Zwar wurde schon vorher davon geredet, aber spätestens seit dem Rennen in Korea kreist das Gespenst der Teamorder ganz dicht über den Köpfen der Red-Bull-Racing-Verantwortlichen Christian Horner und Dr. Helmut Marko. Horner versuchte gegenüber der österreichischen Nachrichtenagentur APA noch einmal zu betonen: "Beide Fahrer werden absolut gleich behandelt." Dennoch musste auch der Teamchef zugeben, dass es irgendwann keinen Sinn mehr macht, beide Fahrer gleich zu behandeln. "Es gibt einen Punkt, ab dem die Mathematik diktiert, was der beste Ausgang für das Team ist."

Red-Bull-Motorsportberater Marko versuchte das Dilemma ein wenig anders zu beschreiben: "Wir werden genau kalkulieren, wer wo und wann ins Ziel kommen muss, damit es sich für Webber oder Vettel ausgeht." Dabei ist die Ausgangsposition denkbar einfach. Fernando Alonso hat vor dem vorletzten Saisonrennen in Brasilien elf Punkte Vorsprung auf Mark Webber und 25 Zähler Guthaben auf Sebastian Vettel, der als WM-Vierter einen Punkt hinter Lewis Hamilton liegt. Damit ist also klar, Vettel muss in Brasilien mehr Punkte machen als Alonso, sonst ist es für ihn vorbei. Andererseits kann auch Webber jeden Zähler gut gebrauchen.

Eine Teamorder wollte Red Bull bislang jedenfalls immer ablehnen, auch vor dem Hintergrund, dass sie eigentlich verboten ist und man Ferrari hart kritisiert hatte, als in Hockenheim Alonso an Felipe Massa vorbeigelotst wurde. Horner meinte deshalb nun noch einmal: "Beide Fahrer sind noch im WM-Rennen." Deswegen will er auch nichts verändern und beiden Fahrern freie Fahrt lassen, solange beide noch Chancen auf den Titel haben. Sollte sich das Szenario nach Brasilien geändert haben, könnte aber umgedacht werden. "Wir müssen alle Szenarien berücksichtigen", sagte Horner. "Beide sind Teamplayer."