Dein Teamkollege gewinnt, Du wirst nach dem Pech im Qualifying dann im Rennen auch noch abgeschossen - sehr gemischte Gefühle, oder?
Bruno Senna: Als Fahrer hat man gute und schlechte Wochenenden, man muss nur die schlechten hinter sich lassen. Und ganz ehrlich, das einzige, was heute zählt, ist der Sieg - ich freue mich riesig für das ganze Team, und das Strahlen auf den Gesichtern der Jungs zu sehen, ist die beste und schönste Motivation für mich überhaupt. Das ganze Team hat so hart gearbeitet, um nach dem schlechten letzten Jahr aus dem Tief herauszukommen, und all die Arbeit, all die Veränderungen haben jetzt Früchte getragen. Diesmal leider nicht an meinem Auto, aber was wichtig ist, ist das Ergebnis für das Team. Und das ist auch für mich sehr ermutigend für die nächsten Rennen. Pastor ist natürlich super glücklich. Er hat in diesem Rennen fantastische Arbeit geleistet, bei all dem Druck, den Alonso auf ihn ausgeübt hat. Es war ein Rennen, vor dem man nur den Hut ziehen kann. Es ist sehr gut für mich, einen Grand-Prix-Sieger als Teamkollegen zu haben. Das ist eine Super-Referenz, um zu lernen - und ich hoffe, dass ich noch in einigen Rennen vor ihm landen werde.

Wie siehst Du die Situation mit Michael Schumacher?
Bruno Senna: Für mich war es ein typisches Missverständnis. Wir sind an den Bremspunkt zur ersten Kurve gekommen, er hatte ganz neue Reifen, ich noch die alten. Deshalb hat er sich wahrscheinlich in meinem Bremspunkt verschätzt und hat genau in dem Moment versucht, rein zu stechen, als ich gebremst habe, anstatt zu bleiben, wo er war. Er ist mir reingefahren, viel mehr kann ich nicht sagen. Ich habe gebremst, da war er noch eine Wagenlänge hinter mir, und mitten im Bremsvorgang habe ich von hinten einen Schlag bekommen. Aber das muss er letztlich wissen und einkalkulieren, dass ich früher bremsen muss... Für mich war es das schlechte Ende eines insgesamt schlechten Wochenendes. Aber wichtig ist heute eigentlich nur Pastors Sieg - und dass dann beim Feuer niemandem etwas wirklich Ernsthaftes passiert ist.

Kannst du, auch wenn du an dem Unfall nicht Schuld warst, trotzdem gewisse Lehren ziehen?
Bruno Senna: Ich glaube, man muss seinen Gegner auf der Strecke kennen und im Fall von Schumacher sehr eindeutig und präzise in dem sein, was man macht, sonst endet das in einem Unfall. Im letzten Jahr hatten wir ja schon einmal ein Problem dieser Art, wo wir unterschiedlicher Meinung waren, aber diese Dinge passieren nun mal. Tatsache ist, dass in vielen Rennen viele Leute viel mehr auf der Strecke von einer Seite auf die andere hin- und her wechseln, ob beim Verteidigen oder Angreifen. Ich habe ihm mit Sicherheit genug Platz gelassen, sich zu entscheiden, wo er hin will, aber er hat sich dafür entschieden, hinter mir zu bleiben.

Er hat dich ja öffentlich ziemlich beschimpft, habt ihr nachher geredet?
Bruno Senna: Bei der Anhörung bei den Sportkommissaren. Wir waren verschiedener Meinung, viel mehr gibt es nicht zu sagen. Er war sauer, und natürlich hat er keinen Rückzieher gemacht, konnte er wohl auch nicht, nachdem er mich am Funk als Idioten beschimpft hatte.

Immerhin hat er dann die Strafe bekommen...
Bruno Senna: Zumindest haben es die Kommissare diesmal also genauso gesehen wie ich...

Was glaubst du, was ohne den Crash im Rennen möglich gewesen wäre?
Bruno Senna: Schwer zu sagen, durch das Durcheinander am Start, weil Webber so schlecht wegkam, bin ich hinter Kovalainen zurückgefallen, was sehr schlecht für meine Strategie war. Aber wir waren auf einer Zwei-Stopp, da konnte ich auch nicht gleich wild attackieren, um vorbeizukommen, sondern musste auf die Reifen aufpassen. Aber trotzdem haben die Reifen nicht schlecht gehalten, also in die Nähe der Punkte oder auch in die Punkte wäre schon möglich gewesen. Wir wissen, dass das Auto den Speed dafür hatte.