Lauscht man Lewis Hamilton, erhält man ein wenig den Eindruck, dass am Sonntag Übernatürliches geschehen muss, damit Sebastian Vettel doch nicht zu seinem zweiten Sieg in dieser Saison fährt. "Seb ist heute nur gecruised", meinte der McLaren-Pilot nach Vettels Fabelrunde, mit der er den Rest des Feldes deklassierte. Mehr als drei Zehntel betrug letztendlich der Vorsprung auf Hamilton, der sich einen Platz in der ersten Startreihe allerdings nicht einmal erträumt hatte. "Hast du Vettels Auto gesehen? Dann verstehst du, warum", antwortete er einem Journalisten auf die Frage, wie Vettel so schnell sein konnte.

Hamilton glaubte sogar, dass der amtierende Weltmeister noch nicht alles gezeigt habe. "Er hat allein schon mit einem Run vier Zehntel gefunden", so Hamilton. "Wenn er noch eine Runde gefahren wäre, hätte sein Vorsprung wohl eine Sekunde betragen. Red Bull wird im Rennen sehr stark sein." Der RB8 habe während der Trainings auch auf den Longruns einen starken Eindruck hinterlassen - bei McLaren sehe das anders aus. "Ich fuhr gestern gar keine Longruns", so Hamilton. "Ich hatte solche Probleme mit meinem Setup, dass ich mich gar nicht darauf fokussieren konnte."

Er habe es sich zwar nicht anmerken lassen, doch das gesamte Wochenende sei überhaupt nicht gut verlaufen - Setup-Problemen sei Dank. "Natürlich will ich an jeden Rennwochenende um die Pole kämpfen, aber ich wusste, dass uns an diesem Wochenende das Potenzial dazu fehlte", räumte Hamilton ein. "Zum Glück haben die Setup-Änderungen vor dem Qualifying etwas geholfen. Manchmal hat man eben ein paar Probleme - dann muss man cool bleiben und sich auf das Wesentliche fokussieren."

Während Hamilton Red Bulls Updates anpreiste, sieht es in dieser Hinsicht bei McLaren eher mau aus. "Wir haben in Valencia keine Updates, die uns zusätzliche Downforce bringen", so Hamilton. "Nur ein paar neue Dinge, die die Fahrbarkeit verbessern sollen. Als wir gesehen haben, dass die anderen Teams mit großen Updates anreisen, wussten wir schon, dass die stark sein würden." Als Konkurrenten machte er deshalb quasi das halbe Fahrerlager aus: Neben Vettel schätzte Hamilton die beiden Lotus-Piloten wegen ihrer guten Longruns als sehr stark ein, aber auch Ferrari habe sich verbessert. Dazu müsse man auf Force India und Williams aufpassen. "Das wird ein Rennen zwischen uns und vielen anderen", glaubte Hamilton.