Nach einwöchiger Pause steht der Formel 1 das fünfte Rennen der Saison bevor. Im Zuge der Europareise gastiert der F1-Zirkus am kommenden Wochenende in Barcelona. Nach Sebastian Vettels Sieg in Istanbul - dem dritten in vier Rennen - gibt es eigentlich nur eine Frage: Wer kann den Weltmeister bezwingen?

Vieles deutet darauf hin, dass die größte Konkurrenz aus den eigenen Reihen kommt. Mark Webber gibt in dieser Saison den Countdown-Mann: Platz fünf in Australien, Vierter in Malaysia, Rang drei in China und schließlich der zweite Platz beim vergangenen Türkei GP. Demnach wäre es doch logisch, dass die Red-Bull-Crew in Spanien die WEB P1-Tafel an der Zielgeraden schwenken muss, oder?

Die perfekte Runde

So einfach ist das allerdings nicht. "Sebastian ist momentan auf dem Höhepunkt. Es liegt an mir, die Lücke zu schließen", war sich Webber bewusst. In der Tat: Vettel erlebt derzeit einen Höhenflug, Rivale Lewis Hamilton attestierte dem 23-Jährigen bereits eine ähnliche Dominanz wie einst Michael Schumacher. Doch Webber weiß, wie er seinen Teamkollegen auf dem Circuit de Catalunya in Schach halten kann. "Um Seb in Spanien zu besiegen, muss ich eine absolut perfekte Runde im Qualifying hinlegen", so der 34-Jährige.

Die Pole Position ist in Barcelona doppelt wertvoll, wie die Statistik belegt. 20 Mal umrundete die F1 bislang den katalanischen Kurs, 16 Mal holte der Pole-Setter dabei den Sieg. Doch um Vettel in seiner aktuellen Verfassung zu schlagen, braucht es schon einen Husarenritt. Helmut Marko traut Webber dies allerdings nicht zu. "Fakt ist, dass Mark im Prinzip seit Silverstone 2010 drei Zehntelsekunden langsamer als Sebastian ist", erklärte der RBR-Motorsportberater. "Zu langsam, um aus eigener Kraft gewinnen zu können." Ein bitteres Urteil für Webber, denn laut Marko würde er immerhin den anderen die wichtigen Punkte wegnehmen.

Türkei vergessen machen

Doch Red Bull kann nur an der Spitze bleiben, wenn der RB7 konsequent weiterentwickelt wird. "Man muss sich technisch permanent verbessern, sonst ist man gleich im Hintertreffen", stellte Marko fest. "Das heißt, wir haben für Barcelona wieder einige Neuerungen, die das Auto hoffentlich auch spürbar schneller machen." China hat gezeigt: Wenn das Auto nicht zuverlässig läuft, gerät man schnell ins Hintertreffen.

Darauf baut der Verfolger: McLaren will den verpatzten Türkei GP schnell in Vergessenheit geraten lassen und wieder oben angreifen. In Istanbul hatte sich der MP4-26 nicht als konkurrenzfähig erwiesen und Hamilton sowie Jenson Button kassierten die Rechnung. Das Auto hätte schon in Istanbul neue Teile erhalten sollen, doch diese erwiesen sich offenbar als nicht ausgereift.

Erbarmungslose Entwicklung

"Ich dachte nicht, dass sie [die Updates] ein Rennen durchstehen würden. Deshalb haben wir sie in letzter Minute wieder entfernt", verriet Tim Goss und fügte hinzu: "Die Entwicklung geht erbarmungslos weiter." Deshalb rüsten die Briten ihren Boliden auf: Zehn bis zwölf neue Teile sollen in Barcelona den Weg ans Auto finden.

Felipe Massa im Kampf mit Jenson Button, Foto: Sutton
Felipe Massa im Kampf mit Jenson Button, Foto: Sutton

"Wir sind optimistisch, dass wir im Kampf um die dicken Punkte zurück sind", zeigte sich Hamilton kämpferisch. Man darf gespannt sein, ob die Updates diesmal den erhofften Effekt bringen. Der wird nötig sein, um einen zuverlässigen Red Bull zum zweiten Mal zu knacken.

Druck von allen Seiten

Diesen Plan verfolgt auch Ferrari seit dem Saisonstart. Zuletzt schaffte es Fernando Alonso immerhin zum ersten Mal in dieser Saison aufs Podium. Der Spanier freut sich schon auf sein Heimrennen. "Das ist ein einmaliges Gefühl für mich", jubelte Alonso. Die hohen Erwartungen in der Heimat würden zwar für Druck sorgen, doch dies sei laut dem zweimaligen Weltmeister ein positiver Druck. Den sollte Alonso allerdings sowieso verspüren.

Fernando Alonso freut sich auf sein Heimrennen, Foto: Sutton
Fernando Alonso freut sich auf sein Heimrennen, Foto: Sutton

Deshalb arbeiten die Ingenieure in Maranello auch mit Hochdruck an der Verbesserung des 150° Italia. Die Rote Göttin zieht natürlich auch mit Updates in den Kampf um den Sieg. Ferrari hatte bereits in der Türkei gezeigt, zu welchen Leistungen der Bolide fähig ist, nachdem das Windkanal-Dilemma größtenteils ausgeräumt wurde.

Alles läuft also auf den üblichen Dreikampf hinaus. Alle Welt jagt Red Bull, während sich das amtierende Weltmeister-Team derzeit scheinbar nur selbst schlagen kann.