Bis zum Rennen blieb das befürchtete Chaos in Korea aus. Die Strecke war gut, der Asphalt hielt und selbst die Zuschauer strömten in Scharen an die Strecke - am Sonntag gab es sogar 20 Kilometer lange Staus auf dem Weg zum Kurs. Doch kaum sollte es losgehen, begann das Chaos - Regen, Gischt und schlechte Sicht beherrschten den Sonntag.

Trotzdem lag Sebastian Vettel sicher auf Sieg- und WM-Kurs. Bis zehn Runden vor Schluss führte er das Rennen klar an, hätte mit einem Sieg nach einem Ausfall seines Teamkollegen und WM-Spitzenreiters Mark Webber sogar die WM-Führung übernommen. Doch dann wurde er langsamer, Fernando Alonso und Lewis Hamilton holten immer schneller auf - bis Vettels Renault-Motor platzte und er mit einem brennenden und rauchenden Heck am Streckenrand ausrollte. Vettel musste sogar selbst zum Feuerlöscher greifen, um sein Auto zu schützen.

"In Kurve 17 habe ich eine Zylinderreihe komplett verloren", erklärte Vettel. "Dann bin ich noch zwei Kurven mit vier Zylindern weitergefahren, die Power war bereits weg, es war nur noch eine Frage der Zeit, bis ich anhalten musste." Der Motorschaden kam für Vettel ohne Vorankündigung und plötzlich. Den Ausfall seines Teamkollegen nahm er gelassen. "Ich wusste, dass es noch ein sehr langes und schwieriges Rennen sein würde - so kam es auch."

Natürlich sei er enttäuscht, aber den Ausfall wertet er als nicht allzu tragisch. "Es ist gravierend für die WM, aber noch nicht zu Ende", betont Vettel. "Ich habe alles richtig gemacht und keinen Grund, das Kinn sinken zu lassen. Wir haben noch zwei Rennen und werden versuchen, Spaß zu haben und das Maximum herauszuholen."

Alonso zurück an der Spitze

Alonso sagte nach Vettels Ausfall danke, staubte den Sieg und 25 WM-Punkte ab. Damit führt der Spanier die WM-Tabelle vor Webber und Lewis Hamilton an, der sich als Zweiter in der WM an Vettel vorbei schob. Der Deutsche hat jetzt 25 Punkte Rückstand auf Alonso. Mit Interlagos und Abu Dhabi sind nur noch zwei Rennen zu fahren - also 50 Punkte zu vergeben.

"Es war eines der besten Rennen des Jahres für das Team", freute sich Alonso über den doppelten Podestplatz, den Felipe Massa als Dritter abrundete. "Wir sind das ganze Wochenende konkurrenzfähig gewesen." Schon im Qualifying habe man die Gewissheit gehabt, dass das Auto konkurrenzfähig sei. "Mit dem neuen Punktesystem kann in einem Rennen alles passieren. Noch ändert sich nichts. Klar, hatten Webber und Vettel viel Pech, es kommt darauf an, konstant auf das Podest zu fahren - das ist der Schlüssel zur WM."

Lewis Hamilton zeigte sich ebenfalls zufrieden mit Platz 2. "Ich bin happy", sagte er. "Klar, ich habe kleinere Fehler begangen, aber die Bedingungen waren nicht einfach. Fernando ist toll gefahren, sie hatten etwas mehr Glück. Meine Hinterreifen waren total runter gefahren. Ich habe heute Punkte geholt und hoffe, dass wir in den letzten Rennen noch bessere Ergebnisse einfahren."

Webber reißt Rosberg raus

Die entscheidende Szene für den WM-Kampf ereignete sich wenige Runden nach der Rennfreigabe. Mark Webber verlor auf der nassen Fahrbahn auf Position 2 liegend sein Auto, drehte sich und schlug in die Mauer ein. "Ich kam durch Kurve 12 und war außen auf dem Kerb. Dort habe ich das Auto verloren", gab Webber zu. "Es war mein Fehler. Ich knallte in die Wand, aber das Auto rollte auf die andere Seite und Nico [Rosberg] hat mich getroffen."

Rosberg hatte an der Kollision keine Schuld, war aber trotzdem draußen. "Ich konnte nicht vorher sehen, wohin sich Webber drehen würde. Normalerweise bremst man dann und steigt in die Eisen, damit er nicht weiter rollt, das hat er aber nicht. Er rollte immer weiter und hat mich überrascht. Das ging in die Hose. Ich habe die falsche Ecke gewählt, ihn erwischt und Ende."

Schwierige Bedingungen

Das Rennen begann mit zehnminütiger Verspätung hinter dem Safety Car. Doch bereits nach drei Runden musste die Rennleitung abbrechen, weil die Bedingungen aufgrund starker Gischt und anhaltenden Regens nicht fahrbar waren. Nach einer Stunde Pause ging es erneut hinter dem Safety Car weiter.

Einige Fahrer wie Lewis Hamilton forderten schon vorher eine Rennfreigabe, wie schwierig es aber auch so war, zeigten die Abflüge, vor allem jener Fahrer, die es riskierten früh auf Intermediates zu wechseln.

Neben Rosberg und Webber sahen auch Jarno Trulli (nach Kollision mit Bruno Senna), Lucas di Grassi (Unfall), Sebastien Buemi sowie Timo Glock (Kollision), Vitaly Petrov (Unfall) und Adrian Sutil (Kollision mit Kamui Kobayashi) die Ziellinie nicht.

Neben Alonso und Hamilton stand Felipe Massa im zweiten Ferrari auf dem Podium. Knapp am Podest scheiterte Michael Schumacher. Der Deutsche stellte als Vierter sein bestes Saisonergebnis ein und sicherte Mercedes GP wichtige Punkte im Kampf um WM-Rang 4. Robert Kubica begrenzte den Schaden für Renault.

Eigentlich lagen beide Williams-Fahrer Rubens Barrichello und Nico Hülkenberg vor dem Polen, doch beide schmissen ihre Plätze in den letzten Runden mit Ausrutschern weg. Die Top-10 komplettierten Tonio Liuzzi, Rubens Barrichello, Kamui Kobayashi, Nick Heidfeld und Nico Hülkenberg.