14:00 Uhr. Die Lichter gehen aus. Die Formel-1-Saison 2011 läuft, Foto: Sutton
14:00 Uhr. Die Lichter gehen aus. Die Formel-1-Saison 2011 läuft, Foto: Sutton

Formel-1-Fans hatten sich den 13. März 2011 fett und rot im Kalender markiert: Eigentlich hätte heute die neue F1-Saison in Bahrain beginnen sollen. Eigentlich. Bekanntlich musste das erste Saisonrennen wegen der Unruhen im Königreich Bahrain abgesagt werden. Die richtige Entscheidung. Gleichzeitig aber auch der Grund, warum die F1-Welt noch zwei Wochen warten muss, bevor der erste GP-Sieger des Jahres feststeht.

Als einer unserer englischen Kollegen am Samstagabend das Media Centre im verregneten Barcelona verließ, sagte er: "In einem Paralleluniversum schreibe ich gerade Geschichten nach dem Qualifying in Bahrain, hier fliege ich nach vier Testtagen aus Barcelona nach hause..."

Was also, wenn nur bei uns das Auftaktrennen wirklich ausgefallen ist? Bekanntlich (also im Sinne von Fernsehserien und Filmen) gibt es unendlich viele Paralleluniversen, in denen jede Entscheidung zu einem leicht veränderten Abbild unserer Realität führt - angefangen von bösen Zwillingen mit Bärten bis hin zu Formel-1-Rennen am heutigen Sonntag.

Tennisunfälle sind vor Rennen in Bahrain sehr gebräuchlich..., Foto: Hartley/Sutton
Tennisunfälle sind vor Rennen in Bahrain sehr gebräuchlich..., Foto: Hartley/Sutton

Wir werfen einen Blick auf die andere Seite - ganz ohne Spiegel und bewusstseinsverändernde Drogen: So könnte der Saisonstart 2011 in anderen Realitäten verlaufen...

Das Tennis-Universum Kurz vor der Anreise nach Bahrain verletzt sich Mark Webber bei einem Tennisunfall auf dem Mountainbike - seinem Team sagt er jedoch nichts davon. Den ersten, vagen Verdacht schöpft Teamchef Christian Horner, als Webber vor dem 1. Freien Training mit einer weißen Armschlinge um den Hals ins Auto steigt und von Adrian Newey verlangt, dass in einem gescheiten Formel-1-Auto alle 42 Knöpfe und 89 Displayeinstellungen von KERS über den beweglichen Heckflügel bis zum Hoch- und Runterschalten auch allein mit der rechten Hand zu bedienen sein müssten.

Bis zum Beginn des Qualifyings ist sich Horner fast sicher, dass Webber wieder eine Verletzung verheimlicht und verpflichtet kurzerhand Pedro de la Rosa als Ersatzfahrer, der bereits Erfahrung mit Bahrain-Einsätzen für zweirädrige Tennisopfer hat. Im Rennen hat de la Rosa allerdings keine Chance, an seinen 5. Platz als Montoya-Ersatz von 2005 anzuknüpfen - der Spanier muss aber auch ohne Frontflügel antreten, da Helmut Marko entscheidet, dass Sebastian Vettel mit zwei Frontflügeln mehr Anpressdruck an der Vorderachse hat. Martin Whitmarsh hält das für illegal. Marko beschwichtigt: "Mit zwei Frontflügeln kann sich der untere auch nicht mehr verbiegen!"

Sandsturm in Bahrain: Nichts geht mehr, Foto: Hartley/Sutton
Sandsturm in Bahrain: Nichts geht mehr, Foto: Hartley/Sutton

Das Sand-Universum In diesem Paralleluniversum gibt es ebenfalls keinen Bahrain GP. Allerdings sind die Fahrer, Teams und Autos alle vor Ort - nur kann niemand fahren. Wie bei den Wintertests Anfang 2009 und den Pirelli-Reifentests in diesem Winter fällt der Fahrbetrieb starken Sandstürmen zum Opfer. Zum Glück brechen keine monströsen, gewürzsüchtigen Sandwürmer aus dem Untergrund...

Stattdessen konzentrieren sich die Teams auf das, was sie seit Suzuka 2010 am besten können: Rennen mit Papierschiffchen in der Boxengasse - diesmal eben vom Wind über den Sand geblasen. Das Sandrennen gewinnt HRT: Im Gegensatz zu den schwergewichtigen Red-Bull-Dosen und den untersteuernden Mercedes-Plastikflaschen glänzt Geoff Willis mit einem federleichten, ungedämpften, weißen Blatt Papier auf dem die Buchstaben "F111" geschrieben stehen.

Das Rubiversum Flashback. Wir schreiben das Jahr 2004, genau genommen den 04.04.04. Die Formel 1 gastiert zum ersten Mal in Bahrain. Michael Schumacher und Rubens Barrichello gehen aus Startreihe 1 ins Rennen. Schumacher bremst spät in die erste Kurve hinein, Barrichello kann nicht ausweichen, berührt den Ferrari seines Teamkollegen leicht und dieser dreht sich. Zwar kann sich Schumacher dank des überlegenen Speeds des F2004 wieder bis auf Platz 2 vorkämpfen, doch am Ende siegt Barrichello ungefährdet.

Der Start in den ersten Bahrain GP veränderte alles..., Foto: Sutton
Der Start in den ersten Bahrain GP veränderte alles..., Foto: Sutton

Es ist der Beginn einer unglaublichen Siegesserie. Barrichello gewinnt 13 von 18 Rennen in dieser Saison und wird zwischen 2004 und 2008 fünf Mal in Folge Weltmeister. Nach zwei WM-Titeln für Jenson Button und Sebastian Vettel 2009 und 2010 greift Rubinho 2011 nach seiner sechsten WM-Krone. Damit ihm dies gelingt, stellt Ferrari ihm nach drei Jahren Rente wieder seinen ehemaligen Adjutanten Schumacher an die Seite. Und siehe da: Die Ära-Barrichello geht weiter. In unserem Universum müssen wir darauf noch etwas warten. Aber gebt Rubens noch fünf, sechs Jahre...

Zurück in der Realität Für alle die keinen Softspot fanden, um einen Blick auf die andere Seite zu werfen, veranstaltete Virgin Racing am Samstag in unserer Realität einen (wie könnte es beim CFD-Vorzeigeteam anders sein) "virtuellen" Bahrain GP, bei dem die Teilnehmer in einem Computerspiel gegeneinander antraten und ihre Bestzeiten via twitter an das Team übermittelten. Wer es lieber altmodisch hat, sollte heute noch schnell die alte Carrera-Rennbahn wieder hervorkramen - bis zum Bahrain-Rennstart um 14:00 Uhr ist noch etwas Zeit!