Lange Zeit war Riccardo Patrese der Rekordstarter der Formel 1, ehe er von Rubens Barrichello abgelöst wurde. Mit seinem Comeback 2010 ist mittlerweile auch Rekordweltmeister Michael Schumacher in Sachen Rennstarts am Italiener vorbeigezogen. Auch wenn die Anzahl der Starts nach der dreijährigen Pause Schumachers nahtlos weiter angestiegen ist, sei das bei der Performance des Mercedes-Piloten anders. Laut Patrese habe sein ehemaliger Benetton-Teamkollege aus dem Jahr 1993 im Vergleich zum ersten Teil seiner Karriere durchaus an Performance eingebüßt. Der Deutsche sei heutzutage nicht mehr der Fahrer, der er vor seinem ersten Rücktritt 2006 war.

Am starken Fahrerfeld dieser Tage wollte Patrese das aber nicht festmachen. "Michael ist gegen Fahrer wie Senna, Mansell und mich selbst gefahren und hat sofort bewiesen, dass er wettbewerbsfähig und auch besser sein konnte. Nun haben wir Fahrer wie Hamilton und Vettel, die auch sehr gut aussehen - ich glaube aber nicht, dass sie besser als Senna, Mansell oder die anderen Fahrer sind, die fuhren, als Michael in der F1 anfing", erklärte Patrese auf seiner Homepage. Der Schluss, den man daraus ziehen könne, sei einfach: "Michael ist im Vergleich zu seinen besten Zeiten etwas unter seinem Performance-Level."

Nackenverletzung ein Grund?

1993 fuhren Michael Scumacher und Riccardo Patrese gemeinsam für Benetton, Foto: Sutton
1993 fuhren Michael Scumacher und Riccardo Patrese gemeinsam für Benetton, Foto: Sutton

"Als er in der Formel 1 debütiert hat, hat sich Michael gegen die Besten bewiesen - wenn er heute mit den Besten also nicht mehr mithalten kann, liegt das vielleicht auch daran, dass er nicht das beste Auto hat", so Patrese. "Aber in der Vergangenheit hat er es auch ohne das beste Auto geschafft, den Unterschied auszumachen - heute kann er das nicht mehr", meinte der 256-fache GP-Starter. Abschreiben wollte Patrese seinen ehemaligen Stallgefährten deshalb aber noch lange nicht.

"Wenn er jetzt das beste Auto hätte, könnte er immer noch Rennen gewinnen. In der Vergangenheit konnte er das nur eben auch ohne." Einen weiteren Grund für Schumachers Probleme in der zweiten Karriere machte Patrese an einem fast schon vergessenen Zwischenfall fest. 2009 scheiterte nach dem Ausfall Felipe Massas im Anschluss an seinen Unfall im Ungarn-Qualifying ein angedachtes Ferrari-Comeback Schumachers an einer Nackenverletzung, die sich der Deutsche bei einem Motorradsturz zugezogen hatte.

"Ich respektiere Michael und sein Talent sehr - aber was ich bislang gesehen habe, ist er nicht der alte Michael, der er vor seinem Rücktritt war. Und ich habe meine Zweifel, dass das an den Reifen oder neuen Regeln liegt", so Patrese, der anfügte: "Vielleicht hat seine Nackenverletzung eine kleine Auswirkung gehabt. Dieser Unterschied kann sehr, sehr gering sein - es scheint ihn aber zu geben."