Passender hätte es kaum kommen können: In der Casino-Hochburg Monaco erreicht das aktuelle Reifen-Roulette ungeahnte Höhen. Bühne frei für den superweichen Reifen. Zum ersten Mal in dieser Saison liefert Pirelli die weichste Mischung an die Teams aus. Während die restlichen Mischungen im Vergleich zum Vorjahr überarbeitet wurden, blieb der supersofte Reifen ziemlich unverändert. Ziemlich, denn Neuerungen gibt es trotzdem. "Wir kennen den Reifen aus der vergangenen Saison. Die Mischung bleibt gleich, aber die Konstruktion ist anders", erklärt Jenson Button. Pirelli selbst spricht von einem neuen Profil des Reifens.

Vorteil: Button. Der McLaren-Pilot schaffte es am Donnerstag als einziger, gezeitete Runden auf den superweichen Reifen zu drehen. Das Team schickte ihn auf der unbekannten Mischung auf die Strecke, kurz bevor der Regen für eine ärgerliche Zwangspause sorgte. "Das Team fragte mich, ob ich den Reifen einmal ausprobieren wollte, bevor es anfing zu regnen", so Button. "Das war wirklich eine gute Idee der Mannschaft." Bei den Interviews nach dem zweiten Training, in dem Button wenig überraschend Bestzeit fuhr, war er darauf bedacht, sein Wissen bezüglich der Supersofts nicht mit dem Fahrerlager zu teilen.

"Ich möchte nicht zu viele Informationen geben, weil kein anderer Fahrer richtige Erfahrung mit diesem Reifen hat", schmunzelte er. Wohl wissend, dass sich die anderen Teams am Samstagmorgen beim abschließenden Training beeilen müssen, um wertvolle Daten mit auf den superweichen Reifen sammeln zu können. "Es hilft schon, dass ich eine Runde auf dem Supersoft fahren konnte. Es erleichtert die Suche nach dem richtigen Setup", räumt der Brite ein. Doch auch Button gelang es nicht, den fragilen Reifen auf einem Longrun mit viel Sprit an Bord auszuprobieren. "Das werden wir morgen vor dem Qualifying ausprobieren - wie alle anderen Teams auch", meint er.

Gleichzeitig stellte Button fest, dass auch der weiche Reifen auf dem engen Straßenkurs durchaus zu überzeugen wusste. "Die Konstanz war überraschend gut", so der Weltmeister von 2008. "Romain Grosjean fuhr eine 16.1 auf dem Reifen. Das beweist, dass sich die Strecke verändert, der Reifen darauf aber bestehen kann." Der zeitliche Unterschied zwischen beiden Mischungen liegt laut Pirelli bei ungefähr einer Sekunde pro Runde. So ganz sicher sind sich die Italiener allerdings nicht, schließlich fehlen wichtige Daten zu den Supersofts.

"Leider bedeutete das wechselhafte Wetter, dass der Großteil des Feldes die superweichen und weichen Reifen nicht so sehr miteinander vergleichen konnte, wie wir es gehofft hatten", sagt Paul Hembery. "Das macht das Training am Samstag sehr wichtig, wenn die Runs mit viel Benzin anstehen." Hembery schätzt, dass der weiche Reifen 50 Runden lang hält, dem superweichen traut er 35 Runden Haltbarkeit zu. Die Renndistanz in Monaco beträgt 78 Runden, also werden die meisten Piloten wohl auf eine Zwei-Stopp-Strategie setzen. Laut Hembery müsse der Plan fürs das Qualifying sein, bei der Zeitenjagd eine freie Runde zu finden.

"Das ist der Schlüssel", so Hembery. "Die Supersofts wärmen rapide schnell auf: Es liegt an den Fahrern, das Beste daraus zu machen. Aber selbst in Monaco haben wir schon gesehen, wie eine gute Reifen-Strategie dabei helfen kann, von hinten nach vorn zu fahren."