Das Formel-1-Wochenende in Imola 1994 ist wohl eins der prominentesten in der Formel-1-Geschichte - im negativen Sinne. An diesem Wochenende verlor der Motorsport im Rennen nicht nur Ayrton Senna, sondern auch Roland Ratzenberger einen Tag zuvor im Qualifying. Auch Rubens Barrichello erlebte einen Horror-Crash. Wir blicken zurück auf das Horror-Wochenende, dass sich diese Woche zum 30. Mal jährt.
Freitag: Rubens Barrichellos Horror-Crash
Am Donnerstag reisen die meisten Piloten erstmals an die Strecke. Es ist der 28. April 1994. Mit dabei sind auch Ayrton Senna und Roland Ratzenberger. Beim vorangegangenen Pazifik-GP im japanischen Aida landete Ratzenberger auf Rang elf. Ayrton Senna schied nach einer Kollision in der ersten Runde hingegen früh aus.
Am Freitag rollen die Autos erstmals auf die Strecke. Das Qualifikationstraining steht auf dem Programm. Doch schon hier ereignet sich der erste Schreckmoment des Wochenendes. Rubens Barrichello wird von den Randsteinen in der Variante Bassa bei über 200 Km/h in die Luft geschleudert.
Sein Wagen prallt in der Folge gegen die Kante eines Reifenstapels und überschlägt sich mehrmals, ehe er zum Stehen kommt. Barrichello ist in Folge zunächst bewusstlos und muss noch an der Strecke medizinisch behandelt werden, ehe er ins Krankenhaus eingeliefert wird. Letztendlich kommt er mit einer gebrochenen Nase, einem verstauchtem Handgelenk und ein paar Prellungen davon. Besucht wird er im Krankenhaus übrigens auch von Landsmann Ayrton Senna.
Samstag: Ratzenbergers verheerender Unfall
Barrichello muss für das restliche Wochenende aussetzen. Der Rest des Feldes macht am Samstag, dem 30. April, weiter. So auch Roland Ratzenberger. Für ihn ist es mit 33 Jahren damals übrigens erst seine erste Formel-1-Saison. Das Wochenende in Imola ist sein drittes in der Königsklasse. Der Österreicher gibt so wie die anderen Piloten alles und geht ans Limit – wobei er seinen Frontflügel beschädigt. Ratzenberger beginnt trotzdem eine neue schnelle Runde.
Kurz vor der Villeneuve-Kurve verliert Ratzenberger seinen Frontflügel. Mit über 300 Km/h steuert er auf die schnelle Rechtskurve zu, doch da ist es schon zu spät. Ratzenberger kann nicht mehr einlenken und prallt mit fast 300 Km/h frontal in die Mauer und schrammt an ihr entlang, erst auf der Strecke kommt das Auto zum Stehen.
Das Qualifying wird abgebrochen. Streckenposten und Ärzte eilen zum Simtek-Boliden. Etwas später hebt ein Hubschrauber mitsamt des Österreichers ab und bringt ihn ins Maggiore-Hospital in Bologna. Nur ein paar Stunden später wird bekannt gegeben, dass Ratzenberger verstorben sei. Der erste Todesfall an einem Rennwochenende seit 12 Jahren.
Mit seiner Zeit hätte Ratzenberger sich als 26. für den Grand Prix qualifiziert. An der Spitze hält Ayrton Senna die Pole-Zeit. Nach Ratzenbergers Unfall wird das Qualifying noch einmal neu gestartet, keiner der Williams fährt noch einmal. Für Senna reicht es trotzdem zur Pole vor Michael Schumacher.
Sonntag: Der Motorsport verliert Ayrton Senna
Am Sonntag ist die Stimmung im Fahrerlager bedrückt. Während der Fahrerbesprechung diskutieren Ayrton Senna und Gerhard Berger den Einsatz des Safety-Cars. Durch den fehlenden Speed würde die Temperatur der Reifen nicht hoch genug gehalten werden können.
In der Einführungsrunde verzichtet die Rennleitung noch auf das Safety-Car. Allerdings kommt JJ Lehto auf dem fünften Platz beim Start nicht vom Fleck. Der auf Platz 22 gestartete Pedro Lamy sieht das erst zu spät und kollidiert mit ihm. Mehrere Teile fliegen über den Sicherheitszaun. Insgesamt neun Menschen werden durch sie verletzt.
Die Rennleitung muss reagieren und entscheidet sich für ein Safety-Car. Nach fünf Runden sind die beiden Autos sowie alle Trümmerteile geborgen. Das Rennen wird wieder gestartet. Ayrton Senna führt das Feld an. Zwei Runden später bricht der Williams-Renault mit der Nummer zwei in der Tamburello-Kurve plötzlich aus. Mit über 200 Km/h steuert Senna um 14:17 Uhr Ortszeit in die Mauer.
Der genaue Grund dafür ist bis heute nicht bekannt. Eine gebrochene Lenkstange oder ein zu niedriger Reifendruck durch die Safety-Car-Phase sind mögliche Gründe. Sennas Helm wird von einer Strebe der Radaufhängung in Folge des Crashs durchbohrt. Senna selbst wird tödlich verletzt, wiederbelebt, ins Krankenhaus geflogen.
Währenddessen wird das Rennen nach 37 Minuten neu gestartet. In Runde 48 löst sich nach einem Boxenstopp von Michele Alboreto das rechte Hinterrad. Vier Mechaniker von Ferrari und Lotus werden getroffen und müssen im Krankenhaus behandelt werden. Michael Schumacher beendet das Rennen als Sieger vor Ferrari-Pilot Nicola Larini und McLaren-Pilot Mika Häkkinen. Erst über zweieinhalb Stunden später erreicht das Fahrerlager die Meldung, dass Senna im Krankenhaus für tot erklärt wurde.
Das Wochenende hat weitreichende Konsequenzen für den Motorsport. Neue Sicherheitsbestrebungen werden in der Formel 1 ins Rollen gebracht. Mit Ayrton Senna stirbt eine Motorsport-Legende. Gerhard Berger erwägt kurzzeitig einen eigenen Rücktritt. Auch 2024 wird an Ayrton Senna und Roland Ratzenberger gedacht, zum 30. Jahrestag mit einem ganztägigen Event in Imola. Am 1. Mai um 14:17 Uhr wird eine Schweigeminute abgehalten.
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