Pro: Die Erfahrung macht sich bezahlt

von Philipp Schajer

Nico Rosberg hat sich für seine erste Pole Position eine Schnapszahl ausgesucht - der Wiesbadener wird in seinem 111. Rennen erstmals das Fahrerfeld in die Aufwärmrunde führen. Diese durchaus stattliche Rennanzahl könnte auch hinsichtlich eines möglichen Siegs ein Trumpf für den Mercedes-Piloten sein, denn Rosberg ist kein Rookie mehr und sollte über genügend Nervenstärke verfügen, um auch in brenzligen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren.

Der F-Kanal bei aktiviertem DRS ist der Mercedes-Joker, Foto: Sutton
Der F-Kanal bei aktiviertem DRS ist der Mercedes-Joker, Foto: Sutton

Für Rosberg spricht zudem, dass, wenn er doch einmal überholt wird, der Mercedes dank F-Kanal über ausreichend Topspeed verfügt und der 26-Jährige somit an der Konkurrenz wieder vorbeigehen können sollte. Die längste Gerade im gesamten Formel-1-Zirkus scheint dafür prädestiniert.

Auch das Wetter könnte dem Deutschen in die Karten spielen. Wie an den beiden bisherigen Tagen werden auch am Rennsonntag im Großraum Shanghai eher kühle Verhältnisse erwartet, was dem Reifenverschleiß des Silberpfeils entgegenkommt. Jenson Button benötigt hingegen wärmere Verhältnisse, um seine Vorderreifen auf eine Temperatur zu bringen, die optimalen Grip liefert.

Contra: Im Renntrimm zu langsam

von Heiko Stritzke

Die Rennpace von Mercedes war bislang nicht gut, Foto: Sutton
Die Rennpace von Mercedes war bislang nicht gut, Foto: Sutton

Bei aller Freude über die überlegene Bestzeit darf man eines nicht vergessen: Der F-Kanal hat einen großen Anteil an der schnellen Rundenzeit. Und dieses System funktioniert nur, wenn das DRS betätigt wird, also der Flügel offen ist. Und davon kann der Führende im Rennen keinen Gebrauch machen, und der will Rosberg ja über weite Strecken sein. Mercedes muss also ohne diesen Joker schnell sein, und das waren sie bislang nicht.

Sowohl in Australien als auch in Malaysia lag die beste Mercedes-Runde mehr als eine Sekunde hinter der schnellsten Runde des Rennens. Selbst wenn Mercedes also vom Gesamtkonzept hier besser aufgestellt sein sollte: Wo soll diese eine Sekunde plötzlich herkommen? Zumal Nico Rosberg in der Vergangenheit bereits immer wieder starke Qualifying-Resultate ablieferte, im Rennen aber öfter das Nachsehen hatte.

Schließlich muss Mercedes noch mit dem hohen Reifenverschleiß des W03 leben. Die Strecke in Shanghai belastet gerade die Hinterreifen, mit denen Mercedes bei den ersten beiden Rennen zu kämpfen hatte, stark. Fünf Mal wird auf der Runde in Shanghai aus dem ersten oder zweiten Gang hochbeschleunigt, was die Hinterräder stark belastet. McLaren ist hier besser aufgestellt und ein Sauber an der Spitze wäre auch keine Überraschung mehr…