Red-Bull-Pilot Mark Webber fuhr 2005 und 2006 zwei Jahre lang für Williams. Auch damals machte das Team nach der Trennung von Motorenpartner BMW im Anschluss an die 2005er-Saison eine schwere Zeit durch. Auch wenn Webber auf Grund der anhaltenden Probleme mit der Zuverlässigkeit der Boliden beim Traditionsrennstall aus Grove schon nach zwei Jahren wieder abdrehte, ein neues Vertragsangebot ausschlug und an seine alte Wirkungsstätte zu Jaguar, das in der Zwischenzeit zu Red Bull geworden war, zurückkehrte, verbindet den Australier immer noch viel mit seinem Ex-Team.

Um so aufmerksamer verfolgte Webber in den letzten Tagen die vom Team bekannt gegebenen personellen Veränderungen für die kommende Saison. Nach dem sportlichen Absturz der englischen Traditionstruppe und dem schlechtesten Saisonstart in der Geschichte des Rennstalls, hatte man sich bei der Geschäftsleitung dazu entschieden, Technikdirektor Sam Michael und Chefaerodynamiker Jon Tomlinson nach Ende dieser Saison nicht mehr weiter zu beschäftigen. Mit beiden Techniker hatte Webber bei Williams noch eng zusammengearbeitet. "Ich war sehr überrascht wie viele Veränderungen da vorgenommen wurden - noch dazu sehr große Veränderung", verriet der Australier am Rande des Türkei Grand Prix überrascht.

Michael hat immer Verantwortung übernommen

Ein Bild aus gemeinsamen Tagen bei Williams - Mark Webber 2006 mit Sam Michael in Australien, Foto: Sutton
Ein Bild aus gemeinsamen Tagen bei Williams - Mark Webber 2006 mit Sam Michael in Australien, Foto: Sutton

"Williams ist ein Team, das die Latte sehr hoch legt. Und nach den Ergebnissen der letzten Jahre waren sie natürlich alle sehr enttäuscht", suchte Webber nach Erklärungen. "Aber wir wissen ja alle auch, dass man die ganze Schuld nicht nur einer einzelnen Person zuschieben kann", meinte der 34-Jährige verblüfft. Für die Zukunft hoffte er, dass die harten Entscheidungen sein Ex-Team wenigstens wieder auf Erfolgskurs zurückführen würden. "Jetzt gab es also einige Veränderungen auf Schlüsselpositionen - aber nur die Zeit wird zeigen, ob sich das positiv für sie ausgewirkt", sagte der Red-Bull-Fahrer.

In der Zukunft erwarte Williams als Privatteam ohnehin schon einige große Hürden. "Es stehen in der Formel 1 signifikante Regeländerungen vor der Tür und als unabhängiges, aber immer noch sehr mächtiges Team, gibt es einige technische Herausforderungen, die man erst einmal gut bewerkstelligen muss", warnte Webber vor dem Hintergrund des neuen Reglements in der Königsklasse ab 2013. "Es gibt niemanden im Fahrerlager, der Williams gerne da sehen möchte, wo sie im Moment sind. Jeder weiß, was sie für den Sport getan haben und hoffentlich kommen sie wenigstens halbwegs zurück", meinte der Ex-Williams-Pilot aufrichtig.

Mit dem nun geschassten Sam Michael zu arbeiten, wäre seiner Zeit immer gut gewesen, beteuerte Webber. "Er war eindeutig jemand, der Verantwortung übernommen hat - unglaublich passioniert und mit großem Antrieb in diesem Job. Er scheute es nicht, große Entscheidungen für das Auto zu treffen, um vorwärts zu kommen. Ich denke er hätte vielleicht etwas mehr Substanz um sich herum verdient gehabt, damit diese Rolle auch noch mehr unterstützt worden wäre", mutmaßte der Australier. Nun seien Michael genau diese Entscheidungen zum Verhängnis geworden. "Er ist in jedem Fall ein talentierter Kerl. Er war nur eben bei Williams in einer schwierigen Situation", sagte der Red-Bull-Fahrer voller Verständnis.