Was hast du in der Pause gemacht?
Felipe Massa: Sicher habe ich die Zeit genutzt, um mich auf die zweite Saisonhälfte vorzubereiten, alles zu analysieren, auch ein bisschen zu entspannen - um eine ganz andere, viel bessere zweite Hälfte des Jahres zu haben.

Viele sagen, dass neben einem Alonso bei Ferrari jeder verkümmern würde. Hast du selbst schon mal drüber nachgedacht, ob du vielleicht eine andere Umgebung bräuchtest?
Felipe Massa: Das hängt davon ab. Wenn man eine gute Möglichkeit hat, in ein anderes Team zu wechseln, kann das gar nicht so schlecht sein. Aber auch dafür muss man arbeiten, um eventuell diese Chance zu bekommen. So lange man keinen unterschriebenen Vertrag hat, muss man nach allen Richtungen offen sein und muss sehen, was das Beste für einen ist. Ferrari ist ein Team, in dem ich sehr gerne bleiben möchte, aber das muss auch von beiden Seiten so sein. Auf jeden Fall möchte ich nächstes Jahr in einer konkurrenzfähigen Umgebung weitermachen.

Du kennst lange, harte WM-Titelkämpfe aus den Jahren 2007 und 2008 aus eigener Erfahrung. Bewunderst du die Leistung von Fernando Alonso in dieser Saison deshalb besonders? Und kannst du dir vorstellen, dass er diese Perfektion bis zum Saisonende so durchziehen kann?
Felipe Massa: Er war in den Rennen bis jetzt zweifellos unglaublich. Das waren Rennen, in denen wir nicht das Auto hatten, um dort anzukommen, wo er ankam. Und er hat das geschafft. Er war der perfekte Fahrer für das Auto, das wir hatten, um so viele Punkte zu holen. Wichtig ist jetzt, dass wir das Auto weiter verbessern, damit es bis zum Ende der WM leichter wird, das zu erreichen, was er erreicht hat. Nicht nur für ihn, sondern auch für mich.

Michael Schumacher fährt hier seinen 300. Grand Prix. Du kennst ihn gut aus der Ferrari-Zeit, wie siehst du ihn heute?
Felipe Massa: Michael Schumacher hat schon mal aufgehört - und ist dann zurück gekommen. Er hat sich wohl zu Hause einfach nicht wohl gefühlt. Ganz persönlich glaube ich aber - und das habe ich auch schon mal gesagt, dass er aus seiner Sicht besser nicht zurück gekommen wäre. Er hatte doch die perfekteste Karriere, die sich ein Fahrer vorstellen kann. Er hatte doch von Anfang an mehr zu verlieren, als er noch zusätzlich gewinnen konnte. Ich rede da natürlich nicht von Geld oder verschiedenen anderen Dingen, ich rede von Resultaten, von seiner unglaublichen Karriere bis dahin, der tollsten, die man sich vorstellen kann. Meiner Meinung nach hat er damals genau zum richtigen Zeitpunkt aufgehört, genau im richtigen Alter, noch relativ jung.