Schweizer sind ein sympathisches Völkchen - da ist Peter Sauber keine Ausnahme. Würde es eine Wahl zum sympathischsten Teamchef der F1 geben, würde Sauber ganz vorne landen. Dennoch will der 67-Jährige in drei Jahren nicht mehr am Kommandostand stehen. "Vor einem Jahr habe ich gesagt, dass ich mit 70 nicht mehr an der Boxenmauer stehen möchte. Das gilt immer noch", so Sauber.

Doch vorher will er sein Team auf die nächste Stufe bringen. "Für mich ist entscheidend, dass noch mehr Stabilität ins Team kommt und wir eine finanzielle Basis haben, auf der wir uns sportlich nach vorne orientieren können. Wenn wir das erreicht haben, ist für mich die Zeit gekommen, einen Schritt zurück zu machen."

Peter Sauber hat das Team gerettet, Foto: Sutton
Peter Sauber hat das Team gerettet, Foto: Sutton

Das Team

Peter Sauber darf durchaus stolz auf sich sein. Vor einem Jahr kaufte der Schweizer den Rennstall von BMW zurück, um damit das endgültige Aus zu verhindern. "Ich habe diesen Schritt nicht bereut, und ich werde es auch nie tun, obwohl ich wusste, dass es eine sehr schwierige Aufgabe werden würde, das Team am Leben zu halten. Aber wenn ich es nicht versucht hätte, dann hätte ich mir jeden Tag Vorwürfe gemacht", erklärte Sauber.

Der Schweizer hat den Hindernislauf bewältigt und mit dem Telekommunikationsunternehmen Telmex 2011 einen potenten Sponsor an Land gezogen. Damit sollte die finanzielle Zukunft des Teams auf solideren Füßen stehen als vor einem Jahr.

Kobayashi ist jetzt der Teamleader, Foto: Sutton
Kobayashi ist jetzt der Teamleader, Foto: Sutton

Die Fahrer

Mit der Verpflichtung von Kamui Kobayashi bewies Peter Sauber 2010 einmal mehr, dass er ein Gespür für junge, talentierte Fahrer hat. Kobayashi ließ in seiner ersten F1-Saison seine viel erfahreneren Teamkollegen alt aussehen. Mit Sergio Perez setzt Sauber dieses Jahr erneut auf einen F1-Neuling.

Hinter vorgehaltener Hand wird zwar der potente Sponsor Telmex als Hauptgrund für die Verpflichtung genannt, doch das Team sieht in Perez Potenzial. "Sergio kommt mit seinem Verständnis der Dinge schnell auf die richtige Geschwindigkeit", sagt James Key. Mit seiner Bestzeit in Barcelona hat der Mexikaner zumindest schon bewiesen, dass er schnell Auto fahren kann.

Das Auto

"Sauber hat dieses Jahr ein solides Auto gebaut - und mit Kobayashi und Perez hat man zwei junge, talentierte Fahrer. Ich freue mich schon auf das, was wir vom Team sehen werden", erklärte Eddie Jordan abseits der Testfahrten in Barcelona. Auch im Vorjahr sah Sauber bei den Wintertests nicht schlecht aus, konnte den Level aber zu Saisonbeginn nicht halten.

Dieses Jahr sollte es für Sauber besser laufen. Beim neuen Boliden versuchte man die Fehler aus dem Vorjahr nicht zu wiederholen. Der C30 sollte aerodynamisch effizienter sein, besser in langsamen Kurven und souveräner beim Überfahren der Randsteine sowie mehr Spielraum bei der Fahrwerksabstimmung bieten. Bisher scheint der Plan aufgegangen zu sein. Der C30 überzeugte bei den Tests. Vor allem ist der Wagen deutlich bunter als sein Vorgänger, somit sollte genug Geld für die Weiterentwicklung des Autos während der Saison vorhanden sein.

Saisonziel: Konstant in die Punkte fahren

PRO:Die Zielvorgabe für 2011 lautet: "Wir wollen regelmäßig in die Punkte fahren und unsere Position in der Weltmeisterschaft der Konstrukteure klar verbessern", so Peter Sauber. Die Chancen stehen durchaus gut. 2010 holte Sauber trotz eines schwierigen Winters 44 Punkte und Platz 8. Mit einem großen Sponsor und zwei jungen Piloten im Gepäck sollte es diese Saison durchaus weiter nach vorne gehen. (Kerstin Hasenbichler)

CONTRA:Sauber hat im letzten Jahr am eigenen Leib erfahren, wie trügerisch Testzeiten sein können. Die unerwarteten und unverständlichen Defekte an den Ferrari-Motoren werden sich 2011 sicher nicht wiederholen, doch es bleibt noch ein Fragezeichen, wie konstant die junge Fahrerpaarung mögliche Punktechancen nutzen kann. Kobayashi hat seinen Wert 2010 unter Beweis gestellt, bei Perez gibt es da noch Zweifel. Das größte Problem könnte jedoch ein anderes sein: Die Konkurrenz scheint im Kampf um WM-Punkte größer denn je zu sein. Details werden den Ausschlag geben. (Stephan Heublein)