1. Warum verlor Alonso den Sieg?

Er sah wie der sichere Sieger aus, doch dann schlugen mal wieder die unbarmherzigen Reifen zu: zu starker Reifenabbau auf der weichen Mischung kostete Fernando Alonso in den Schlussrunden seinen sicher geglaubten dritten Saisonsieg. "Der Kampf um den Sieg war ganz schön eng. Aber am Ende war Mark viel schneller als ich und er hat den Sieg verdient", räumte der Spanier ein.

Teamchef Stefano Domenicali verteidigte die Ferrari-Strategie mit den weichen Reifen im letzten Stint, doch Red Bull vermutete schon vorher, dass Webber dem WM-Führenden gegen Ende noch nahe kommen könnte. "Wir haben uns entschieden, auf dem weichen Reifen zu starten und waren überrascht, Fernando Alonso auf dem harten zu sehen", verriet Christian Horner. "Wir wussten, dass wir am Ende des Rennens schneller sein würden."

Dennoch war sich Webber seines Sieges lange nicht sicher. "Ich weiß, dass Fernando ein schlauer Fuchs ist. Ich dachte, er achtet auf die Reifen und wartet nur darauf, einen Zahn zuzulegen und davonzufahren." Dem war nicht so - der Spanier konnte nicht mehr zulegen und musste sich mit Rang zwei begnügen.

"Ich sah das bereits relativ früh kommen, denn der weiche Reifen war ein kleines Problem", analysiert Christian Danner bei Motorsport-Magazin.com. "Die Red-Bull-Strategie war recht clever. Das ist heutzutage eine große Kunst und Red Bull hat das mittlerweile sehr gut drauf."

2. War Vettels Auto beschädigt?

Gleich nach dem Start flogen die ersten Karbonteile, einige davon gehörten zum Red Bull von Sebastian Vettel, der leichten Kontakt mit Felipe Massas Ferrari vor sich hatte. "Ich habe ein bisschen etwas verloren", bestätigte Vettel. "Ich wollte die Lücke dicht machen, kam aber etwas zu nah und beschädigte meinen Flügel. Ich glaube jedoch nicht, dass das allzu viel ausgemacht hat für den weiteren Verlauf des Rennens." Am Ende fuhr er als Dritter vor Massa über die Ziellinie.

3. Warum ging es bei Mercedes rückwärts?

So hatte sich Mercedes das erste von zwei aufeinanderfolgenden Heimrennen nicht vorgestellt: Michael Schumacher auf Platz 7, Nico Rosberg sogar nur auf Rang 15. Die Gründe dafür waren vielfältig. Zunächst einmal hatte das Team nicht mit einem trockenen Rennen gerechnet.

Michael Schumacher konnte seinen dritten Startplatz nicht halten, Foto: Sutton
Michael Schumacher konnte seinen dritten Startplatz nicht halten, Foto: Sutton

"Unsere Pace war im Trockenen nicht so gut wie gestern im Nassen", gestand Teamchef Ross Brawn. Kai Ebel vermutete einen Setuppoker in Richtung Regenabstimmung. "Michael Schumacher hat mir gesagt, dass er sich voll auf Regen eingestellt hat", verriet Ebel Motorsport-Magazin.com. "Michael sagte ja, dass Mercedes auf einer Highspeed-Strecke nicht so gut ist und das Auto mehr auf Regen abgestimmt war. Das war eigentlich richtig, aber weil der Regen ausblieb, hatten sie auf der Geraden Probleme."

Hinzu kamen ein schlechter Start von Rosberg, der von elf auf 15 zurückfiel, und Graining-Probleme zu unterschiedlichen Zeitpunkten des Rennens - bei Schumacher im ersten, bei Rosberg im letzten Stint. "Michael war insbesondere im letzten Stint konkurrenzfähig und erzielte seine schnellste Rundenzeit auf der letzten Rennrunde", sah Brawn Licht am Ende des Tunnels.

4. Warum fiel Hülkenberg noch aus den Punkten?

Bis kurz vor Rennende hatte Nico Hülkenberg noch ein Lächeln unter dem Helm - doch dann blockierten beim Anbremsen von Kurve drei die Hinterräder, Bruno Senna schlüpfte durch und Hülkenberg musste noch zwei weitere Plätze abgeben. Statt Platz neun gab es so nur Rang zwölf.

"Wenn das nicht passiert wäre, wäre ich das Rennen nach Hause gefahren", sagte ein zerknirschter Hülkenberg gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Auf diese Weise zwei Runden vor Schluss zwei Punkte zu verlieren, war natürlich ganz, ganz bitter. Es war ein Kreislauf, der immer schlimmer wurde."

5. Warum war McLaren so schlecht?

Statt dunkler Regenwolken hing am Sonntag ein bedrohlich großes Fragezeichen über dem McLaren-Motorhome. Die Plätze 8 und 10 waren alles andere als ein gutes Resultat beim Heimrennen des Titelanwärterteams. Noch beunruhigender war für Jenson Button und Lewis Hamilton jedoch, dass die Reihe an schnelleren Teams immer länger zu werden scheint.

"Red Bull und Ferrari sehen sehr gut aus", verriet Button. "Aber auch Lotus, Sauber und Williams waren heute schneller als wir. Es ist wirklich überraschend, wie viele Autos vor uns liegen. Eigentlich dachten wir, wir wären auf dieser Strecke konkurrenzfähig."

Eine Begründung für die mangelhafte Pace hatte keiner der McLaren-Fahrer. "Ich weiß nicht, wieso die Pace nicht vorhanden war", gab Hamilton zu. Die Balance sei nicht schlecht gewesen, aber gegen die schnellere Konkurrenz hatte der Ex-Weltmeister keine Chance. "Wir waren heute sehr langsam in den langsamen Kurven. Mark hat mich in den schnellen Kurven überholt, da war er richtig schnell. Unser Auto hat sich nicht schlecht angefühlt, aber seines muss sich außergewöhnlich gut angefühlt haben."

6. Was ging bei Kobayashis Boxenstopp schief?

Für Sergio Perez war das Rennen früh vorbei, Foto: Sutton
Für Sergio Perez war das Rennen früh vorbei, Foto: Sutton

Niki Lauda hatte sich schnell festgelegt: Kamui Kobayashi machte bei seinem zweiten Stopp einen blöden Fahrfehler für den er seinen Mechanikern ein paar Kisten Bier ausgeben müsste. Der Japaner fuhr zu schnell zum Stopp heran und räumte einige seiner Crewmitglieder ab. Drei Mechaniker wurden leicht verletzt; einer am Daumen, ein anderer erlitt Abschürfungen und Prellungen am Bein.

Kobayashi nimmt die Schuld für den Vorfall komplett auf seine Kappe. "Es war mein Fehler. Ich hatte Probleme mit der Bremse und habe beim Bremsen gemerkt, dass das Auto vorne blockiert", erläuterte er. Er habe die Anfahrt auf die Box im Trockenen nicht üben können. "Vielleicht habe ich in dem Moment einfach zu viel gewollt." Die Rennkommissare sprachen 25.000 Euro Strafe aus.

7. Wer trägt die Schuld: Grosjean oder di Resta?

Die erste Kollision des Rennens ließ nicht lange auf sich warten - Romain Grosjean und Paul di Resta gerieten bereits auf der ersten Runde aneinander. "In Kurve drei und vier ging es ein bisschen drunter und drüber - ich war auf der Außenseite, doch dann zog der Force India nach innen und berührte mit seinem rechten Hinterreifen meinen Frontflügel", beschrieb Grosjean das Startchaos.

Der Franzose konnte weiterfahren, für di Resta war das Rennen danach gelaufen. "Ich habe einfach in Kurve vier eingelenkt und es war kein Druck im rechten Hinterreifen", beschrieb der Force-India-Pilot. Sein Reifen war platt und löste sich in der Folge sogar von der Felge ab. Beide Fahrer sahen die Situation als Rennunfall an.

8. Wer trägt die Schuld: Maldonado oder Perez?

Weniger einig waren sich Pastor Maldonado und Sergio nach ihrer Zusammenkunft. Beide hatten gerade ihren Boxenstopp absolviert, Perez griff den Williams-Fahrer vor sich an und landete nach einer Berührung im Aus. "Wir kämpfen alle sehr hart, aber wir müssen uns auch noch genügend Raum lassen", klagte der Mexikaner. "Ich bin stinksauer, weil mir mein Wochenende ruiniert wurde. Ich habe später als Pastor Maldonado gebremst, er hat mir keinen Platz gelassen und ist mir ins Auto gefahren."

Der Venezolaner sah das anders und bezeichnete den Zwischenfall als Rennunfall. "Ich kam aus der Boxengasse mit kalten Reifen und versuchte, meine Position zu verteidigen", so Maldonado. "Perez wollte die Tür zumachen und wir waren sehr nah beieinander." Laut Chefingenieur Mark Gillan habe Maldonado zu diesem Zeitpunkt das Heck seines Autos verloren. "Wenn man sich dreht und da ein anderes Auto neben dir ist, kannst du nichts machen", beteuerte Maldonado.

Die Kurve habe zum Zeitpunkt des Unfalls ihm gehört, meinte Maldonado. Die Rennkommissare widersprachen ihm in diesem Punkt: Maldonado erhielt eine Verwarnung sowie eine Geldstrafe in Höhe von 10.000 Euro.