In der Formel-1-Saison 2011 wird so viel überholt wie schon lange nicht mehr. 170 Überholmanöver zählten die Statistiker in den ersten drei Rennen, zum Vergleich: 2010 kam es in allen 19 Rennen zu 547 Überholmanövern, 2009 waren es sogar nur 244 Manöver, 2008 deren 260 und 2007 immerhin 270. In der Saison 1984 waren es stolze 666 Überholmanöver.

Den Anstieg an Überholmanövern hat die Formel 1 2011 den stark abbauenden Pirelli-Reifen, dem neuen verstellbaren Heckflügel (DRS) sowie KERS zu verdanken. Doch während DRS erst nach zwei Runden freigeschaltet wird, dürfen die Fahrer bereits am Start die 80 Zusatz-PS von KERS in Anspruch nehmen. In Malaysia schätzte Ross Brawn den Vorteil durch KERS bis zur ersten Kurve auf 20 Meter.

Obwohl der Start durch die neuen Überholchancen im Laufe des Rennens weniger wichtig geworden ist als in den vergangenen Jahren, kann er immer noch rennentscheidend sein: Um vorne weg zu fahren und einen Vorsprung herauszuholen oder um Plätze nach einem schwachen Qualifying gutzumachen.

Michael Schumacher machte seit seinem Comeback 2010 41 Positionen in der ersten Runde gut, Foto: Pirelli
Michael Schumacher machte seit seinem Comeback 2010 41 Positionen in der ersten Runde gut, Foto: Pirelli

Motorsport-Magazin.com hat sich mit einer Tabellenkalkulation bewaffnet und die Startrunden aus Australien, Malaysia und China unter die Lupe genommen – das Ergebnis: Nick Heidfeld ist mit elf Positionsgewinnen der König der ersten Runde (im Schnitt 3,66 Manöver pro Startrunde). Dahinter liegen Michael Schumacher und Adrian Sutil gleichauf mit jeweils acht Platzverbesserungen bis zum Ende der ersten Runde (Durchschnitt: 2,66).

Alle drei deutschen Piloten profitieren von KERS; Heidfeld bei Renault, Schumacher und Sutil vom Mercedes-System, das in der ersten KERS-Saison 2009 einschlägig als das Beste seiner Art galt. Nach anfänglichen Problemen beim Auftaktrennen in Australien funktioniert das System jetzt problemlos.

Natürlich begünstigten Mittelfeld-Startpositionen die Startrunden-Aufholjagden von Sutil und Schumacher (schließlich kann Sebastian Vettel nach drei Pole Positions aus drei Rennen hier kaum glänzen), eine Garantie für viele Platzgewinne ist das allerdings nicht – so gewann Mark Webber bei seiner grandiosen China-Fahrt von 18 auf 3 gerademal eine Position in der ersten Runde. Kein Wunder, das zickige Red-Bull-KERS ist alles andere als ein Vorzeigesystem.