"Ich glaube, wir haben nie zuvor mit einer solch hohen Schlagzahl in der Weiterentwicklung gearbeitet wie dieses Jahr", bekennt James Allison, der Technische Direktor des Renault-Teams. "Ich weiß nicht, ob die Zahl unserer Neuerungen die höchste aller Zeiten ist. Aber der durchschnittliche Zeitgewinn über eine Runde vom ersten bis zum letzten Rennen der Saison war nachweislich noch nie so groß."

In Zahlen ausgedrückt: Der Renault R30, der am kommenden Wochenende in Abu Dhabi an den Start gehen wird, ist rund zwei Sekunden pro Runde schneller als die Version, mit der das Team im März in Bahrain die Saison begann. Diese Zahl verdeutlicht, wie atemlos das Renault F1 Team die Weiterentwicklung vorantreiben musste, um seine Position innerhalb des Feldes verteidigen zu können.

Blown Diffusor & F-Schacht

Aber wie lassen sich zwei Sekunden mit einem Auto finden, das schon in seiner ersten Ausbaustufe sehr ausgereift war? Zwei Technik-Highlights, die dieses Jahr Schlagzeilen machten, waren sicherlich der angeblasene Diffusor und der F-Schacht - Neuerungen, die auch alle anderen führenden Teams innerhalb der Saison einführten. Darüber hinaus rückte der Renault R30 mit zehn verschiedenen Frontflügel-Konstellationen, fünf Unterböden, zwei Motorverkleidungen, sechs Heckflügel-Versionen, sieben Ausführungen der vorderen sowie drei Varianten der hinteren Bremskühlung und Luftführung aus.

Wobei diese Aufzählung nur die größeren Upgrades berücksichtigt. "Das Ziel lautet immer, die Performance des Autos so weit zu steigern wie nur möglich. Und das erfordert, bei jedem Rennen mit weiterentwickelten Teilen anzutreten", fährt James Allison fort. "Besonders stolz bin ich darauf, wie die vielen Mitarbeiter unserer Chassis-Abteilung in Enstone zusammengehalten haben - vom Konstruktionsbüro bis zu den Jungs in der Fertigung - damit wir unser Auto so schnell wie möglich weiter voranbringen."

Wenn der Technische Direktor eine einzelne Entwicklung hervorheben soll, wählt er ohne zu zögern den F-Schacht, der am Renault R30 ab dem Großen Preis von Belgien eingesetzt wurde. "Wir gehörten zwar nicht zu den ersten, die diese Neuerungen einführten, aber wir sind stolz darauf, dass er bei uns vom ersten Training an gut funktionierte", betont Allison. "Außerdem zeigten wir den ersten F-Schacht, der den erwünschten Strömungsabriss nicht bloß am oberen Flap, sondern am Hauptblatt des Heckflügels ermöglichte. Dieses Layout senkte den Luftwiderstand auf den Geraden stärker als die Lösungen der gegnerischen Teams. In Spa brachte uns der F-Schacht beispielsweise einen Gewinn von mehr als einer halben Sekunde pro Runde."

Der massive Zeitgewinn des F-Schachts ist unbestritten - ebenso wie die Tatsache, dass ein immenser Aufwand nötig war, um diesen Luftkanal in das fertige Auto zu integrieren. "Das stellte unsere Konstruktions-Ingenieure vor eine echte Herausforderung", erinnert sich James Allison. "Das sogenannte Packaging, also der sinnvolle Einbau ins Auto, war natürlich sehr aufwendig, da der Renault R30 ohne dieses Hilfsmittel geplant worden war. Es leuchtet ein, dass wir für dieses Projekt sehr viel Aufwand betrieben haben." Und da eine atemlose Hatz durch die Saison nach der anderen folgt, endet das Entwicklungs-Wettrennen nicht in Abu Dhabi. Die Aufmerksamkeit verschiebt sich nur vollständig auf das nächstjährige Auto.

Auch weil einige wesentliche Reglementsänderungen anstehen, erwartet der Technische Direktor 2011 einen mindestens so intensiven "Dauerlauf" durch die Saison: "Die größten Herausforderungen für alle Teams sind das Verbot des doppelten Diffusors, die Rückkehr der Energie-Rückgewinnung KERS und der Umstieg auf Pirelli-Reifen. Wir richten uns auf einen nicht minder gnadenlosen Entwicklungs-Wettkampf ein wie dieses Jahr. Und wir hoffen darauf, dass wir auch 2011 unseren Weg zurück an die Spitze des Feldes fortsetzen werden."