Zwar dauerte die Bekanntgabe des Vertrages von Nick Heidfeld mit Renault länger als sich einige dachten, doch Teamchef Eric Boullier hat nun erklärt, dass es für ihn schon nach den ersten Testrunden des Deutschen eindeutig war, den richtigen Mann im Auto zu haben, um den verletzten Robert Kubica zu ersetzen. Heidfeld hatte sich bei seinem Test in Jerez für das Cockpit empfohlen und Boullier gab zu, rasch beeindruckt gewesen zu sein. "Die Art und Weise, wie er ins Team kam. Er kam ins Werk, hatte eine kurze Vorstellungsrunde mit den Ingenieuren und setzte sich eine Stunde mit uns hin", sagte Boullier.

"Als er in Jerez testete, hörte ich am Funk zu und die Art und Weise, wie er mit den Ingenieuren sprach, passte genau. Ich war an dem Morgen schon halb überzeugt." Das war für den Teamchef durchaus eine kleine Überraschung, denn er hatte nicht erwartet, dass sich Heidfeld so rasch einfinden und sich als Team-Leader etablieren würde. "Ich hätte es verstanden, wenn es einige Zeit gebraucht hätte. Aber der Junge verlangte schon nach dem ersten Run einige Änderungen, wenn er beim Team bleiben sollte", meinte Boullier.

Die erste Wahl

Und genau das war für ihn der Schlüssel, denn er brauchte einen Fahrer, der technisch eine führende Rolle einnehmen konnte, während Kubica sich erholt. Daher war Heidfeld auch die erste Wahl. "Weil der Unfall so früh in der Saison passierte, stellten wir sehr schnell fest, dass wir einen erfahrenen - und natürlich schnellen - Piloten brauchen, der auch genug Charakter hat, um einige technische Entscheidungen zu verantworten oder einige Entscheidungen mit dem Team auf bestimmte Art zu treffen."

Auch Erfahrung mit den Reifen war wichtig, Foto: Sutton
Auch Erfahrung mit den Reifen war wichtig, Foto: Sutton

Hinzu kam noch der Wunsch nach einem Piloten, der möglicherweise Erfahrung mit den Pirellis und mit KERS hatte und letztendlich blieb nur Heidfeld, der alle Anforderungen erfüllte. "Außerdem hatte ich voriges Jahr einige Meetings mit ihm, weil wir die Situation mit unserem zweiten Cockpit für 2011 genau im Auge behalten wollten. Wir besprachen das sogar mit Robert. Es war aber zu früh, er wachte gerade aus dem Koma auf, aber Gerard [Lopez] redete mit ihm und Robert nannte zwei Namen: Nick und Liuzzi."

Der richtige Zeitpunkt

Entscheidend für die Fahrerwahl war klarerweise auch der Zeitpunkt. Hätte sich Kubica während der Saison verletzt, wäre ein interner Ersatzfahrer zum Einsatz gekommen, also entweder Bruno Senna oder Romain Grosjean. Der Grund dafür wäre ein einfacher gewesen: das Auto hätte bereits mehrere Entwicklungsschritte durchlaufen, daher hätte auch ein Fahrer mit weniger Erfahrung einspringen können. "Der Junge wäre dann auch schon sechs Monate bei uns gewesen, er hätte jeden gekannt, er hätte unsere Abläufe gekannt. Es wäre aber zu viel Risiko gewesen, die Verantwortung zur Entwicklung des Autos auf die Schultern von zwei jungen Männern zu legen. Es wäre dumm von mir gewesen, da etwas zu riskieren."