Mit 24 Jahren hat Sebastian Vettel sportlich schon mehr erreicht, als viele andere Profis während ihrer gesamten Karriere. Der Weltmeister ist oft darauf bedacht, übertriebene Euphorie schon im Keim zu erdrücken und versucht - wie er nicht müde wird zu betonen - mit den Füßen auf dem Teppich zu bleiben. Doch es gibt auch diese anderen, stillen Momente, in denen Vettel nachdenklich wird. "Wenn ich darüber nachdenke, kann ich bei aller Sachlichkeit manchmal gar nicht fassen, was ich in meinem Alter schon alles erreicht habe. Und was ich später noch erreichen kann", fasst er sich an den Kopf. "Mir ist klar, dass ich erst 24 Jahre alt bin und dabei schon so unglaublich viel Glück und Bestätigung erlebt habe."

Vettel wirkt so abgeklärt wie nur wenige andere in seinem Alter - eine Folge des frühen Einstiegs in den Profisport, die ihm hilft, in der rauen Welt der Formel 1 zurecht zu kommen? "Ich habe früh gelernt, mit Fehlern umzugehen, weil ich in meinem Sport von Beginn an mit sehr vielen Erwachsenen zu tun hatte", erklärt der Heppenheimer. "Da habe ich zeitig eine Menge über Fehler und deren Folgen gelernt." Die Erkenntnis, dass Fehler passieren, weil sie zwangsläufig dazugehören, habe er bereits sehr früh gewonnen.

Nicht nur die Akzeptanz von Fehlern, sondern auch der unbedingte Siegeswille haben dafür gesorgt, dass Vettel zu den Top-Piloten in der F1 gehört. Die Lust am Gewinnen verspürt er jedoch nicht nur auf der Rennstrecke. "Es ist mir wichtig, immer zu gewinnen und zwar überall. Wenn das nicht klappt, stinkt mir das", sagt Vettel offen. "Ich finde es sogar gut, wenn man mir ab und zu die Grenzen aufzeigt. Wenn es zu extrem wird, wundere ich mich manchmal über mich selbst. Ich bin nun mal so gepolt, dass ich immer und überall der Erste sein will. Ob das morgens beim Hotellift das Bedürfnis ist, dass ich als Erster von allen Fahrgästen den Liftknopf drücke, oder bei jeder Art von Sport - egal, ich will der Erste sein."

Manchmal müsse er sich gar selbst zur Ordnung rufen, weil ihm diese Situation laut eigener Aussage komisch oder bizarr vorkommt. "Aber es ist nun einmal so", betont Vettel gegenüber der Welt. Am schönsten seien aber immer noch die Rennsiege, die er auch 2012 mit dem RB8 wieder anpeilt: "Wenn man bei einem Grand-Prix-Wochenende nach drei Tagen harter Arbeit belohnt wird, ist das für mich auf der Welt mit nichts vergleichbar. Es ist wie ein Rausch oder ein großer Glücksmoment und so was. Dieses Gefühl möchte ich immer wieder spüren."

Überhaupt scheint es bei Vettel keinen Grund zur Beschwerde zu geben. "Ich bin in einer sehr angenehmen Position", gibt er zu. "Ich mache das, was ich schon als Kind geliebt habe. Das wollte ich immer machen und jetzt ist es sogar mein Beruf geworden. Das Leben könnte für mich nicht schöner sein, vor allem wenn es dazu auch noch erfolgreich verläuft."