Der erste große Test als Einsatzfahrer in der Formel 1 war für Daniel Ricciardo eine recht positive Erfahrung - vor allem am zweiten Tag. Das Auto hielt, er konnte 100 Runden fahren und war zufrieden. "Der erste Eindruck gestern war gut. Es war sofort alles gut ausbalanciert. Das war eine gute Basis für die Arbeit. Ich fuhr voriges Jahr um diese Zeit ein paar Runden mit dem STR6 und das jetzt ist eine Verbesserung zu damals, wenn ich mich recht erinnere. Es ist recht positiv. Wir werden sehen, wie weit wir dieses Jahr nach vorne kommen. Ich sage nicht, dass wir um die Pole mitfahren, aber wir haben eine gute Basis", erklärte er.

Probiert hatte Ricciardo am Mittwoch quer durch die Bank so ziemlich alles. Er fuhr lange und kurze Runs und setzte alle Reifenmischungen ein. "Es war ein gutes Programm und wir haben alles auf der Liste erledigt. Zu dieser Zeit des Jahres muss man alles probieren und ich muss mich so gut wie möglich eingewöhnen. Das war ein guter Tag dafür, ich habe von gestern bis heute viel gelernt", sagte der Australier. Generell sah er es für sich und seinen Teamkollegen Jean-Eric Vergne als Vorteil, ein ordentliches Auto gleich vom Start weg zu haben, immerhin sind beide doch sehr unerfahren in der Formel 1.

Nicht am Kopf kratzen

"Sollte etwas passieren, werden wir auch dazulernen und das lösen müssen. So reift man. Es ist aber schön, wenn man am Anfang eine gute Basis hat, mit der man arbeiten und sich eingewöhnen kann, bevor man dann das Auto und das Setup verändert und den Ingenieuren und Designern Feedback liefert. Am Anfang ist es wichtig, dass wir Runden fahren statt uns am Kopf zu kratzen, was wir ändern sollen", meinte Ricciardo. Und weil es gut lief, konnte er auch schon einige Vergleichs-Runs fahren, bei denen er neue Dinge ausprobierte und ein Gefühl für Veränderungen am Auto fand. "Es ist aber noch früh und hier fahren wir keine Rennen, ich will also nicht zu euphorisch werden. Es ist aber schön wenn man gute Änderungen spürt."

Zu der gebremsten Euphorie gehörte auch, dass er nicht damit rechnete, Mark Webbers Australien-Auftakt aus dem Jahr 2002 übertrumpfen zu können. Damals war er im Minardi Fünfter geworden. "Könnte ich Webbers Auftakt überbieten, wäre das beeindruckend, er hat aber eine hohe Latte gelegt", sagte Ricciardo. "Ich bin bisher nur im Vorjahr im ersten Training in Melbourne gefahren, ich war in keinen Nachwuchsklassen unterwegs. Ich mag die Strecke aber, sie ist gut zu fahren. Australien kann ein aufregendes Rennen sein und viele Dinge können passieren. Ich werde Platz fünf noch nicht abschreiben, will aber bescheiden bleiben."

Harmonie

Vielleicht könnte ja Webber noch ein paar Tipps geben. Bislang hat er das zumindest immer getan, wobei Ricciardo eine Vermutung hatte, die er allerdings eher im Scherz äußerte: "Wenn wir jetzt im gleichen Starterfeld stehen, hilft er ja vielleicht nicht mehr." Am besten hilft der Toro-Rosso-Pilot sich aber ohnehin selbst, was er dadurch macht, dass er das Auto auf der Strecke hält. Wobei das Auto selbst dabei auch hilft. "Ich bin mit der Balance zufrieden, es ist eine gute Basis. Die Front und das Heck scheinen gut zusammenzuarbeiten. Es gibt vom Kurven-Eingang bis zum Ausgang keine drastischen Verschiebungen, bei denen Front und Heck nicht harmonieren." Und noch eine Hilfe gab es am Dienstag: das Problem mit den Auspuffgasen, die den hinteren Querlenker rösteten, schien behoben.