Pro: Starke Fahrerpaarung & F-Kanal

von Kerstin Hasenbichler

Mit dem F-Kanal gelang McLaren 2010 ein echter Geniestreich. Der britische Rennstall bewies damit, dass man weder einen starken Partner wie Mercedes - die beiden Hersteller trennten sich nach 15 Jahren - braucht, noch ein Design-Genie wie Adrian Newey, um innovative Ideen zu entwickeln und umzusetzen.

Die Konkurrenz versuchte das System, mit dem absichtlich ein Strömungsabriss beim Heckflügel erzeugt wurde, zu kopieren - allerdings mit mäßigem Erfolg. Zwar passierte McLaren im Laufe der Saison der eine oder andere Missgriff in Sachen Weiterentwicklung, was das Team etwas zurückwarf, doch der F-Kanal funktionierte bis zum Schluss bei keinem Team so gut wie bei McLaren.

Jenson Button traf die richtigen Entscheidungen, Foto: Sutton
Jenson Button traf die richtigen Entscheidungen, Foto: Sutton

Doch der britische Rennstall sicherte sich Platz zwei in der Konstrukteurswertung nicht nur mit Hilfe des F-Kanals, sondern auch durch seine Fahrerpaarung. Mit Lewis Hamilton und Jenson Button hatte das Team eines der stärksten Fahrerpaarungen 2010. Der von den Medien am Anfang des Jahres prognostizierte GAU blieb aus. Die beiden, britischen Weltmeister verstanden sich bestens, von Streit oder Missgunst keine Spur - davon konnten andere Teams diese Saison nur träumen.

Contra:

von Stephan Heublein

Ein Geniestreich allein reicht in der heutigen Formel 1 nicht aus, um gegen die starke Konkurrenz zu bestehen. Das erfuhr McLaren in der Saison 2010 am eigenen Leib. Obwohl der Red Bull RB6 vom ersten Rennen an das schnellste Auto im Feld war, sicherte sich McLaren zu Saisonbeginn einige Siege - dank des cleveren F-Kanals, glücklicher Strategien und guter Zuverlässigkeit. Das war's dann aber auch schon.

Lewis Hamilton fabrizierte öfter Schrott, Foto: Sutton
Lewis Hamilton fabrizierte öfter Schrott, Foto: Sutton

Bereits zur Saisonmitte betete Lewis Hamilton immer wieder herunter, dass der McLaren nicht das schnellste Auto sei und das Team dies nur mit Glück und Können überspiele. Als dann neue Aerodynamikpakete den Rückstand auf Red Bull und auch Ferrari aufholen sollten, ging der Schuss nach hinten los - der angeblasene Diffusor wurde zum angebratenen Heck. McLaren baute hin und her und litt - ebenso wie Mercedes GP - unter dem Fehlen von Testfahrten. Die Zeit in den Freitagstrainings war zu kurz, die Abstimmung dadurch beeinträchtigt.

Gegen Saisonende fielen die Silbernen noch weiter zurück, so dass der Fahrertitel beim Finale nur noch eine rein mathematische Möglichkeit war. Hinzukamen Fehler von Hamilton, der wichtige Punkte durch Unfälle wie in Monza und Singapur wegwarf. Im Gegensatz zu Jenson Button zeigte Hamilton aber seinen Speed. Der Weltmeister von 2009 fuhr im Schlussdrittel der Saison chancenlos hinter seinem Teamkollegen und den Titelrivalen her. Button war konstant, machte keine Fehler, war aber einfach zu langsam.

Teamzeugnisse: Eine Saisonbilanz aller zwölf Formel-1-Teams lesen Sie in der neuen Ausgabe des Motorsport-Magazins - Noten für alle von Red Bull bis Virgin. Ausgabe 16 ist im Handel erhältlich oder am besten direkt online bestellen: