Christian Horner dürfte sich in seiner Meinung bestätigt fühlen. Der Red-Bull-Teamchef hatte bereits vor dem Großen Preis von Spanien prophezeit, dass es keine großartigen Erkenntnisse über die Kräfteverhältnisse in der Formel 1 geben werde. Damit lag der Vorgesetzte von Sebastian Vettel und Mark Webber wahrscheinlich richtiger als ihm lieb war. Nach Pastor Maldonados Überraschungs-Coup und den gleichzeitigen Problemen der Top-Teams Red Bull und McLaren ist die Königsklasse offener als je zuvor.

Wie es zu dem Performance-Verlust bei Sebastian Vettel kam, nachdem er im Freien Training am Samstag noch die Bestzeit gefahren war, konnte allerdings auch Horner nicht erklären. "Zwischen dem dritten Training und dem Qualifying haben wir viel Zeit verloren. Wir mussten bei Sebastian schon drei Sätze der weichen Reifen verwenden, um überhaupt den Sprung in Q3 zu schaffen. Und Mark hätte nach unseren Berechnung eigentlich sicher in der dritten Runde landen müssen", erläuterte der Brite. "Wie es dazu kam, ist für uns noch ein Geheimnis."

Als weniger überraschend empfand Horner die Tatsache, dass sich mit Williams-Pilot Maldonado nun fünf verschiedene Fahrer in die Siegerlisten eingetragen haben. "Es ist kein Zufall, dass wir so viele unterschiedliche Sieger haben", sagte er. "Und im nächsten Rennen könne es schon wieder ganz anders aussehen", orakelte Horner. "In China hat Rosberg noch dominiert und heute lief er Gefahr, überrundet zu werden, es ist unheimlich schwer, Voraussagen zu treffen. Für Buchmacher muss das ein Albtraum sein."

Grund für diese Unvorhersehbarkeit sei die gestiegene Bedeutung der Pirelli-Pneus. "Die Reifen sind der Schlüssel, die Aerodynamik dagegen spielt nun eine viel kleinere Rolle", meinte er. Dies solle aber die tolle Vorstellung des britischen Traditions-Rennstall nicht schmälern: "Pastor ist ein großartiges Rennen gefahren, und ich möchte Sir Frank zu diesem tollen Geburtstag gratulieren."

Die Chance für Red Bull stünden aber trotz der geringeren Abhängigkeit von der Aerodynamik unverändert gut. "Es ist kein Zufall, dass wir in beiden Wertungen vorne liegen", betonte der Brite. "Bei allen Teams hat es bisher große Leistungsschwankungen gegeben. Über das Jahr gesehen wird die Konstanz den Ausschlag geben." Umso wichtiger sei es gewesen, dass Red Bull trotz der Schwierigkeiten im Rennen ein respektables Resultat abgeliefert hat. "Gerade an den Tagen, an denen es nicht läuft, ist es wichtig, Punkte zu machen", sagte Horner. "Das ist Sebastian trotz Durchfahrtsstrafe und Nasenwechsel gelungen."