Im zweiten Qualifikations-Segment zum Großen Preis von Europa ließ Romain Grosjean die Muskeln spielen. Kurz vor dem Ende der Session unterbot der Lotus-Pilot die bis dahin beste Zeit von Nico Rosberg und setzte sich an die Spitze des Feldes. Vor dem Start der entscheidenden Qualifying-Runde gehörte er damit zu den großen Favoriten auf die Pole Position. Doch im Gegensatz zu seinen Konkurrenten - Sebastian Vettel, Lewis Hamilton und Pastor Maldonado - steigerte sich der 26-Jährige nicht mehr und musste sich mit dem dritten Startplatz zufrieden geben.

"Wenn du nach Q2 Erster bist, rechnest du dir natürlich eine Chance auf die Pole aus", räumte Grosjean ein. "Aber Vettel hat in Q3 die Extra-Pace gefunden, Hamilton und Maldonado auch. Wir konnten uns im Vergleich zu Q2 nicht mehr verbessern." Grosjean war mit P4 dennoch zufrieden, der Franko-Schweizer weiß, dass die Stärken seines Autos ohnehin erst im Rennen zum Tragen kommen. "Wir haben die Chance auf gute Punkte", meinte der WM-Siebte. "Die Racepace von gestern war sehr gut. Und wir haben im Qualifying eine gute Runde hinbekommen, ohne unser Setup für das Rennen großartig zu verändern."

Grosjean bezweifelt zudem, dass die Konkurrenz, insbesondere Red Bull, im Rennen ähnlich auftrumpfen kann wie Qualifying. "Vettels Zeit war sehr beeindruckend", sagte er auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Red Bull hat ein großes Update am Auto durchgeführt und im Qualifying sind sie sehr schnell, aber das war auch schon in Kanada so, das Rennen ist eine andere Sache."

Als Favorit sieht sich Grosjean für die 57 Runden auf dem Valencia Street Circuit trotzdem nicht. Ziel sei es, möglichst viele Punkte einzufahren, unterstrich Grosjean. "Ich konzentriere mich nicht darauf, das Rennen zu gewinnen", stellte er klar. "Wenn ich die Chance habe, werde ich es natürlich versuchen, aber ansonsten lautet die Zielsetzung, so viele Punkte wie möglich mitzunehmen. In der Meisterschaft zählt jeder Punkt."

Grundlage für eine Punktefahrt sind für Grosjean eine gute Strategie und der richtige Umgang mit den Reifen. Dass er auf der nicht gerade reifenschonenden Strecke im Hafen Valencias wie in Kanada mit einem Boxenstopp über die Runden kommt, glaubt er allerdings nicht. "Ich glaube nicht, dass ein Pitstop reicht, ich rechne mit zwei oder drei", prophezeite der Lotus-Fahrer. Dass Fernando Alonso, der das Rennen von Startplatz elf mit einem medium Reifen beginnen könnte, mit einer möglichen Einstopp-Strategie an ihm vorbeizieht, hält er ebenfalls für unwahrscheinlich. "Ferrari hat es in Kanada versucht - es hat Alonso sehr viel Zeit gekostet", sagte Grosjean. "Ich frage mich, ob er das noch einmal versucht."