Die Formel-1-Saison 2012 ähnelt in den Augen von Sebastian Vettel einem Marathon. Statt 42,195 km sind es in der Formel 1 eben 6.102,144 km. "Ähnlich wie bei einem Marathon ist es ein langes Rennen, aber man muss von Anfang an dabei sein", mahnt Vettel. "Wenn man die ersten fünf Kilometer hinterher hängt, holt man das nie mehr auf. Wir haben gesehen, wie eng es zugeht und wie wichtig eine Punkteplatzierung sein kann. Man muss selbst aus einem schlechten Rennen das Maximum herausholen."

So gesehen ist Vettel mit dem bisherigen Saisonverlauf durchaus zufrieden. "Mit Sicherheit haben wir nicht die Schritte gemacht, die wir wollten. Nichtsdestotrotz ist es kein Weltuntergang." Die Ergebnisse der letzten Rennen seien konkurrenzfähig gewesen, obwohl hier und da vielleicht weniger heraussprang, als Vettel und Red Bull sich erwartet hatten. "Aber alles in allem war es nicht so, dass wir uns verstecken müssten. Wir hoffen aber, dass wir ab diesem Wochenende zulegen können und es weiter bergauf geht. Das wird zwangsweise notwendig sein, wenn man vorne mitfahren möchte."

Konstante Topergebnisse sind in diesem Jahr besonders wichtig, obwohl Vettel betont, dass dies in jeder Saison der Fall sei. "Wer am Ende die meisten Punkte hat, wird Weltmeister - das hat sich nicht geändert", sagt er scherzend. Anders als in den vergangenen Jahren kommt es 2012 aber vor allem darauf an, dass das Auto vernünftig mit den Reifen umgeht. "Das ist wichtiger, als alles aus dem Auto herauszuholen", betont Vettel.

Red Bull hat in dieser Saison mehr Probleme als gewohnt in schnellen Kurven. "Generell wissen wir, dass wir uns auf langen Geraden schwer tun, davon gab es in Montreal viele", erklärt Vettel. "Aber wir haben auch genug Zeit in den Kurven gutgemacht. Dieses Jahr gab es den Trend, dass wir uns in schnellen Kurven nicht so wohl fühlen wie sonst, was einmal unsere Stärke war." Jetzt müsse das Team zusehen, das Auto auch in High-Speed-Kurven schneller zu machen.

Eine absichtliche Entwicklung war dies jedoch nicht, sagt Vettel. Das Team versuche stets, das Auto so zu bauen, dass es überall gut ist, sowohl in schnellen als auch langsamen Kurven. Der große Abtriebsverlust durch das Verbot des angeblasenen Diffusors kostete Red Bull allerdings mehr Downforce als die Konkurrenz.

"Wir waren auch in den letzten drei Jahren nie das schnellste Auto auf der Geraden, aber wir waren immer in der Lage, auf eine gesamte Runde gesehen in den Kurven genug Zeit gutzumachen, um am Ende doch das entscheidende bisschen schneller zu sein." Diesen Punkt muss Red Bull im Formel-1-Marathon 2012 erst wieder erreichen.