1. Warum fiel Hamilton zurück?

Im Kampf um den Sieg spielte Lewis Hamilton keine Rolle - dafür war Red Bull zu überlegen. Trotzdem war mehr drin als Platz fünf. "Ich fuhr ganz normal mein Rennen als ich plötzlich in den dritten Gang schaltete und ihn nicht hineinbekam", erklärte Hamilton. "Ich hatte ihn sowie den ersten und zweiten Gang verloren und konnte nur die Gänge vier bis sieben nutzen."

Dabei arbeitete in Hamiltons McLaren ein neues Getriebe. Sein altes Getriebe musste vor dem Qualifying ausgetauscht werden, weil es bei seiner Kollision mit Mark Webber in Singapur Schaden genommen hatte. "Nun befürchte ich, dass ich das Getriebe noch einmal wechseln muss und wieder eine Strafe bekomme", sagte Hamilton. Am Ende war er mit Platz fünf hoch zufrieden. "Um ehrlich zu sein, dachte ich nicht, dass ich das Rennen beenden würde. Das Getriebe hat laute Geräusche von sich gegeben. Ich habe meine Finger gekreuzt und versucht, nicht allzu viel die Gänge zu wechseln."

2. Warum ging Buttons Strategie nicht auf?

Während Lewis Hamilton, trotz seiner Strafversetzung wegen des Getriebewechsels, mit den weichen Reifen in die Qualifikation und damit das Rennen startete, wählte Jenson Button die harte Reifenmischung für seinen Angriff in Q3. Die Idee dahinter: Button wollte seinem Ruf als Reifenflüsterer gerecht werden, mit den harten Reifen lange fahren, während seine Konkurrenten vor ihm mit abbauenden weichen Reifen zu kämpfen hätten.

Doch der Plan scheiterte. "Zu Beginn des Rennens hatten die Fahrer vorne weniger Probleme mit den Option-Reifen als wir gedacht hatten, das ist enttäuschend", gestand Button, der zu lange auf seinen harten Reifen draußen blieb und dadurch Zeit verlor. "Wir hätten auf die Options wechseln sollen, als die anderen auf Primes gingen, nachdem wir sahen, dass die Leute auf Option schnell waren und ich weder wegziehen oder Druck auf Alonso und Lewis machen konnte."

3. Warum verloren Kubica und Rosberg Räder?

Plötzlich fehlte Robert Kubica ein Rad, Foto: Sutton
Plötzlich fehlte Robert Kubica ein Rad, Foto: Sutton

Gleich zwei Mal flog ein Hinterrad durch die Gegend. Das erste Opfer war Robert Kubica, der ausgerechnet in der Safety-Car-Phase zu Rennbeginn auf Position zwei liegend sein rechts Hinterrad verlor. "Ich habe das Auto beim Aufwärmen der Reifen beinahe verloren", verriet der Pole. "Ich dachte erst, es wäre die Antriebswelle, wie in Silverstone oder ein anderes technisches Problem. Es war schwierig, dem Safety Car zu folgen, also bin ich zur Seite gefahren und dann verlor ich das Rad."

Die genaue technische Ursache konnte Teamchef Eric Boullier nach dem Rennen noch nicht verraten. Genauso verhielt es sich bei Nico Rosberg. Der Deutsche flog sechs Runden vor Rennende heftig in die Reifenstapel ab, als etwas am Heck seines Silberpfeils brach - dabei verlor er das linke Hinterrad. "Die Hinterachse ist gebrochen", sagte Rosberg. Ross Brawn konnte noch keine Unfallursache nennen: "Wir werden den Grund für Nicos Unfall jetzt gründlich untersuchen."

So oder so konnte Christian Danner die Zwischenfälle nicht nachvollziehen. "Dass Rosberg ein Rad verloren ging, darf nicht sein - das war ja schon mal so. Michael ist es auch in Malaysia passiert", erinnerte er. "Das kann nicht sein. Das gilt genauso für Renault."

4. Warum ließ Heidfeld Kobayashi durch?

Kamui Kobayashi war der Held seines Heimrennens. Gleich reihenweise überholte der Japaner seine Gegner in der Haarnadel. Sein letztes Opfer war sein Teamkollege - allerdings setzte sich Nick Heidfeld nicht zur Wehr. "Nein, ich bin nicht sauer", sagte er nach der Teamtaktik. "In der Formel 1 gibt es nun mal Teams. Ich hätte ihn mit Sicherheit hinter mir halten können, aber darum ging es nicht. Es war wichtig für das Team, Kamui war auf einer anderen Strategie unterwegs."

Der Japaner fuhr auf den frischeren Option-Reifen und war zu diesem Zeitpunkt viel schneller als Heidfeld auf den abgefahrenen harten Reifen. Hinterher hätte auch Heidfeld auf diese Strategie setzen sollen. "Ich wurde am Anfang von Rubens Barrichello aufgehalten, danach von Michael Schumacher, der seinerseits hinter Nico Rosberg hing", erklärte er. "Ich hing Michael nicht im Getriebe, aber hier reicht es, wenn du zwei Sekunden dahinter bist - dann verlierst du sehr viel Abtrieb. In dieser Phase habe ich viel Zeit verloren. Möglicherweise war die andere Strategie besser."

5. Warum ließ Rosberg Schumacher nicht durch?

Die Mercedes durften sich gegenseitig jagen, Foto: Sutton
Die Mercedes durften sich gegenseitig jagen, Foto: Sutton

Während Heidfeld seinen schnelleren Teamkollegen mit der anderen Strategie vorbei ließ, gab es bei Mercedes GP einen Zweikampf der Silberpfeil-Piloten. "Das ist Sport", freute sich Rosberg. "Es war für die Fans schön anzusehen und ein paar Mal war es extrem eng. Es ist klasse, dass wir teamintern kämpfen dürfen und es keine Anweisung gab, die Positionen zu halten." Im Gegenteil: Das Team teilte den Fahrern mit, dass es keine Teamorder gebe - sie aber ja vorsichtig miteinander umgehen sollten. Gespreißelte Frontflügelendplatten gab es schon in Spa.

"Ich habe gefragt, ob es mehr Sinn macht, mich durchzulassen, um etwas nach vorne ausrichten zu können oder um nicht Druck von hinten zu bekommen", verriet Schumacher. "Aber man hat entschieden, es so zu lassen und das war im Endeffekt okay." Als Rosberg ausfiel, konnte Schumacher allerdings eine Sekunde schneller fahren. "Das Team hat kalkuliert, ob es Sinn macht und gesagt, ich soll es auf natürliche Weise versuchen. Das hat Spaß gemacht - in der Schikane wäre ich, wenn er nicht mein Teamkollege gewesen wäre, wohl vorbeigekommen." Rosberg sah das anders: "Meine Reifen hatten nach so vielen Runden gelitten, aber es reichte, um Michael hinter mir zu halten."

6. Warum kollidierten Petrov und Hülkenberg?

Den ersten Knall gab es direkt beim Start: Vitaly Petrov knallte in den Williams von Nico Hülkenberg. "Ich hatte einen schlechten Start, viel durchdrehende Räder - ich kam nicht vom Fleck", sagte Hülkenberg. "Dann sah ich einen gelben Pfeil und es war Ende." Der Deutsche sieht den Zwischenfall als Rennunfall an. "Ich kann als schlecht Startender nicht viel machen, die die von hinten mit Überschuss kommen, können auch nicht viel machen."

Petrov beschrieb die Situation so: "Ich hatte einen guten Start und konnte Massa überholen. Als ich an Nico - mit Heidfeld an meiner rechten Seite - vorbeigehen wollte, fuhr er plötzlich nach links. Ich musste ebenfalls nach links, um Nico auszuweichen." Dabei traf er Hülkenbergs Auto. Die Rennkommissare hielten das für vermeidbar und versahen den Russen mit einer Strafversetzung um fünf Plätze für das nächste Rennen.

7. Warum kollidierten Massa und Liuzzi?

Bereits in der ersten Kurve endete das Rennen von Felipe Massa und Tonio Liuzzi - der Italiener war daran jedoch unschuldig. "Ich war einfach nur Passagier", sagte Liuzzi. "Ich hatte einen tollen Start und kam vor der ersten Kurve an fünf oder sechs Autos vorbei und dachte, ich wäre recht sicher. Als ich dann aber in Kurve eins ging, sah ich Felipe innen kommen - ich weiß nicht, ob an seinem Auto etwas kaputt war, aber er schien wie eine Rakete in mich rein zu schießen. Ich denke, er hatte zu der Zeit sein Auto nicht unter Kontrolle."

Felipe Massa torpedierte Tonio Liuzzi, Foto: Sutton
Felipe Massa torpedierte Tonio Liuzzi, Foto: Sutton

Felipe Massa sah ebenfalls keine Schuld bei sich. "Rosberg stand vor mir und erwischte einen sehr schlechten Start", erzählte Massa. "Zuerst versuchte ich links vorbeizugehen, aber da war Sutil. Danach fuhr ich nach rechts und fand mich schnell auf dem Gras und dem Kerb wieder. Danach war ich nur mehr Passagier", verwendete er die gleiche Formulierung wie Liuzzi. Der Zusammenstoß der beiden Passagiere hatte keine Folgen - die Rennkommissare sprachen keine Strafe für Massa aus.

8. Warum fiel Sutil aus?

Bis acht Runden vor Schluss lag Adrian Sutil auf Punktekurs - dann gab sein Force India ganz offensichtliche Rauchzeichen. Ein Ölleck stoppte die Fahrt des Deutschen, der in Runde 45 beinahe in der 130R auf seinem eigenen Öl ausgerutscht wäre. "Ich fühlte, wie das Auto wegbrach und das war es: ich musste an die Box", sagte er. "Wir wussten erst nicht, was nicht stimmte, aber als ich stoppte, sahen wir das Öl aus dem Auto kommen."

9. Warum flog di Grassi ab?

Den ersten Unfall gab es noch vor dem Start: Lucas di Grassi verlor auf dem Weg in die Startaufstellung die Kontrolle über seinen Virgin und zerstörte das Auto schwer. "Wir wissen nicht, was passiert ist", erklärte er. "Es war nichts Ungewöhnliches. Ich habe einfach die Kontrolle verloren und konnte nichts dagegen machen."

Auch Virgin-Teamchef John Booth konnte nicht sagen, was passiert war. "Zum Glück blieb Lucas bei seinem Unfall auf dem Weg in die Startaufstellung unverletzt. Wir haben alle Informationen von seinem Auto studiert und es gibt kein Anzeichen eines Defekts", meinte Booth. Möglicherweise kam er mit nicht richtig aufgewärmten Reifen auf den Schmutz und verlor dort die Kontrolle über das Auto.