Lange Gesichter gab es zu Beginn des dritten Tages der Testfahrten in Barcelona in der Boxengasse. In der Nacht zuvor hatte es stark geregnet und auch am Sonntag hielt der Regen an. Trocken wurde es erst kurz vor der Mittagspause. Viele Teams nutzten die Chance, die Pirelli-Regenreifen besser kennen zu lernen. Dabei klagten einige Fahrer über hohen Verschleiß und Grip-Probleme, weil es bei der morgendlichen Kälte schwierig war, die Reifen auf Temperatur zu bekommen. Am Ende des Tages sicherte sich Nico Rosberg die Bestzeit. Der Mercedes-Fahrer duellierte sich kurz vor dem Ende der Session mit Vitaly Petrov um die schnellste Runde.

Bei Rosberg lief es rund

Bei den Silberpfeilen - und besonders bei Rosberg - lief es endlich mal rund. Bei den vorangegangen Tests musste Rosberg aufgrund zahlreicher Mängel am MGP W02 immer wieder an die Box. Diesmal schaffte es Michael Schumachers Teamkollege immerhin 91 Mal um den Circuit de Catalunya. Gleiches gilt für Petrov: Der Russe hatte sich in den vergangenen Tagen immer wieder über Probleme mit dem KER-System und den Bremsen den R31 beschwert.

Am dritten Tag blieb es nach 93 abgespulten Runden augenscheinlich endlich mal ruhig in der Lotus-Renault-Box. Am Vormittag hatte Petrov aufgrund des schlechten Wetters länger in der Box gestanden. Die Zeit resultierte, wie bei Rosberg, aus kurzen Runs über zwei, drei Runden. Wenn man Petrov Glauben schenkt, interessiert ihn seine Zeit überhaupt nicht. "Vergessen Sie die Test-Zeiten", hatte er noch am Freitag gefordert.

Das Tuch des Schweigens über Pastor Maldonados FW33, Foto: Sutton
Das Tuch des Schweigens über Pastor Maldonados FW33, Foto: Sutton

Lewis Hamilton hatte längere Zeit die Tabelle mit 1:23,858 Minuten angeführt, zum Schluss jedoch sieben Hundertstel Rückstand auf die Spitze. Die Zeit klingt gut, doch McLaren hatte schon wieder mit Problemen am MP4-26 zu kämpfen, deshalb schaffte der Brite nur 93 Runden. Bereits an den Vortagen hatte Teamkollege Jenson Button über massive Probleme am neuen Boliden geklagt. Hamiltons Zeit resultierte aus einer Reihe an Shortruns, die er am dritten Tag abspulte. Für ausgedehnte Longruns reichte die Zeit offenbar nicht.

Vierter wurde etwas überraschend Pastor Maldonado im Williams, nachdem er sich am Vormittag ins Kiesbett verabschiedet hatte. Froh dürfte das Team trotz der guten Platzierung trotzdem nicht sein: Der FW33 hatte Probleme mit der Lichtmaschine und verbrachte einige Zeit in der Boxengasse. 58 Runden sind definitiv zu wenig, gerade angesichts der unklaren Situation über die kommenden Testfahrten in Bahrain. Trotzdem war der Venezuelaner zufrieden: "Alles in allem ein guter Tag für uns. Wir haben ein wenig Zeit verloren, nachdem ich mich auf dem nassen Untergrund gedreht hatte. Dann hatten wir noch ein Problem am Auto und es ging weitere Zeit verloren. Der Nachmittag lief dafür gut, mit ordentlichen Zeiten, während wir verschiedene Dinge am Auto testeten. Ich denke, dass wir das Auto im Vergleich zu den Testfahrten in Jerez verbessert haben."

Angriff auf Fotografen

Schnell, schnell: Mark Webber in der Box, Foto: Sutton
Schnell, schnell: Mark Webber in der Box, Foto: Sutton

Auf dem fünften Platz der Zeitentabelle positionierte sich Mark Webber. Im Gegensatz zu Hamilton spulte der Red-Bull-Pilot zahlreiche längere Runs ab und kam auf insgesamt 138 Runden - die meisten am dritten Tag. Trotz knapp zwei Sekunden Rückstand auf die Topzeit kann Red Bull auch mit dem dritten Barcelona-Tag zufrieden sein. Etwas Kurioses passierte noch an der Box des Weltmeister-Teams: Als Fotografen versuchten, das Heck des RB7 abzulichten, vertrieben Mechaniker die Paparazzi kurzerhand mit der Hilfe von Feuerlöschern. Am hinteren Ende des Boliden scheint sich etwas Brandheißes zu befinden. Webber sorgte zwei Minuten vor dem Ende für die letzte rote Flagge und gleichzeitig den Abbruch des Tages.

Jarno Trulli erreichte einen guten sechsten Rang in der Zeitentabelle. Das, obwohl der Lotus-Pilot nur auf 48 Runden kam: Abermals hatte ein Leck am Wasserkühler den T128 lahm gelegt. "Ein etwas frustrierender Tag, weil unser Programm aufgrund von Problemen am Kühlwasser-System kürzer ausfiel", gab Technikchef Mike Gascoyne zu. "Wir wussten von dem Problem, hatten aber nicht die nötigen Ersatzteile. Deshalb mussten wir mit bereits reparierten Teilen arbeiten. Morgen bekommen wir neues Material und wollen dann mehr Kilometer abspulen."

Sergio Perez trotzte dem Regen und spulte ein ordentliches Pensum ab: Ganze 114 Mal pilotierte der Sauber-Mann seinen C30 über den Kurs. Am Ende sprang die siebtbeste Zeit heraus. "Obwohl die Strecken-Bedingungen zu Beginn nicht so gut waren, war es ein positiver Tag", berichtete Perez. "Wir haben einige Longruns absolviert und viele Informationen über die Reifen gesammelt. Ich habe eine Menge gelernt und bin mit dem Tag zufrieden."

Achter wurde Adrian Sutil. Der Force-India-Starter spulte ein ordentliches Programm mit dem VJM-04 ab und führte immer mal wieder in der Zeitentabelle. Zum Schluss hatte er zwar zweieinhalb Sekunden Rückstand auf Top-Timer Rosberg, dafür kam er mit 102 gefahrenen Runden zurück in die Box. "Das war mein zweiter, guter Tag im Auto. Der Regen gab uns die Gelegenheit einige Runden am Stück mit den Regenreifen zu fahren. Als die Strecke auftrocknete, wechselten wir auf Intermediates und gegen Ende auf weich. Dadurch wurden die Rundenzeiten besser, aber wichtiger ist, dass die Balance stimmt. Es geht in die richtige Richtung", meinte Sutil.

Toro Rosso mit zwei Piloten

Toro Rosso schickte gleich zwei Fahrer auf die Strecke. Zunächst durfte sich Testfahrer Daniel Ricciardo versuchen. "Das war ein interessanter Morgen mit wechselnden Konditionen, besonders, weil ich einer der Ersten war, die mit Slicks auf die Strecke gegangen sind. Der Tag war produktiver, als wir erwartet hatten, gerade in Bezug auf die unterschiedlichen Reifen. Meine Test-Zeit ist vorüber, dass nächste Mal sitze ich beim ersten Freien Training im Cockpit", verabschiedete sich Ricciardo aus Barcelona.

Nach 42 absolvierten Runden und einer Zeit im unteren Drittel übernahm dann Stammfahrer Sebastien Buemi. In der Zeitentabelle sprang Rang neun heraus. Solide, aber im Vergleich zu seinem Teamkollegen Jaime Alguersuari nur durchschnittlich. Der Spanier hatte an den Vortagen überrascht und sich gleich zwei Mal unter den ersten Drei platziert.

Rotes Tuch für die Rote Göttin nach Massas Ausflug ins Kiesbett, Foto: Sutton
Rotes Tuch für die Rote Göttin nach Massas Ausflug ins Kiesbett, Foto: Sutton

Auch HRT ließ zwei Fahrer auf die Strecke. Testfahrer Giorgio Mondini wurde Zwölfter, Stammfahrer Narain Karthikeyan sicherte sich die rote Laterne im 14-köpfigen Fahrerfeld. Ein Zeichen dafür, dass der Hispania-Bolide noch eine Menge Entwicklungsarbeit vor sich hat, bevor die Saison startet.

Felipe Massa erlebte einen turbulenten Tag. Der Brasilianer sorgte am Vormittag gleich zwei Mal für eine Unterbrechung. Zuerst flog er in Kurve vier von der Strecke, kurze Zeit später nochmal in Kurve acht. Immerhin nahm der F150th Italia bei den ungewollten Ausflügen keinen Schaden. Am Ende wurde er Zehnter. Während Teamkollege Fernando Alonso am Vortag zum ersten Mal unter 100 absolvierten Runden blieb, schaffte Massa mit 122 Runden das angepeilte Soll der Scuderia. Bei den Longruns hinterließ die Rote Göttin einen guten Eindruck.

Am Montag geht es mit dem vierten und letzten Tag der Testfahrten in Barcelona weiter.