Der erste Testtag in Jerez stand ganz im Zeichen des verletzten Robert Kubica. Auf den F1-Boliden war der polnische Satz "Szybkiego powrotu do zdrowia Robert" zu lesen, zu Deutsch: "Gute Besserung, Robert". Während Renault-Teamkollege Vitaly Petrov am Donnerstag bereits ins Testgeschehen eingriff, werden Nick Heidfeld und Bruno Senna erst am Wochenende im Cockpit sitzen. Bei den zweiten Saisontestfahrten sind alle Teams, mit Ausnahme von HRT vertreten.

Der Schnellste des Tages war Felipe Massa mit 1:20.709 Minuten. Auf den Plätzen zwei und drei reihten sich Sergio Perez und Mark Webber mit über einer halben Sekunde Rückstand auf den Ferrari-Piloten ein. Perez löste am ersten Tag gleich zwei Mal die rote Flagge aus. Beim ersten Mal am Vormittag war der Sauber-Pilot völlig allein auf der Strecke, was vermuten lässt, dass Perez aufgrund eines mechanischen Problems stoppte. Trotzdem fiel seine Bilanz positiv aus: "Ich bin glücklich wie der Tag heute verlaufen ist."

Perez sorgte für zwei, rote Flaggen, Foto: Sutton
Perez sorgte für zwei, rote Flaggen, Foto: Sutton

In Jerez durfte erstmals Daniel Ricciardo ran. Der Australier spulte 31 Runden ab, ehe er das Steuer an Jaime Alguersuari weitergeben musste. "Das letzte Mal saß ich vergangenen November im Auto. Glücklicherweise wusste ich noch wie man ein F1-Auto fährt", scherzte Ricciardo. Mit einer Rundenzeit von 1:21.755 Minuten fehlten ihm nur zwei Zehntel auf den Dritten Mark Webber. "Es lief heute ganz gut. Ich habe genug Runden fahren können, um mich im Auto wohl zu fühlen. Das ist wichtig. Zudem konnte ich die neuen Sachen wie KERS ausprobieren, die wie geplant zu funktionieren scheinen", so der Toro Rosso-Testfahrer.

VJM04 mit Kinderkrankheiten

Die dritte, rote Flagge des Tages ging auf die Kappe von Petrov, der sich in Kurve eins drehte und im Schotter steckenblieb. Bereits in der ersten Session lief für den Russen nicht alles reibungslos. Das Team entdeckte an dessen R31 ein Ölleck. "Wir haben einiges an Zeit wegen des Öllecks zur Mittagszeit verloren, aber wir konnten das Meiste aus unserer Streckenzeit herausholen und ich konnte am Nachmittag gut am Setup arbeiten", sagte Petrov, der vor allem die stark abbauenden Hinterreifen für seine Setupprobleme verantwortlich machte.

Mit Kinderkrankheiten hatte Force India zu kämpfen. Deshalb bekam man Adrian Sutil im VJM04 erst in der zweiten Session häufiger zu Gesicht. Die Rundenzeiten standen für Force India nicht im Vordergrund, sondern so viele Kilometer wie möglich zu fahren. "Obwohl wir am Morgen ein Problem mit dem Unterboden hatten und nur wenig fahren konnten, haben wir immerhin 28 Runden absolviert. Das ist für ein neues Auto nicht schlecht. Ich hatte ein gutes Gefühl im Auto, unser Ziel für morgen lautet, noch mehr Runden zu fahren und uns die verschiedenen Reifenmischungen anzusehen", erklärte Sutil.

Rosberg übte fleißig Starts, Foto: Sutton
Rosberg übte fleißig Starts, Foto: Sutton

Williams verlor wertvolle Testzeit aufgrund eines Problems mit dem Aktor am Heckflügel. "Das Problem ist einfach zu lösen, aber es braucht seine Zeit", twitterte Williams. Erst 25 Minuten vor Testende fuhr Pastor Maldonado seine erste, gezeitete Runde. Viel mehr Kilometer spulte Nico Rosberg ab, wobei der Mercedes GP-Pilot seinen Fokus auf Startübungen legte. Kein Pilot absolvierte so viele Starts wie er. Hinter Rosberg landete Jarno Trulli auf Rang zehn, doch der Lotus-Pilot war mit seinem Wagen nicht ganz glücklich. "Das Problem am Nachmittag hat unsere Testzeit limitiert. Trotzdem sind wir dort, wo wir stehen sollen - in der Nähe des Mittelfeldes", erklärte der Italiener.

Aufsehenerregende Aufbauten

Für Aufsehen sorgte Ferrari mit einem radikal aussehenden, aerodynamischen Teil am F150. Doch die Scuderia wollte damit nicht die Kritiker verstummen lassen, die dem Team ein zu konservatives Design vorwerfen, sondern das Teil diente lediglich zum Sammeln von Daten. Ein ähnliches Teil hatte auch McLaren hinten am MP4-26. Auffällig war, dass viele Teams scheinbar fleißig an einer eigenen Version des Auspuffs von Lotus Renault arbeiten. Mark Webbers RB7 zog die Blicke der Konkurrenz auf sich, weil sich statt der üblichen Aero-Finne hinter dem Cockpit eine klaffende Öffnung befand.

Abgesehen von den Messgerätfahrten am Vormittag konzentrierte sich Lewis Hamilton auf Systemchecks am neuen Auto, erste kleine Setupveränderungen und das Debüt des neuen KERS im MP4-26. "Heute drehte sich hauptsächlich alles darum, das Auto zu überprüfen - es war also nicht einer der spannendsten Tage, aber es war wichtig, um sicherzustellen, dass alles läuft", so Hamilton, der noch keine Long Runs fahren konnte. "Trotzdem fühlt sich das Auto im Vergleich zum letzten Jahr gut an. Es scheint ein guter Schritt gegenüber dem MP4-25 zu sein."

Bei Virgin bestritt Timo Glock den ersten echten Testtag mit dem neuen Auto. Am Mittwoch hatte das Team die Strecke in Jerez bereits für Filmaufnahmen gemietet. "Wir hatten ein Problem am Vormittag und verloren dadurch etwas Zeit, aber danach lief alles und wir konnten viele Runden abspulen", freute sich Glock. Abgesehen von den Problemen am Vormittag war er mit dem Debüt des Autos zufrieden. "Es war also ein guter Start", betonte er.