Ferrari hat sich mit der Bestzeit aus Barcelona verabschiedet. Kurz vor dem Ende des vierten Tages der Testfahrten fuhr Felipe Massa zu einer absoluten Fabelzeit: 1:22,625 Minuten benötigte der Brasilianer für seine schnellste Runde auf dem Circuit de Catalunya. So schnell war bislang keiner der Konkurrenten. Neben der Bombenzeit sammelte Massa auch noch 116 Runden - ein gelungener Tag für die Scuderia, der wieder einmal zeigte, dass der F150th Italia ein ernstzunehmender Anwärter auf den WM-Titel ist. Auf dem Programm der Italiener standen wieder einmal vornehmlich Longruns.

Als Einziger unterbot Felipe Massa in Barcelona die 1,23er-Marke, Foto: Sutton
Als Einziger unterbot Felipe Massa in Barcelona die 1,23er-Marke, Foto: Sutton

Bei kühlen Temperaturen um die 14 Grad - jedoch ohne Regen - landete Mark Webber auf dem zweiten Rang der Zeitentabelle. Lange Zeit hatte der Red-Bull-Pilot mit 1:23.442 Minuten die beste Zeit auf dem Konto - doch dann tauchte Massa wie aus dem Nichts auf. Webbers schnellste Runde am Vormittag resultierte aus einem Shortrun. Überhaupt hielt sich die Testfreudigkeit des Weltmeister-Teams arg in Grenzen: Webber schaffte nur 69 Runden - etwas mehr als die Hälfte im Vergleich zum fleißigen Massa. "Das war kein schlechter Tag. Wir hatten hier und da ein paar Unpässlichkeiten, aber es lief gut - das gesamte Wochenende lang", sagte Webber zum Abschluss. "Wir hatten einen sehr produktiven Testtag, keine Frage. Wir haben einen Haufen an Daten, die wir auswerten können."

Toro Rosso überzeugt abermals

Eine abermals überzeugende Performance zauberte Toro Rosso auf die Strecke. Sebastien Buemi landete in der Zeitentabelle auf dem dritten Rang und bestätigte den aufsteigenden Trend der Scuderia. Buemi war mit der Leistung des gesamten Teams vollends zufrieden. "Ich bin glücklich über das, was wir erreicht haben. Wir haben unser komplettes Programm absolviert und das Verständnis über die unterschiedlichen Pirelli-Reifen verbessert", so der Schweizer. "Wir haben in den vergangenen vier Tagen viele Daten gesammelt und es ist wichtig, diese sorgfältig auszuwerten. Das wird uns in Sachen Beständigkeit und Performance nach vorn bringen." Bereits an den ersten beiden Testtagen hatte sich Teamkollege Jaime Alguersuari jeweils unter den Top drei platziert. Der STR6 scheint Potential für höhere Aufgaben zu besitzen.

Platz vier ging an F1-Rückkehrer Nick Heidfeld. Nachdem Teamkollege Vitaly Petrov am Vortag die zweitschnellste Zeit gefahren hatte, zog der 33-Jährige zum Abschluss nach. Am Vormittag hatte Heidfeld viel Zeit verloren, weil der R31 zum wiederholten Male ein Problem mit dem KER-System hatte. Das Team scheint diesen Fehler einfach nicht in den Griff zu bekommen. Am Nachmittag gab Heidfeld dafür ordentlich Gas und schaffte noch 92 Runden.

Hamilton diesmal ohne Probleme

Wesentlich besser aufgelegt präsentierte sich McLaren am letzten Tag der Tests. Lewis Hamilton schnappte sich die fünftschnellste Zeit und umrundete den Kurs ganze 107 Mal. Von Problemen, mit denen der MP4-26 an den Vortagen zu kämpfen hatte, war aus der Box der Briten diesmal nichts zu hören. "Es war sehr aufmunternd, heute mehr als 100 Runden mit dem MP4-26 abgespult zu haben", gab Test-Teammanager Indy Lall zu Protokoll. "Das war ein beeindruckender Abschluss unserer vier Tage in Barcelona. Wir haben noch ein sehr langes Entwicklungsprogramm vor uns. Heute ging es nicht um die reine Performance, sondern darum, eine Serie an Longruns durchzuführen."

Pastor Maldonado überzeugte einen weiteres Mal. Nach seinem vierten Platz am Sonntag, reihte sich der Williams-Rookie diesmal immerhin auf Rang sechs ein. Noch wichtiger: Der Venezuelaner drehte insgesamt 121 Runden über den Circuit de Catalunya und bescherte den Briten eine Fülle nützlicher Daten. Am Nachmittag hatte der F1-Neuling für eine rote Flagge gesorgt, nachdem sein FW33 auf der Strecke stehen blieb. Ein technischer Fehler ist möglich, denkbar ist aber auch, dass dem Williams nach einer Rennsimulation das Benzin ausgegangen war.

Pastor Maldonado in der Williams-Box, Foto: Sutton
Pastor Maldonado in der Williams-Box, Foto: Sutton

"Wir haben einen weiteren produktiven Tag verbracht, aber so ging es nicht los! Wir hatten ein Problem mit dem Kühlsystem des KERS, kurz bevor es losging", verriet Williams-Technikchef Sam Michael. "Deshalb mussten wir das System heute ausschalten. Dafür hat Pastor den Morgen damit verbracht, Mapping-Runs für Cosworth zu absolvieren und neue Auspuff-Komponenten auf Temperaturen zu prüfen. Wir haben immer noch leichte Probleme mit der Zuverlässigkeit, an denen wir arbeiten müssen."

Siebter wurde Adrian Sutil. Rund 1,5 Sekunden fehlten dem Force-India-Piloten auf die Spitze. 64 absolvierte Runden sind unterer Durchschnitt. Sutil testete zum ersten Mal das Force India KERS und war mit der Leistung des Systems zufrieden. "Es lief zuverlässig und wir konnten das volle Testprogramm absolvieren", sagte er. Zudem arbeitete der Deutsche an einigen Aerodynamikteilen und Verstellungen der Fahrhöhe.

Hinter Sutil reihten sich Sergio Perez (74 Runden) im Sauber und Jerome d'Ambrosio ein. Der Virgin-Neuling hatte Vormittags Probleme an seinem Auto gemeldet und war erst 90 Minuten vor Ablauf der Session wieder auf die Strecke zurück gekehrt. Das Ergebnis waren nur 50 Runden zum Abschluss.

Perez zog ein positives Fazit, gerade im Bezug auf die neue Bereifung. "Es war ein weiterer positiver Tag. Ich habe eine Menge gelernt, vor allem über die Reifen", erklärte Perez. "Sie haben sich geändert, aber jetzt haben wir die endgültige Einstellung für den Saisonbeginn. Es war gut, dass ich heute gelernt habe, wie man aus den Pneus das Maximum heraus holt."

Schumacher nur auf Rang zehn - dafür viele Runden

Nicht schnell, aber testfreudig: Michael Schumacher, Foto: Sutton
Nicht schnell, aber testfreudig: Michael Schumacher, Foto: Sutton

Michael Schumacher vermisste man wieder einmal unter den Topzeiten. Der Mercedes-Starter landete zum Abschluss der Barcelona-Tests nur auf Platz zehn. 20 Minuten vor dem Ende der Session sorgte der Rekord-Champion dann noch für eine rote Flagge auf der Strecke. Den Silberpfeilen steht noch viel Arbeit bevor, bis der MGP W02 den ambitionierten Zielen gerecht werden kann. Immerhin: Schumacher spulte ein ordentliches Pensum ab und pilotierte sein neues Arbeitsgerät 114 Mal über den Kurs.

Was schon morgens auffiel: Auf dem Circuit de Catalunya tummelten sich nur elf Fahrer - einer fehlte. Was war passiert? Hispania Racing soll laut diverser Gerüchte am Montag in aller Frühe die Zelte abgebaut und den Kurs verlassen haben. Ein offizielles Statement der Spanier steht noch aus. Die Situation fügt sich allerdings nahtlos in die unterdurchschnittliche HRT-Performance in Barcelona ein: Dem neuen Boliden steht noch eine Menge Arbeit ins Haus, um der Konkurrenz nicht wieder nur hinterher zu fahren.

Tag für Lotus früh beendet

Für Team Lotus endete der Tag wesentlich früher, als geplant. Gegen Mittag flog Jarno Trulli aus der Kurve und setzte den T128 gegen eine Mauer. Damit war der letzte Test in Barcelona nach nur 18 Runden vorbei. "Leider fiel der Tag aufgrund des Unfalls kurz aus", erklärte Technikchef Mike Gascoyne. "Uns fehlt ein Ersatzteil, um das Auto zu reparieren." Der Unfall sei allerdings nicht Trullis Schuld gewesen, sondern habe aus einem Problem des Boliden resultiert.

Deshalb war es auch keine Überraschung, dass der Italiener auf dem letzten Platz der Zeitentabelle landete. "Das ist natürlich frustrierend. Aber für die anstehende Saison bin ich zuversichtlich. Ich freue mich auf den nächsten Test - wo auch immer der sein mag", verabschiedete sich Trulli aus Spanien.

Das ist inzwischen klar: Am 8. März kehrt der F1-Zirkus zurück nach Barcelona für weitere vier Tage Testfahrten. Darauf einigten sich die Teams nach der Absage des Bahrain-GP.