Pro: Eine Eintagsfliege

von Kerstin Hasenbichler

In Silverstone war Ferrari mit Red Bull Racing auf Augenhöhe, wenn nicht sogar schneller. Erstmals in dieser Saison konnte Ferrari-Star Fernando Alonso die Bullen auf die Plätze verweisen und prompt tauchte in Maranello wieder ein Hoffnungsschimmer auf, doch noch die WM holen zu können. Ohne Zweifel hat Ferrari im Vergleich zum enttäuschenden Saisonbeginn Fortschritte erzielt, erstmals brachte die Scuderia auch die harten Reifen zum Arbeiten.

Wer lacht am Schluss - Vettel oder Alonso?, Foto: Sutton
Wer lacht am Schluss - Vettel oder Alonso?, Foto: Sutton

Den Rest erledigte Fernando Alonso, der in Silverstone - auf einer nicht Ferrari-typischen Strecke - seine fahrerischen Stärken ausspielte. Dennoch sind Zweifel erlaubt, dass Ferrari die Wende im Titelkampf geschafft hat und in den verbleibenden Rennen statt Red Bull Racing den Ton angeben wird. Fakt ist, dass die Diffusor-Einschränkung, die in Silverstone in Kraft trat, der Scuderia im Vergleich zur Konkurrenz am meisten genützt hat.

Der Vorteil war derart groß, dass seitens der Konkurrenz sofort der Verdacht einer Ferrari-Bevorzugung seitens der FIA fiel - zumal es nicht das erste Mal in der Geschichte der Formel 1 wäre, dass eine Reglementänderung zu Gunsten der Roten ausfällt. Bevorzugung hin oder her - die Statistik spricht eine deutliche Sprache. Sechs Siege für Sebastian Vettel, lediglich McLaren konnte im Rennen Red Bull gefährlich werden - zumindest vor Silverstone.

Ferrari nahm die Rolle dahinter ein. Am Nürburgring herrschen wieder die alten Regeln, Diskussionen rund um Drosselkappe, Walzenschieber oder Auspuff-Tricks sind ad acta gelegt und damit kehrt vermutlich auch die alte Ordnung wieder zurück und die Red Bull-Dominanz.

Contra: Steigerung erkennbar

von Sönke Brederlow

Obwohl Vettel durch das Problem bei seinem Boxenstopp jegliche Chancen auf den Sieg verspielt und Alonso somit den Sieg ermöglicht hat, war Ferrari in Silverstone dichter an Red Bull dran und konkurrenzfähiger als jemals zuvor in dieser Saison. Stück für Stück haben sich die Tifosi an die Bullen herangearbeitet, bis man in England zum ersten Mal in dieser Saison einen Sieg feiern konnte.

Ferrari hat ein Ausrufezeichen gesetzt, Foto: Sutton
Ferrari hat ein Ausrufezeichen gesetzt, Foto: Sutton

Das Reifenproblem mit der harten Mischung scheint unter Kontrolle und die Updates funktionieren wie erwünscht. Auch wenn sich das Staterfeld durch das Zwischengas-Verbot zusammengeschoben und vielleicht auch leicht verändert hat, konnte Ferrari schon vor dem England-GP Fortschritte aufzeigen. Ständige Weiterentwicklungen und Updates haben die Roten zuletzt sogar siegfähig gemacht. Der Erfolg in Silverstone wird also keine Eintagsfliege bleiben.

Bereits in den vergangenen vier Rennen zeigte Alonso eine starke Leistung. Zwei zweite Plätze in Monaco und Valencia waren erste Anzeichen auf die Leistungssteigerung und auch in Kanada wäre ohne den Kontakt mit Button Vieles möglich gewesen. Auf dem Nürburgring wird man zur alten Diffusor-Regel zurückkehren, was vor allem Red Bull und McLaren in die Karten spielt. Dennoch sollte man auch ein Auge auf Ferrari werfen.

Die Italiener haben erneut weitere Updates und sind nach ihrem Sieg in Silverstone wieder in den Kreis der Titelfavoriten aufgerückt - weitere Erfolge nicht ausgeschlossen.