Unberechenbar ist ein passendes Wort, um die aktuelle Formel-1-Saison zu beschreiben. Selbst für Buchmacher ist aktuell nichts auszurechnen, warum hätte Pastor Maldonado sonst vor dem Qualifying in Spanien noch Siegquoten von 500:1 haben sollen. Für gewohnte Spitzenfahrer kann dieser ständige Wechsel der Rangordnung aber auch ermüdend sein, vor allem wenn sie selbst vor- und zurückfallen, ohne eine echte Kontrolle zu haben. Sebastian Vettel will sich davon aber nicht runterziehen lassen.

"Der Wille und der Spaß sind ungebrochen, auch wenn die Reifen stärker abbauen. Der Fahrer macht noch immer den Unterschied und man darf den Glauben an die Formel 1 nicht verlieren", sagte der Red-Bull-Pilot bei Servus TV. Aus seiner Sicht ist nun mehr Flexibilität gefragt denn je. So müsse man schauen, wie das Rennen für den Einzelnen verläuft und die Strategie darauf anpassen. "Man kann auch mal einen frischen Satz aufziehen und attackieren. Man muss die Konstanz finden. Das fehlt zurzeit allen. Was braucht der Reifen, um konstant zu funktionieren."

Das Geheimnis heißt Konstanz

Über dieser Frage brütet derzeit auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner, für den die Reifen ein größerer Faktor sind als je zuvor. "Es geht auch darum, wie sie mit den Autos reagieren. Unterschiedliche Autos sind in unterschiedlichen Rennen stark, das Geheimnis ist es, die Konstanz zu halten", meinte er. Die hängt natürlich auch von der Strategie ab und laut Horner wurden hunderte Simulationen gemacht, um ein klareres Bild zu erhalten. "Es hängt aber auch vom Verkehr ab. Es wird enorm viel an der Boxenmauer entschieden", brachte er die Flexibilität wieder ins Spiel. Für den Teamchef ist alles eine Sache des gesamten Teams, auch die Fahrer müssen ihren Teil beitragen, damit alle Faktoren abgedeckt sind.

Es geht hin und her, Foto: Red Bull
Es geht hin und her, Foto: Red Bull

"Dann kommt der Erfolg", war Horner überzeugt. Dazu musste er betonen, dass die Reifen für alle gleich sind und es nur darum geht, wer sie optimiert. Wie das funktioniert, war aber auch ihm nicht klar. So hat Red Bull bislang zwar mehr Punkte eingefahren als alle anderen Teams, das 'Warum' verwirrte ihn aber. "Was die Reifen brauchen, weiß kaum jemand. Die Reifen sind auch nicht ganz normal und haben sich gegenüber dem Vorjahr verändert. Sie sind auf unterschiedlichen Strecken komplett anders, sogar zwischen den einzelnen Trainings. Wir haben eine Menge clevere Leute, die versuchen, das herauszubekommen", meinte Horner.

Kein Hauptkonkurrent auszumachen

Diesbezüglich bemängelte Mark Webber, dass die Fahrer bei der Konstruktion der Reifen nicht mehr so viel technischen Input haben wie früher, als es noch mehrere Hersteller in der Formel 1 gab. Dennoch sah er die Fahrer durchaus in der Verantwortung. "Es liegt an uns, mit den Reifen richtig umzugehen. Wir müssen das Optimum herausholen. Wir geben Pirelli Feedback für Verbesserungen, aber Pirelli ist ganz zufrieden und alle haben den gleichen Reifen." Wie unklar die Situation ist, zeigte sich, als Vettel und Webber über ihre Hauptkonkurrenten sprachen.

"Im Moment ist kein Hauptkonkurrent festzumachen. Neben uns beiden ist Alonso [einer der Besten], beide McLaren sind im engeren Kreis. Wenn es aber so weitergeht, steht Glock in Monaco auf der Pole", konnte sich Vettel einen Scherz nicht verkneifen. Webber grenzte es dann doch eher ein und nannte Fernando Alonso, Vettel, Lewis Hamilton, Jenson Button und Kimi Räikkönen. Doch auch er musste zugeben: "Alles ist offen, in Monaco haben wir nun eine Strecke mit viel Abtrieb, da spielen so viele Aspekte rein. Der Führende hat nur 60 Punkte Vorsprung, das ist wenig." In Monaco ist dann auch wieder damit zu rechnen, dass im Qualifying alle voll durchziehen, weil dort der Startplatz wohl wichtiger als überall sonst ist. "Aber die Reifen werden eine große Rolle spielen - vielleicht nicht so entscheidend wie in Barcelona oder Shanghai, weil man nicht so leicht vorbeikommt", sagte Vettel.